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Das Offensichtliche ist nicht das Beste

Linda Marugg referierte über künftige Verpackungen bei Migros.

Der Migros Genossenschaftsbund sucht nach neuen Verpackungslösungen für seine Produkte. Noch wartet man auf den grossen Wurf. Kunststoffe aus pflanzlichem Material sind aus ökologischer Sicht oft nicht besser als «normaler» Plastik.

Das Versprechen steht: Migros will bis Ende 2020 über 6000 Tonnen Verpackungsmaterial ökologisch optimieren. Und das Thema beschäftigt die Kunden: «Bei Gemüseanfragen bei der Migros-Infoline geht es bei einem beträchtlichen Teil der Fälle um die Verpackung», sagte Linda Marugg am Weiterbildungsseminar für Arbeitnehmende im Gemüsebau in Maienfeld. Sie ist beim Migros Genossenschaftsbund (MGB) Category Managerin Gemüse und dabei auch für neue Verpackungslösungen verantwortlich. Sie erklärte den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern, wie ihr Arbeitgeber an der optimalen Verpackungslösung der Zukunft arbeitet.

Der MGB verfolgt die grundsätzliche Strategie: Vermeiden, Vermindern, Verwerten. Konkret heisst das beispielsweise, Umverpackungen weglassen, Beuteldicken reduzieren oder konsequent rezyklierbares Material verwenden. Verpackungen schützen primär das Produkt oder und helfen bei der Optimierung der Vermarktung. Solche Kernfunktionen müssen auch dann noch erfüllt sein, wenn Verpackungen ökologisch optimiert werden, sagte Marugg. Beutel dürfen also nicht reissen, weil die eingesetzte Folie zu dünn ist.

«Bei ökologischen Optimierungen erstellt Migros für alle in Frage kommende Verpackungen eine Ökobilanz», erklärte Marugg. Für Migros zähle hier aber die Gesamtumweltbelastung und nicht «nur» die CO2. Dabei werde der ganze Lebenszyklus des Materials betrachtet, von der Rohmaterialgewinnung, Herstellung bis zur Entsorgung. Und bei der ganzheitlichen Betrachtung weisen Biokunststoffe, die beispielsweise aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt werden, oft entgegen den Erwartungen keine geringere Umweltbelastung auf als herkömmliches Material aus fossilen Rohstoffen. Denn der Anbau der landwirtschaftlichen Rohstoffe bringt durch Düngung, den Pestizideinsatz und die Bewässerung oft erhebliche Umweltbelastungen mit sich. «Oft ist das Offensichtliche bei den Verpackungen nicht das Beste», sagte Marugg. Eine Kartonverpackung beispielsweise schneidet zwar bei der Umweltbelastung besser ab als die gleiche Menge Kunststoff. Doch in der Praxis brauche es oft viel weniger Kunststoff als Karton, weshalb das Resultat der Ökobilanz dann zum Vorteil des Kunststoffs kippe. Ähnlich liegt der Fall beispielsweise bei Verpackungen aus Zellulose, die bei Zwiebeln getestet wurden. «Bei der Ökobilanz besteht hier praktisch kein Unterschied zu Kunststoff, weil es bei der Zelluloseverpackung einfach viel mehr Rohstoffe braucht.»

Trotzdem sucht Migros weiterhin nach Alternativen zum Kunststoff: Im nächsten Jahr führt sie Versuche mit Verpackungen durch, die aus Tomatenpflanzenresten hergestellt werden. Auch die Tattoo-Technologie, bei der Etiketten direkt auf dem Produkt eingelasert werden, testete der MGB (siehe auch Artikel auf Seite 21). Das Verfahren sei aber noch nicht praxisreif, sagte Marugg.

Veröffentlicht in Blog

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