Weidelgras und Sorghum? Für den Deutschen Anbauberater Josef Schlaghecken eignen sie sich besonders gut als Gründüngungskulturen im Gemüsebau. Doch Zwischenkulturen können auch negativ wirken, beispielsweise als Überträger von Krankheiten. An der Gemüsebau-Tagung in Wädenswil wurde eines deutlich: Es besteht noch viel Forschungsbedarf.
Jeder Gemüseproduzent weiss, wie wichtig Gründüngungen für ihre doch teilweise sehr stark beanspruchten Böden eigentlich wären. Doch welche ist die Richtige? Viele führen eigene Anbauversuche durch, um die für ihre Parzelle passende Gründüngungskultur zu finden. Mit mehr oder weniger Erfolg. Auch die Forschung beschäftigt sich mittlerweile intensiver mit dem Thema. Agroscope widmete deshalb seine Gemüsebau-Tagung im Juni der Gründüngung.
So etwas wie die Gründüngung-Klassiker sind Phacelia und Senf. Raphaël Charles von Agroscope ging mit beiden ziemlich hart ins Gericht: «Sie bringen wenig und kosten viel», sagte er. Er äusserte den Verdacht, dass Zwischenbegrünungen immer noch oft als Zwangsmassnahme anstatt eine nutzbringende kulturtechnische Massnahme angesehen würden. Das Resultat seien zu spät ausgesäte Kulturen und eine unzureichende Bodenbedeckung. Und frustrierte Bauern. Zudem würde der politisch geförderte Anbau von Phacelia bis im Frühling zu unerwünschten Stickstoffblockaden führen. Besser wäre die Einarbeitung in den Boden im Herbst. Für Charles ist der Nutzen von Gründüngungen aber unbestritten, unter anderem für die Stickstoff-Fixierung, gegen Erosion und immer häufiger auch als Pflanzenschutzmassnahme. Es fehle aber an Wissen. Die Forschung sei deshalb daran, diese Pflanzen und ihr Verhalten besser kennenzulernen.
Zwischenkulturen als Krankheitsüberträger
Werner Heller von Agroscope drückte an der Tagung noch mehr auf die Euphorie-Bremse. Er warnte vor der weiteren Ausbreitung insbesondere der berüchtigten Chalara-Pilze durch den Anbau von Leguminosen und Buchweizen als Zwischenkulturen. Auch die Kohlhernie werde beispielsweise mit dem massiven Anbau von Gründüngungs-Raps gefördert. Wenn das so weitergehe, müssten in naher Zukunft möglicherweise grosse Flächen im Mittelland für den Anbau von Gemüse-Kreuzblütlern als ungeeignet eingestuft werden, so der Phytopathologe. «Wenn wir keine bodenbürtigen Krankheiten haben wollen, bleibt eigentlich nur Phacelia als Gründüngungskultur im Gemüsebau übrig!» Von dieser seien bisher keine negativen Nebenwirkungen bekannt.
Weidelgras bietet sich an
Laut dem deutschen Anbauberater Josef Schlaghecken würden Fruchtfolge, Feldhygiene und Gründüngungen im Gemüsebau besonders oft vernachlässigt. «Trotz rund vierzig Pflanzenarten und elf Familien ist die Gemüsefruchtfolge zu eng und oft nicht optimal.» Mehr als ein Drittel im Frischmarktgemüsebau seien Kreuzblütler, zudem hätten viele Kulturen ein schwaches Wurzelwerk. Die häufig durchgeführte Ernte bei Nässe sei aber das Schlimmste für den Boden, so Schlaghecken in seinem Referat. Ändern lässt sich das aber kaum. Deshalb empfiehlt er bei solchen arg strapazierten Böden jeweils eine mehrmonatige Bodenkur mit entsprechenden Gründüngungspflanzen. Positive Effekte seien unter anderem die Stickstofffixierung besonders nach Herbstkulturen mit Stickstoffresten von bis zu 200 kg pro Hektare oder die Verminderung des Unkrautdrucks. Zudem hätten Versuche gezeigt, dass durch den Anbau von Phacelia in jedem zweiten Jahr bis zu 16 Prozent Mehrertrag erreicht werden könnten. Der erfahrene Berater riet von Kreuzblütlern als Gründüngungskulturen ab, weil diese Krankheiten und Schädlinge besonders förderten. Zudem könnten lückige oder spät bestandsdeckende Kulturen den Unkrautdruck in Folgekulturen für Jahre erhöhen. Und bei der Beendigung der Kultur sei darauf zu achten, dass nicht zu viel Grünmasse eingearbeitet werde: «Das kann zu anaeroben Verhältnissen im Boden führen!»
In seiner Region, in der Pfalz, hätten sich Sorghum und Weidelgras als besonders geeignete Kulturen herausgestellt. Letztlich müsse aber jede Region selbst die für sie optimale Lösung herausfinden. Als besonders geeignete Gründüngungskulturen im Gemüsebau bezeichnete Schlaghecken bei kurzer Kulturdauer von zwei Monaten Phacelia, Sorghum im Sommer und Herbst für eine Dauer von 2,5 bis 4,5 Monaten und als Wintergründüngung Grünroggen und Weidelgras. Verhalten äusserte sich Schlaghecken gegenüber der Verwendung von Mischkulturen: «So lange keine eindeutigen Forschungsresultate vorliegen, kann ich diese nicht empfehlen.»
Als guter Gründünger geht auch die Ackererbse (Pisum sativum var. Arvense) in der Aussaat bis Mitte September. Im Winter stirbt sie ab, aber reichert bis dahin den Boden mit Stickstoff an, schützt ihn vor Erosion und unterdrückt andere ungewünschte Pflanzen. Zudem ist sie relativ Preiswert und lässt sich leicht selber vermehren. Als Bonus hilft sie gegen Kohlhernie (Krankheit), da sie ja ein Schmetterlingsblütler ist.
Zudem lassen sich die Pflanzenreste im nächsten Frühjahr in den Boden einarbeiten – ganz ohne Nährstoffverlust.
Eine oft vergessene Zwischenfrucht im Privatgarten.