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Hofübergabe in mehreren Schritten: Risiko Generationengemeinschaft

Die Hofübergabe ist ein emotionaler und wirtschaftlicher Kraftakt. Das Modell Generationengemeinschaft ermöglicht einen sanften Übergang zwischen den Generationen – birgt jedoch auch Risiken, wenn klare Abmachungen und Vertrauen fehlen.

Voraussetzung für eine funktionierende Generationengemeinschaft ist ein gutes Verhältnis zwischen 
den Beteiligten.

Die Übergabe des Gemüsebetriebs innerhalb der Familie ist nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem auch emotional ein einschneidender Moment. Wie einfach fällt es der übergebenden Generation, «das Lebenswerk» loszulassen? Ist die Jungmannschaft andererseits bereit, den Aufwand zu betreiben, oder überhaupt fähig, den Betrieb in eine sichere Zukunft zu führen? Das Modell Generationengemeinschaft (GG) bietet sich für eine solche Übergangsphase an, in welcher der Betrieb gemeinsam von Eltern und der nachfolgenden Generation geführt wird. Der Vorteil: Die übernehmende Generation kann in die Sache hereinwachsen, ist finanziell am operativen Geschäft beteiligt und übernimmt entsprechend Verantwortung, ohne den Betrieb bereits definitiv zu übernehmen. Rechtlich handelt es sich bei den GG in den meisten Fällen um eine einfache Gesellschaft. Der GG gehört normalerweise die mobilen Sachgüter wie Maschinen, Tiere, Vorräte etc. Zusätzlich steuert die nachfolgende Generation bei der Gründung meistens eigene flüssige Mittel in die GG bei. Unter anderem die Starthilfe der landwirtschaftlichen Kreditkasse. Land und Gebäude bleiben aber im Besitz des bisherigen Eigentümers, der diese an die GG verpachtet.

Intakte Familienverhältnisse sind nötig

Die Errichtung der GG muss vom kantonalen Amt für Landwirtschaft bewilligt werden. Trotzdem ist die GG nur ein Konstrukt und keine juristische Person. Die beteiligten Partner haften deshalb als Einzelpersonen unbeschränkt und solidarisch für das in die GG eingebrachte Vermögen sowie deren Handlungen. Auch deshalb ist eine Einigkeit bei der Ausrichtung des Betriebs die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche GG. Beide Generationen sind gleichberechtigt und entscheiden gemeinsam. Die Aufteilung des Arbeitsverdienstes muss vorab geklärt werden, beispielsweise anhand von geleisteten Stunden. Ein möglichst detaillierter Gesellschaftsvertrag vermeidet Konflikte. Dort hinein gehören etwa die Arbeitsaufteilung, Nutzung von Geräten oder Wohnraum, Gewinn- und Verlustverteilung, Kost und Logis des Juniorpartners sowie die Auflösung und Liquidation. Eine unabhängige, professionelle Bewertung des Inventars liegt dem Vertrag bei. Bei intakten Familienverhältnissen mit gegenseitiger Wertschätzung ohne offensichtliches Konfliktpotenzial und einer mehrjährigen Übergangsphase sind GG ein valabler Weg für eine geregelte Hofnachfolge. Doch es bestehen Risiken.

Zu wenig klare Verhältnisse

GG sollten idealerweise auf eine Dauer von mindestens 5 Jahren ausgelegt sein. In dieser Zeit kann aber viel passieren: Eine Partnerin kommt neu in den Betrieb, und die Chemie zu den Schwiegereltern stimmt nicht. Der Hof bleibt im Eigentum der Eltern, während der Nachwuchs bereits investiert. Was passiert mit diesem, wenn die Hofübergabe nicht wie geplant zustande kommt? Berater Christoph Beyeler hält deshalb nicht viel von GG: «Ich bin für klare Verhältnisse.» Der Junior soll zu einem anständigen Lohn angestellt werden, mit übertragener Verantwortung im Betrieb, findet er. Zum Zeitpunkt X kommt dann der klare Rollenwechsel und der Vater wird angestellt. Er sieht auch nicht ein, weshalb beide am Gewinn beteiligt sein müssen. Dieser könne auch einfach im Lohn enthalten sein. Für Beyeler ist die GG ein Überbleibsel aus der Zeit, als nur eine an der GG beteiligte Person die Direktzahlungsanforderungen erfüllen musste, um alle Direktzahlungen zu erhalten. Doch heute müssen zwangsläufig beide die Anforderungen erfüllen. Das heisst, spätestens bei Erreichen des Rentenalters sei die Hofübergabe sowieso fällig, um eine Kürzung der Direktzahlungen zu verhindern. Für Beyeler sind GG deshalb eine Hofübergabe in nur selten gut begründbaren zwei Schritten.

Veröffentlicht in Blog

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