Wenn Hühner nach etwa einem Jahr nicht mehr genug Eier legen, müssen sie ersetzt werden. Was danach mit ihnen geschieht, gehört zu den unschöneren Geschichten der modernen Landwirtschaft: Mangels kulinarischer Verwendung werden die Tiere meistens vergast und landen danach in der Biogasanlage. Früher war es üblich, dass ausgediente Hühner im Suppentopf landeten; ein Menü aus vergangenen Tagen, in denen wir noch nicht im Überfluss erstickten. Auch ich hatte bis vor kurzem noch nie ein Suppenhuhn gekostet. Obwohl ich schon immer wusste: Wer Eier isst, müsste eigentlich aus moralisch ethischen Gründen auch Suppenhühner essen. Für mich Grund genug, den Versuch endlich zu wagen. In der Migros fand ich ein tiefgekühltes Exemplar für sagenhafte 6 Franken 70 pro Kilogramm inklusive Kochbeschreibung. «Heute gibt es Suppenhuhn zum z’Mittag!», kündigte ich das «Festmahl» meiner Familie an. «Suppi!» sagten meine Buben mit kindlicher Unvoreingenommenheit. «Das ist ja schon mal gut», sagte ich mir. Sie hatten ja keine Ahnung, dass Suppenhuhn früher als unbeliebte Armenmahlzeit galt. Mein Nachbar hatte das offenbar noch erlebt. Als ich ihm von meinem Experiment erzählte rümpfte er instinktiv die Nase: «Als Kind gab es bei uns an vielen Sonntagen Suppenhuhn». Es drehe ihm fast den Magen um, wenn er nur daran denke. «Augen zu und durch», sagte ich mir.
Die erste Hürde war ziemlich hoch: Der lange fettige Hals musste zuerst abgetrennt werden. Nur in diesem Moment musste ich kurz an meinen Nachbarn denken. Nach zwei Stunden Kochzeit – zusammen mit Rüebli, Kartoffeln und Zwiebeln – lag das Suppenhuhn zerlegt in seine Einzelteile bereit. «Jäh Suppenhuhn», sagte mein Sohn. Irgendwie hat er sich von meiner Euphorie anstecken lassen. Marketing ist alles. Das Fleisch war soweit in Ordnung, die Suppe ausgezeichnet. Nur schon um das Gewissen zu beruhigen lohnt sich die Mahlzeit. Gewieft finde ich hingegen Gourmet-Köche, die Suppenhuhn als Delikatesse anbieten. Aber eben, Marketing ist alles!
Hoi David,
probiere das nächste mal die zerlrgten Teile mit Aromat zu würzen und dann in der Butter zu braten. Wir asen früher ab und zu solche „Hühner“. Es fanden auf diese Art zubereitet, alle super. Das Fleisch war im Nu weg.
Viele liebe Grüsse
Maria