14 Franken Stundenlohn: Würden Sie dafür am Morgen früh aufstehen? Erstaunlich viele Milchproduzenten machen dies offenbar auch noch zu diesem Hungerlohn. Zu diesem Schluss kommt zumindest das Berufsbildungszentrum Hohenrain, das Vollkostenrechnungen mit Buchhaltungsergebnissen von 258 Milchwirtschaftsbetrieben durchführte und dabei auf den besagten Durchschnittsverdienst kam. Wenn ich die Grafik dazu in der Bauernzeitung richtig analysiere, verdienten 60 Prozent der untersuchten Betrieben weniger als 15 Franken, 18 Prozent gar weniger als 10 Franken pro Stunde. Nur knapp ein Fünftel der Betriebe kam auf einen Stundenlohn von mehr als 20 Franken. Die Werte lägen auf dem gleichen Niveau wie vor zehn Jahren schrieb die Bauernzeitung weiter. Dank verbesserter Effizienz hätten die Milchproduzenten den bescheidenen Arbeitsverdienst halten können. Bravo! Das ist doch eine echte Leistung…
Bei aller Liebe zum Beruf: In jeder anderen Branche würden bei solchen Zahlen längstens Exit-Strategien entwickelt. Mit solchen müssen sich nun wohl doch einige Milchbetriebe auseinandersetzen. Denn bei der aktuellen sehr angespannten Situation auf dem Milchmarkt dürften die Verdienste trotz immer mehr Robotern und günstigem Futter aus dem Ausland weiter sinken. Der Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch (BOM) sagte in einem Interview, dass die Gefahr gross sei, dass viele Milchbauern aufhören würden. Ich frage mich, ob man hier tatsächlich von Gefahr sprechen kann. Ich denke für die Betroffenen dürfte es eher eine Erlösung sein von diesem unwürdigen Dasein. Landwirte sind als fleissige und kluge Leute in der Arbeitswelt geschätzt. Selbst Ungebildete ohne Sprachkenntnisse verdienen deutlich mehr als 14 Franken, beispielsweise eine ausländische Putzfrau, die bei Emmi die Anlagen reinigt.
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