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Gemüse-Sorten für die nächsten Generationen sichern

paprikaEin Nationaler Aktionsplan sorgt dafür, dass alte Gemüsesorten nicht vergessen gehen.

Die meisten professionellen Gemüseproduzenten verwenden heute bei ihren Kulturen Hybridsorten. Diese geben mehr Ertrag als traditionelle Sorten, minimieren die Anbaurisiken und liefern die homogene Qualität, die heute von den Abnehmern verlangt wird. Soweit so gut. Auf der Strecke bleiben aber Sorten, die heutigen Ansprüchen des Handels nicht mehr genügen. Schneller als man denkt, gehen sie für immer verloren. Und mit ihnen ganze Genpools, die vielleicht für spätere Generationen wieder von Interesse sind. Wie schnell vermeintlich ausrangierte Sorten wieder aktuell werden können, zeigen die Diskussionen im Biogemüsebau über ein mögliches Verbot von sogenannten CMS-Sorten. Vor allem bei den besonders betroffenen Kohlarten werden deshalb wieder vermehrt CMS-freie alte Sorten «ausgegraben».

57 Paprikasorten ausgesät

Samenzüchter Robert Zollinger aus Les Evouettes VS setzt sich seit Jahren für den Erhalt von bewährten Sorten ein. Im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) führt er im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (NAP-PGREL) regelmässig Sortensichtungen durch. Zurzeit arbeitet er am Abschlussbericht für die Auswertung der im letzten Jahr gesichteten Paprikasorten. 57 Sorten säte er aus, darunter waren einige interessante Exoten, wie beispielsweise der braune Hot Chocolate oder Elefant, dessen Haut an einen Elefantenrüssel erinnert.
Das Saatgut für solche Sichtungen bezieht er zum grössten Teil aus der nationalen Genbank bei Agroscope Changins-Wädenswil sowie von Saatgutfirmen und Privaten. «Im ersten Schritt geht es jeweils darum, die teilweise seit Jahren eingelagerten Sorten auszusäen und deren Qualität zu beurteilen», sagt Robert Zollinger. Mit Hilfe der Beurteilungskriterien des internationalen Verbandes zum Schutz von Pflanzenzüchtungen (UPOV) sowie von eigenen agronomischen Kriterien klassiert er die Sorten, die er jeweils auf den eigenen Parzellen aussät. Auf Degustationen lässt Zollinger zudem das Publikum über den Geschmack urteilen. Dabei kommt es immer wieder zu interessanten Begegnungen. Beispielsweise im letzten Jahr mit einem Südamerikaner, der aus seiner Heimat wusste, dass scharfe Paprikafrüchte besser ganz und nicht geschnitten in den Gerichten mitgekocht werden sollten.

zollinger

Saatgut für Genbank in Spitzbergen

Als «erhaltenswert» beurteilte Sorten kommen auf eine Positivliste. Diese werden in der Genbank in Changins und der internationalen Genbank auf Spitzbergen hinterlegt. Auf der Positivliste für Gemüse stehen zurzeit 482 sogenannte Akzessionen. «Um die Qualität zu sichern, wird das Saatgut alle fünf bis sechs Jahre neu ausgesät um frische Samen zu ernten», sagt Zollinger. Für diese Vermehrung stehen in seinem Gewächshaus zurzeit gerade Fenchel und Krautstiel.
Doch der NAP-PGREL will Sorten nicht nur konservieren sondern sie wenn möglich auch wieder in Umlauf bringen. Auf der Internetseite www.bdn.ch sind alle bisher gesichteten Gemüsesorten ausführlich dokumentiert. Vor allem Direktvermarkter und Nischenproduzenten dürften dort auf die eine oder andere Trouvaille stossen. Aber: Wie kommt ein Gemüseproduzent überhaupt an das Saatgut? «Am Besten meldet er sich bei uns oder direkt bei der Genbank in Changins», sagt Zollinger. Diese gebe das Saatgut für einen Versuchsanbau ab, sofern die Vermehrung bereits stattgefunden habe. 

www.bdn.ch

www.zollinger-samen.ch

Veröffentlicht in Blog

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