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Chinesen müssen starken Mann markieren

Da musste ich mir doch die Augen reiben: «China bemängelt Hygiene in Schweizer Schlachthöfen». So lautete die Schlagzeile Anfang Juni in den Medien. Ehrlich gesagt, ich war noch nie in China. Aber gehört habe ich bis jetzt vor allem von Hunden, Schlangen oder Ratten in chinesischen Menüs. Gelesen zum Beispiel einen Artikel auf Spiegel Online, in dem von 8300 toten Schweinen die Rede war, die aus einem chinesischen Fluss gezogen wurden, entsorgt von Grossbauern. Man stelle sich so etwas in der Schweiz vor.
Die chinesischen Inspektoren, die im letzten Jahr Schweizer Schlachthöfe begutachteten, hätten unter anderem beobachtet, wie eine Packung mit Innereien kurz die Wand berührte. Zudem fanden sie etwas Schmutz auf einem Schlauch, der von einer Eismaschine wegführte, schrieb die NZZ am Sonntag. Das reichte offenbar, um den Schweizer Schlachtbetrieben die Exportlizenz zu verweigern. Dabei geht es vor allem um Innereien, Füsschen und Schwänzchen, die bei uns als Schlachtabfälle entsorgt werden, in China aber offenbar sehr beliebt sind. Und mit einem Pro-Kopf-Konsum von fast 40 Kilo jährlich ist der Bedarf natürlich beträchtlich. Ob da nun jemand den starken Mann markieren muss?
Ich denke an die Pestizide in Gemüse, das Fungizid in Kürbiskernen oder das Nikotin in Steinpilzen, die das kantonale Labor Zürich vor zwei Jahren in Lebensmitteln nachgewiesen hatte. Oder an die tiefgekühlten Erdbeeren, die im letzten Jahr in Deutschland bei 11000 Kindern zu Brechdurchfall führten. Eigentlich leuchtet es ein, dass China uns irgendwie zeigen möchte, dass man dort bei der Hygiene keine Kompromisse eingeht. Gerade jetzt, wo wir künftig mit mehr chinesischen Produkten rechnen müssen. Wie glaubwürdig das daher kommt, ist hingegen wieder eine andere Sache. Denn unsere Schweinefüsschen landen offenbar auch so in China: Über Zwischenhändler im Ausland. Ich bin mir sicher, auch dort liesse sich ein Drecklein auf einem Schlauch finden, wenn man genug genau hinschauen würde.

Dieser Text ist als Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen.

Veröffentlicht in Blog

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