Wenn Transportkisten mehrmals ungereinigt verwendet werden, steigt das Risiko der Verschleppung von Krankheiten. Beim Ifco-Konzept werden die Gebinde nach jedem Gebrauch zurück nach Villmergen in die Waschanlage gebracht.
Kiwi und Kohlrabi aus Italien oder Auberginen aus Spanien: Der Blick auf die vergilbten Etiketten auf Ifco-Kisten, die manchmal am Rand eines Feldes stehen, zeigt, wie weitgereist diese sind. Doch eigentlich sollten sie dort gar nicht stehen. Keine Freude an der Mehrbefachnutzung hat Stefan Geiger, Geschäftsführer von Ifco Schweiz in Villmergen: «Sie ist nicht nur unzulässig sondern kann vor allem aus hygienischer Sicht gefährlich sein.» Man wisse schliesslich nie, was vorher in der Kiste transportiert worden sei und ob noch Bakterien oder Pflanzenschutzmittelreste vorhanden sind. Mit seinen Kunden vereinbart das Unternehmen, dass die ausgelieferten Gebinde nur einmal gebraucht werden dürfen in einer begrenzten Zeit von einem Monat. Der Transporteur holt die benutzten, schmutzigen Kisten wieder ab und bringt sie zurück zur Ifco-Waschanlage. «Nur wenn dieser Weg eingehalten wird, können wir für topgereinigte Kisten garantieren», sagt Geiger.
Die meisten Produzenten und Händler halten sich an die Regeln, obwohl einige unter ihnen den Preis als zu hoch erachten. Die durchschnittlich 94 Rappen Mietgebühr pro Kiste seien aber letztlich gut investiertes Geld: «Der Gemüseproduzent hat nichts mit der Reinigung zu tun und kann sicher sein, dass die von uns gelieferten Kisten hygienisch einwandfrei sind.» Und trotzt einem relativ tiefen Pfand von 2.20 Franken pro Kiste – in der Herstellung kostet sie zwischen acht und zehn Franken –, sei die Rücklaufquote dank dem verantwortungsvollen Verhalten der meisten Marktteilnehmer hoch. Geiger schätzt den Marktanteil von Ifco bei den Mehrweggebinden im Obst- und Früchtebereich in der Schweiz auf zwischen 60 und 70 Prozent. Das zeige, dass sich das Ifco-System bewährt habe, so Geiger.
Rund 75 Millionen Kisten pro Jahr
Bis zu 1500 mit Kisten gefüllte Paletten kommen täglich mit LKWs zurück zur Halle der Gebindelogistik-Center AG nach Villmergen. Hier steht die grösste Waschanlage für zusammenklappbare Kisten weltweit. Das Logistikunternehmen übernimmt die Reinigung der Kisten im Auftrag von Ifco. Über 70 Millionen Gebinde durchlaufen den aufwändigen Reinigungsprozess pro Jahr, an sechs Tagen in der Woche während 24 Stunden. Im ersten Schritt sortiert die vollautomatische Anlage die verschmutzten Kisten nach Grösse und überprüft deren Zustand. Danach erfolgt die erste Grobreinigung, bei der Etiketten, Folien und was sonst noch alles an den Kisten hängengeblieben ist, entfernt werden. Dann geht es in eine der vier Waschmaschinen. Sie spielen eine zentrale Rolle im Ifco-System.
Mehr Analysen seit Ehec
Die Kisten werden in der über zwanzig Meter langen Waschstrasse unter hohem Druck mit 45 bis 50 Grad heissem Wasser gereinigt. Dieses ist mit einem alkalischen Reinigungs- und Desinfektionsmittel auf Basis von Aktivchlor versehen. «Das Chlorwaschmittel tötet jegliche Keime und Bakterien ab», sagt Geiger. Am Schluss werden die Kisten noch mit Frischwasser geduscht.
Die Waschanlage werde permanent überwacht. «Wenn hier etwas schiefläuft, dann haben wir ein Problem.» Der Chlorgehalt im Wasser wird deshalb alle vier Stunden überprüft. Mit Abklatschtests misst Ifco intern täglich die Anzahl Keime auf den Gebinden. Zusätzlich führt ein externes, unabhängiges Institut alle zwei Wochen Tests durch. Das ist aber noch nicht alles: Alle sechs Wochen werden die Kisten auf Rückstände von fast 400 Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden überprüft. «Damit machen wir viel mehr, als vom Gesetz vorgeschrieben», sagt Geiger. Doch seit der Ehec-Krise sei die Kundschaft deutlich sensibler geworden und damit steige auch die Anzahl von vorgenommenen Analysen, unter anderem alle drei Monate eine für den Nachweis von Ehec. Aber die Hygiene gehöre schliesslich zu den Kernkompetenzen von Ifco, weshalb das Unternehmen diesen Aufwand nicht scheue, so Geiger. Das sei alles zur Sicherheit der Kunden. Die Zeiten, in denen Gemüseproduzenten die Gebinde selbst reinigen seien endgültig vorbei, weil die hohen Hygieneanforderungen damit nicht erfüllt werden könnten, findet Geiger. «Kärchern alleine genügt heute nicht mehr!»
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