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Waschanlage: Jeder Tropfen ist einer zu viel!

 

Edwin und Sohn Philippe Egger haben vor fünf Jahren eine Waschanlage für Pflanzenschutzmittel-Spritzen installiert.

 

 

 

 

Spritzgeräte und Tanks sollten auf speziellen Waschplätzen gereinigt werden. In Chavornay steht seit fünf Jahren eine solche Anlage.

Noch bläst die Bise etwas zu fest an diesem Frühlingsmorgen auf dem Betrieb der Familie Egger in Chavornay. Doch die Feldspritze steht zur Herbizid-Befüllung schon bereit. Sie ist hier vor allem im Frühling sehr oft im Einsatz: Edwin Egger und seine Söhne Philippe und Simon bauen auf den über 200 Hektaren Ackerflächen Getreide, Mais, Zuckerrüben, Zwiebeln sowie Karotten, Sellerie und Gras an. Befüllt wird der Spritzmitteltank auf dem eigens errichteten abgedeckten Waschplatz. Sollte beim Befüllen mit Pflanzenschutzmitteln etwas daneben gehen, fliesst es kontrolliert ab und wird in einen Tank hinter dem Gebäude gepumpt. In diesem wird auch das Waschwasser gesammelt, das bei der Spritzenreinigung anfällt. Nachdem der Tank nach guter Agrarpraxis einmal auf dem Feld gereinigt wurde, erfolgen auf dem Waschplatz drei weitere Reinigungsgänge mit je 200 Liter Wasser. Vor fünf Jahren schaffte sich Edwin Egger das so genannte Biobac-System an. Dabei wird das Waschwasser in einen Tank gepumpt und fliesst von dort langsam in ein Becken, das mit Ackerboden und Stroh gefüllt ist. Mikroorganismen bauen dort die Chemikalien ab, das Wasser verdunstet. «Mit diesem System sind wir in Sachen Rückstände auf der sicheren Seite», sagt Edwin Egger.

Vom Waschplatz wird das Waschwasser in den Biobac-Behälter gepumpt.
Vom Waschplatz wird das Waschwasser in den Biobac-Behälter gepumpt.

Lehrgeld bezahlt

Rund 60 000 Franken hat die Anlage gekostet. Als Pionierbetrieb musste Egger auch Lehrgeld bezahlen: «Die italienische Firma arbeitete mit mangelhaftem Material und die Pumpen waren schlicht unbrauchbar.» Zudem würde er heute die Anlage grösser bauen als 30 Quadratmeter. Während der Hauptspritzzeit reicht die Aufnahmekapazität nämlich nicht aus, dann pumpt er Waschwasser in die Güllengrube von den 150 Mastmunis, die auch noch auf dem Betrieb leben. Das Zeitfenster bei der Waschanlage sei knapp, sagt Egger. Alle Landwirte spritzen jeweils gleichzeitig. Deshalb ist er auch nicht überzeugt von Gemeinschaftsanlagen, wie sie zurzeit an einigen Orten geplant sind. Trotz ursprünglich mangelhafter Installation ist Egger zufrieden mit der Anlage, die in den letzten Jahren immer einwandfrei funktioniert habe. Im Mai breite sich jeweils eine Unkrautschicht auf dem Substrat im Becken aus. Für ihn ein Zeichen, dass der Boden trotz zehn Jahren «Reinigungsdienste» lebt.

Weiterentwicklung mit Feuchtigkeitssensor

BayerCrops hat das Prinzip zur Reinigung von Waschwasser im geschlossenen System unter dem Markennamen Phytobac weiterentwickelt. Es ist modular aufgebaut und kann auf die individuellen Bedürfnisse des Betreibers angepasst werden. Ein Tensiometer misst die Bodenfeuchtigkeit im Substrat und steuert so gezielt die Verrieselung des Wassers. «Damit sind für die im belebten Boden vorhandenen Mikroorganismen konstant optimale Bedingungen gewährleistet» erklärt Hans-Joachim Duch von Bayer CropScience. Ein durchsichtiges Dach schützt den Boden vor überflüssigem Regenwasser, lässt aber gleichzeitig Sonnenstrahlen durch und fördert so den photolytischen Abbau von Pflanzenschutzmitteln. Hohe Windbewegung und ein Pflanzenbewuchs auf dem Substrat würden die Wasserverdunstung zusätzlich fördern, sagt Duch.

Das System BiobedTM (hier bei Thomas Estermann AG in Eschenbach LU) ist vertikal angeordnet.
Das System BiobedTM (hier bei Thomas Estermann AG in Eschenbach LU) ist vertikal angeordnet.

Im Schaufenster

Auch wegen den zunehmenden Diskussionen in der Bevölkerung über Pflanzenschutzmittelrückstände in Gewässern unterstützen einige Gemüsebaufachstellen die Betriebe bei der Erstellung von solchen Waschplätzen. Im Kanton Bern soll im nächsten Jahr ein vom Kanton und Bund unterstütztes Ressourcenprogramm starten, in dem der Bau von Pflanzenschutzmittel-Reinigungsanlagen auch finanziell unterstützt werden soll. Das Programm ist vom Regierungsrat bereits genehmigt, muss aber in den kommenden Wochen noch vom Grossen Rat angenommen werden. Auch der «Wasserkanton» Aargau ist aktiv. «Das Thema Gewässerschutz ist hier einfach sehr wichtig», sagt der Gemüsebaufachstellenleiter Christian Wohler. Einige Tropfen am falschen Ort könnten reichen, um der Umwelt zu schaden und das Branchenimage zu ramponieren. Beides dürfe nicht passieren. Daher sei die Aufklärung und Unterstützung der Betriebe so wichtig. Besser sei es, vorab in eine saubere und dem Betrieb angepasste Lösung zu investieren. Im Aargau wurden bereits einige Waschplätze realisiert, weitere befinden sich derzeit in Planung oder im Bau. Die meisten nutzen Mikroorganismen und den Verdunstungseffekt in den beschriebenen Systemen. Oder wie das vertikal aufgebaute System VG BiobedTM von der Firma Ecavert, bei dem ebenfalls pflanzenbewachsene Substrate die Reinigung übernehmen. Im Kanton Aargau soll künftig jeder landwirtschaftliche Betrieb einen Zugang zu einem konformen Waschplatz haben.



Risiko Gewässerbelastung

Angenommen 1 Gramm Wirkstoff eines Pflanzenschutzmittels gelangt in einen 1 Meter breiten und 30 Zentimeter tiefen Graben. Zur Verdünnung auf den gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter wäre eine Fliessstrecke von mindestens 33 Kilometer notwendig. Das zeigt: unverdünnte Mittel sind ein erhebliches Risiko für Gewässer.

(Quelle: Umwelt Aargau, Nr. 70, Januar 2016)

 

weitere Infos:

www.research.bayer.de/de/phytobac.aspx

www.beutech-agro.nl

www.ecavert.ch

 

[RPP id=4273]

 

 

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