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Mit Kaffeesatz die Gewächshäuser heizen

Ein Gemüseproduzent in Gempenach heizt seine Gewächshäuser seit Neuestem mit Kaffeesatz und damit CO2-neutral. Die neu erstellte Anlage ist damit einzigartig. Der Heizkessel kann nötigenfalls auch mit anderen biogenen Rohstoffen gefüttert werden.

Von Kaffeesatzlesen halten Gemüseproduzenten wenig. Viel lieber nutzen sie Kaffeesatz als ergiebige Energiequelle beispielsweise in Biogasanlagen. Als Brennstoff hat ihn bisher noch niemand ernsthaft in Erwägung gezogen. Dabei drängt sich das geradezu auf, denn der Brennwert von Kaffeesatz ist beachtlich hoch. «Um ein Kilogramm Öl zu ersetzen braucht es 1,7 Kilogramm Kaffeesatz», sagt Martin Herren, Gemüseproduzent aus Gempenach FR. Damit schneide Kaffeesatz sogar deutlich besser ab als Holz. Und billiger als Öl sei er auch und dazu erst noch CO2-neutral. Das waren genug Gründe für ihn und seinen Vater Peter, in eine Heizanlage für die 1,5 Hektaren Gewächshäuser zu investieren, die getrost als Weltneuheit bezeichnet werden darf.

Faustgrosse Kaffeesatz-Briketts

Im Zentrum der Anlage steht ein Spezialheizkessel der deutschen Firma ÖKOTHERM® mit 800 Kilowatt Wärmeleistung. Die Einrichtungen in den Gewächshäusern sowie das Steuermanagement wurde von der Firma gvz-rossat ag in Otelfingen realisiert. Seit ein paar Wochen brennt im Ofen Kaffeesatz in Form von gepressten faustgrossen Briketts. Ein Rauchgasfilter sorgt für sauberes Abgas. Die Wärme wird in einem 240 m3 grossen Pufferspeicher mit Temperaturen zwischen 85 und 90 Grad gespeichert, bevor sie bedarfsgerecht über Heizrohre in die Gewächshäuser verteilt wird. Bisher benutzten die Herrens eine Heissluftheizung, die jährlich 200 000 Liter Öl verbrauchte. «Es ist unser Ziel, mit der neuen Anlage diese gesamte Menge durch die CO2-neutral erzeugte Wärme aus Kaffeesatz zu ersetzen», sagt Martin Herren.

Mehrjähriger Liefervertrag

Den Kaffeesatz kauft Herren von der Schweizer Recycling-Firma 3 R Company, die ihn von einem grossen Schweizer Kaffeekapseln-Hersteller bezieht. Ausgehen sollte das Material nicht so schnell, denn die Schweizer sind ein Volk von Kaffeetrinkern. Dass die Kaffeesatz-Briketts in der Gegend hergestellt werden, war ein weiterer Grund, auf den braunen Rohstoff zu setzen. Das ermöglicht es dem Gemüseproduzenten, den Transport selbst durchzuführen.
Mit einem fünf Jahre geltenden Liefervertrag zum Fix-Preis haben sich die Herrens rechtlich abgesichert. Denn Martin Herren weiss, wie hektisch es zurzeit auf dem Biomasse-Markt zu und her geht. Sollte sich das Blatt nach Ablauf des Vertrags wenden, kann er jederzeit auf einen Rohstoff wie beispielsweise Holz oder andere biogene Rohstoffe aus der Region ausweichen. Denn der Heizkessel ist für die Vielstoffverbrennung eingerichtet. «Damit sind wir unabhängig und nicht auf die Verfügbarkeit von einem einzelnen Brennstoff angewiesen», sagt Herren. Er ist überzeugt, dass sich die Pionieranlage nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch auszahlt.

CO2-neutral hergestellte Tomaten

Da der als Betriebsgemeinschaft geführte Gemüsebaubetrieb Herren & Siegenthaler seinen CO2-Ausstoss mit der neuen Heizung auf einen Schlag massiv reduziert, kann er sich nach neuem CO2-Gesetz die Einsparung offiziell bescheinigen lassen. Die Bescheinigung könnte er später eventuell an energieintensive Unternehmen verkaufen, die ihren CO2-Ausstoss kompensieren müssen.
Für die nächste Anbausaison plant Herren eine Anpassung in der Tomaten-Produktion: «Wir werden nun bereits in Woche Fünf die ersten Tomaten pflanzen.» Schliesslich sei genug Heizmaterial vorhanden und der frühere Anbau dank dem CO2-neutralen Kaffeesatz auch aus ökologischer Sicht nun vertretbar.

Veröffentlicht in Blog

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