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Tessin: ConProBio beliefert Familien mit regionalem Gemüse

conprobioIn der Südschweiz haben sich Konsumenten und Landwirtschaft vor zwanzig Jahren in einer Kooperative zusammengeschlossen. Davon profitieren heute acht regionale Gemüseproduzenten.

Not macht erfinderisch. Der Tessiner Renzo Cattori suchte vor über zwanzig Jahren nach weiteren Absatzmöglichkeiten für sein Biogemüse. Zu jener Zeit fand Bio erst in einer absoluten Nische statt und war entsprechend schwierig zu verkaufen. Ein paar wenige Familien kauften aber bereits regelmässig bei ihm auf dem Hof in Cadenazzo Ware ein. Sie lieferten die Initialzündung zur Idee der Gründung von ConProBio, einer Kooperative von Konsumenten und Produzenten, die heute über 1500 eingeschriebene Mitglieder hat, Tendenz immer noch steigend. Konsumenten bezahlen hier einen einmaligen Beitrag von 200 Franken, der ihnen beim Austritt wieder zurückerstattet wird sowie einen Jahresbeitrag von 50 Franken. Angeschlossene Produzenten bezahlen jährlich 200 Franken.
Gründungs- und Vorstandsmitglied Cattori verkauft rund 15 Prozent von seinem Gemüse über den ConProBio-Kanal. «Vor allem kleinere Produzenten mit Spezialitäten können profitieren.» Insgesamt acht Tessiner Gemüseproduzenten sind Mitglied bei der Kooperative. Die abgesetzten Mengen sind überschaubar, dafür aber konstant: Rund 400 Kilogramm Karotten oder 1000 Salate werden beispielsweise wöchentlich während dem ganzen Jahr ausgeliefert. Kleinvieh macht schliesslich auch Mist. «Für bestimmte Produzenten ist ConProBio zu einem bedeutenden Absatzkanal geworden», sagt Cattori.

Fast ein Biovollsortiment

Im Magazin der Kooperative, das seit drei Jahren im Gebäude der Federazione Orto-Frutticola Ticinese (Foft) in Cadenazzo untergebracht, riecht es längstens nicht mehr nur nach Gemüse. ConProBio führt beinahe ein Biovollsortiment. Auf der Bestellliste in der zweiten Aprilwoche sind beispielsweise über 500 Produkte gelistet, die die Mitglieder bestellen können. Von der Kiwi über Olivenöl oder Reiswaffeln ist praktisch alles zu haben, was es an Lebensmitteln für einen Haushalt braucht. «Schon bald nach der Gründung erkannten wir, dass es für den Erfolg eine gewisse Sortimentsbreite braucht», sagt Brigitte Bertoli, die das Sekretariat und die Administration seit zwanzig Jahren führt. Und Saisonalität ist mittlerweile auch für die vermeintlich sensiblere Kundschaft von Bioprodukten dabei offenbar nur noch ein Randthema. Bertoli lacht: «Fenchel gilt hier bei vielen als Wintergemüse.» 45 Prozent des Umsatzes erzielt die Genossenschaft aber trotzdem mit Tessiner Produkten, was der Grundidee von ConProBio entspricht. Weitere 27 Prozent der Produkte kommen aus der Schweiz ennet des Gotthards, die restlichen 28 Prozent aus dem Ausland. Oft aus Italien, womit der Transport vertretbar sei, sagt Bertoli. Rund drei Millionen Franken Umsatz erzielt die Kooperative jährlich.

Familien stehen im Zentrum

Interessant ist das Distributionskonzept von ConProBio, das mit Gruppen arbeitet: In jeder Gruppe sind drei bis fünf Familien zusammengeschlossen. Der Gruppenchef nimmt die Bestellung der restlichen Gruppenmitglieder entgegen, macht die Sammelbestellung bei ConProBio, empfängt die Ware und lagert sie vorübergehend bei sich ein und zieht das Geld von den anderen angeschlossen Familien ein. Dank diesem System spart die Kooperative Kosten für Logistik und Administration. Die Bestellungen werden von den Mitarbeitern im Magazin in Cadenazzo zusammengestellt und einmal wöchentlich verteilt nach Regionen mit dem Lieferwagen ausgeliefert. Insgesamt 14 Leute arbeiten bei ConProBio, die meisten teilzeit.

Produzenten bestimmen den Preis

«Unsere Kundschaft ist anspruchsvoll», sagt Bertoli. Auf der Bestellliste herrscht deshalb totale Transparenz. Bei jedem Produkt ist die Herkunft und wenn möglich der Produzent aufgeführt. Bei der Qualität stehen beim Gemüse Frische und Geschmack im Vordergrund. «Mit einer normalen Tomate gibt sich unsere Kundschaft nicht zufrieden.» Die Gemüsevielfalt war bereits bei unserem Besuch Anfang April beachtlich: Portulak, rote Krautstiele, Blutampfer Senfkohl, Spinat, Schnittsalate oder Eichblattsalat. Rund 20 Prozent des Umsatzes wurde im letzten Jahr mit Gemüse erzielt, 40 Prozent davon kam aus dem Tessin. Gegenüber den Gemüseproduzenten ist Fairplay angesagt. Es bestehe ein Vertrauensverhältnis, so Bertoli. Bezahlt werde in der Regel so viel, wie der Produzent verlangt. Sie schmunzelt. «Manchmal muss ich sogar sagen, dass er nun ein bisschen gar wenig für seinen Salat verlange.» Das sind Zustände von denen andere Gemüseproduzenten nur träumen können. Oft lägen die Endpreise bei Salaten am Schluss sogar unter denen der konventionellen Preise. «Das geht für alle auf, weil keine Zwischenhändler Geld abschöpfen», sagt Cattori.

www.conprobio.ch

Veröffentlicht in Blog

Ein Kommentar

  1. Andrea Carlo Franzosi Andrea Carlo Franzosi

    Diese positive Entwicklung ist ein Gewinn für Mensch und Natur.
    Dieser Artikel trägt das seinige dazu bei.

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