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Geröll an Staumauer vorbeileiten

Dank einem 800 Meter langen Geschiebeumleitstollen bleibt Kies und Geröll aus der Albula künftig nicht mehr im Stausee Solis liegen.

Der Stausee in Solis im Bündnerland hat ein Problem: Er verlandet langsam aber sicher. Die Albula speist den See nämlich nicht nur mit dem für die Stromproduktion erwünschten Wasser. Aus seinem riesigen Einzugsgebiet bringt der Fluss viel Geröll und Steine mit. Und diese bleiben liegen. Der See hat deshalb seit dem Bau der Staumauer vor über 25 Jahren bereits einen Drittel seines Speichervolumens verloren. Für die Stromproduktion ist das weniger ein Problem. Doch das Geschiebe droht die Grundablässe im unteren Teil der Staumauer zu verstopfen. Mit diesen regulieren die Stauseebetreiber das Hochwasser oder entleeren den See für Sanierungsarbeiten. Ist dieser Ablauf nicht mehr gewährleistet, entsteht ein Sicherheitsrisiko.

Albula bringt zu viel Kies

Kiesausbaggern mit dem Kran ist in solchen Fällen ein üblicher Lösungsansatz. Doch das ist beim schmalen Stausee unterhalb von Tiefencastel mehr als eine Sisyphusarbeit: «Es kommt drei Mal mehr Kies nach, als die Bagger des Kieswerkes herausschaufeln können», sagt Thomas Marty. Er ist Projektleiter beim Elektrizitätswerk Zürich (EWZ), dem der Stausee gehört. Er setzte nun in den letzten beiden Jahren vor Ort um, was die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich zuvor am im Massstab von 1:45 nachgebauten Modell austestete: Ein neuer 850 Meter langer Stollen soll das Geschiebe künftig durch den Berg neben der Staumauer vorbei unterhalb des Sees zurück in die Albula leiten.

Wasser muss genug Kraft haben

Nach knapp zweijähriger Bauzeit ist der Geschiebeumleitstollen gebaut. An seinem Eingang ist das 50 Meter hohe Einlaufbauwerk, das eigentliche Herzstück der Anlage. 20 Meter davon stehen direkt im See, wo ein ausgeklügeltes Leitungssystem das Wasser mit dem Geschiebe in die richtigen Bahnen leitet. Ein bis zwei Mal im Jahr soll die tonnenschwere Klappe ganz unten im Einlaufbauwerk für das Wasser mit dem Geschiebe geöffnet werden. Voraussetzung ist eine hohe Durchflussrate der Albula, damit das Wasser genug Kraft hat, um möglichst viel Geschiebe mit sich zu reissen. Das ist vor allem im Frühling der Fall, wenn das Schmelzwasser kommt und es genug geregnet hat. «Ein Gewitter reicht nicht», sagt Thomas Marty. Rund 20 Stunden müsse der Stollen offen bleiben, um den See richtig zu «spülen». Er rechnet mit rund 100’000 m3 Kies, das so mit einem Mal abgeführt werden kann. Das entspricht ungefähr der durchschnittlichen pro Jahr im See abgelagerten Geschiebemenge. «Eine nachhaltige Lösung», sagt Marty. Aber nicht die günstigste: 40 Millionen Franken hat das nach höchster Ingenieurskunst erbaute Werk gekostet. Marty ist zuversichtlich, dass das Ablaufsystem funktioniert. Definitiv wird sich das aber erst beim ersten Hochwasser zeigen, wenn sich die Klappe zum Stollen erstmals öffnet.

Mehr Informationen finden Sie hier

Artikel in AS-Kundenzeitschrift lift.ch

Veröffentlicht in Blog

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