Zum Inhalt springen →

Bio-Dünger aus dem Berner Seeland

Rolf Lösch von Hauert begutachtet das Federmehl.

Biogemüsegärtner dürfen nur spezielle biozertifizierte Dünger einsetzen. Neben dem Pflanzenschutz ist für Umstellbetriebe die Düngung die grösste Herausforderung. Die meisten Bio-Dünger werden aus tierischen Rohstoffen hergestellt.  

Rund 300 Bauern stellen in diesem Jahr ihren Betrieb auf biologischen Landbau um. Darunter sind auch einige Gemüseproduzenten. Diese dürfen gemäss Biorichtlinien ab sofort nur noch mit Bio-Düngern der FiBL-Betriebsmittelliste arbeiten. Der Verzicht auf Mineraldünger ist neben dem Pflanzenschutz wohl die grösste Herausforderung für Umstellbetriebe. Langfristiges Denken ist für diese nun angesagt. Fruchtfolge, Mist- und Kompostgaben werden jetzt noch wichtiger, um das richtige Nährstoffniveau heranzubringen. «Schnellfütterungen» von Kulturen mit Ammonsalpeter gehören der Vergangenheit an. Doch auch im Biolandbau ist man nicht nur vom Boden abhängig oder was die Mikroorganismen dort an Nährstoffen so aufarbeiten und freigeben. Mit einer geschickten Kombination von Hofdüngern und zertifizierten Bio-Düngern können auch Bio-Kulturen angemessen versorgt und produziert werden. Ein grosser Teil der in der Schweiz ausgebrachten organischen Dünger kommt seit Jahrzehnten aus dem bernischen Seeland. Das Unternehmen Hauert in Grossaffoltern schätzt seinen Marktanteil in der Schweiz in diesem Bereich mit ihren Produkten der Marke Biorga auf über zwei Drittel.

Tierische Rohstoffe liefern Stickstoff

In Suberg werden die Bio-Dünger seit vielen Jahren nach eigenen Rezepturen zusammengestellt.

Der LKW mit dem Federmehl aus Italien ist soeben im Produktionswerk in Suberg angekommen. Die oft tierischen Rohstoffe für die Biodünger stammen aus der Lebensmittelindustrie. Sie weisen hohe Gehalte an Stickstoff auf, die schneller für die Kultur verfügbar sind als bei pflanzlichen Rohstoffen. Schon im 18. Jahrhundert verkaufte die Firma Hauert zerkleinerte Tierknochen an die Bauern in der Umgebung, die diese auf ihren Feldern ausbrachten. Heute sind die Verfahren für die Aufbereitung der tierischen Rohstoffe natürlich moderner und erfüllen strenge Hygienevorschriften. Die Federn der geschlachteten Hühner werden vom italienischen Hersteller im Rahmen einer aufwändigen Hydrolyse in einer Art Dampfkochtopf erhitzt, dann getrocknet und gemahlen. «Die richtige und gleichmässige Aufbereitung des Rohstoffs ist letztlich entscheidend für die Stickstoffwirkung im Boden», sagt Rolf Lösch, der bei Hauert für das Dünger-Sortiment im Biogemüseanbau verantwortlich ist. Die Düngermischungen werden mit langjährig erprobten Rezepturen zusammengestellt, und auf den bewährten Anlagen in Suberg getrocknet, pelletiert und abgepackt. Andere häufig verwendete tierische Rohstoffe sind Hornmehl, Hornschrot, Ledermehl und Fleischknochenmehl. «Es werden aber nur Knochen von Wiederkäuern verarbeitet, die kein BSE-Risikomaterial enthalten», betont Lösch. n

Federmehl als wichtigster Rohstoff

Ein wichtiger Rohstoff für die Biorga-Dünger ist Federmehl aus der Fleischverarbeitung. Klar ist, dass das Federmehl nicht von Biohühnern stammt, da es schlicht zu wenig davon gibt. «Wir arbeiten seit längerem daran, mehr Rohstoffe aus der Schweiz zu beschaffen.» Das sei aber schwierig, denn die Aufbereitung von Federmehl ist aufwändig und bedingt eine Investition in die entsprechende Anlage. Dazu sind die in der Schweiz anfallenden Federmengen zu klein. Hauert stellt in seiner «Biorga»-Produktereihe auch organische Dünger aus pflanzlichen Rohstoffen her. Beispielsweise mit den Ausgangsstoffen Rapskuchenmehl oder Vinasse, einem Nebenprodukt aus der Zuckerverarbeitung, das hauptsächlich aus der Schweiz bezogen wird. Vinasse-Produkte sind vor allem bei Tomatenproduzenten beliebt, wegen seinen hohen Kali-Gehalten. Allerdings kamen sie im letzten Jahr in Deutschland etwas in Verruf, weil sie Pflanzenschutzmittelrückstände enthielten, die später in Bioprodukten nachgewiesen worden waren. Die von Hauert verwendeten Vinasse-Rohstoffe seien aber sauber, wie eine wegen dem Fall in Deutschland sofort eingeleitete Analyse gezeigt habe, beruhigt Lösch.

Biorga Vegi

Organische Dünger auf Basis von tierischen Rohstoffen haben den Nachteil, dass sie unangenehm riechen können. «Obwohl wir in unseren Biorga Produkten keine tierischen Exkremente verwenden, welche bereits beim Ausbringen penetrant riechen, können Bakterien schnell unangenehme Gerüche verursachen, vor allem bei verdünnten Flüssigdüngern, die zu gären beginnen», erklärt Lösch. Auch deshalb haben es organische Flüssigdünger schwer in Hors-sol-Kulturen, die im Biolandbau aber ja sowieso bis jetzt nicht erlaubt sind. Nur ganz wenige konventionelle Gemüseproduzenten zählen überhaupt zur Kundschaft von Lösch: «Unsere Bio-Dünger sind für sie schlicht zu teuer, zumal in der Branche mit konventionellem Gemüse ein grosser Preisdruck besteht und mineralische Dünger günstiger sind.» Trotz des Geruchs gebe es Biogemüseproduzenten, die organische Flüssigdünger in der Tröpfchenbewässerung im Gewächshaus verwenden.

Wenn es wirklich gar nicht riechen darf, beispielsweise im Kräuteranbau, kommt «Biorga Vegi» zum Einsatz, der aus rein pflanzlichen Rohstoffen besteht, mit allerdings deutlich tieferen Nährstoffgehalten. Der Dünger würde sich auch für den veganen Anbau von Tomaten aufdrängen. Doch von einem Vegan-Boom spürt Lösch bis jetzt nichts. Vom allgemeinen Biogemüseboom allerdings schon: «Unsere Verkäufe im Biosortiment nehmen seit Jahren konstant zu.»


Firmenportrait

Die Firma Hauert produziert und vermarktet seit über 350 Jahren Spezialdünger für den Gartenbau und Baumschulen, Landschaftsbau und Sportplätze sowie für den Haus- und Hobbygarten. Als viertes Teilgebiet hat sich das Unternehmen auf die Herstellung von organischen Bio-Düngern für den biologischen Landbau spezialisiert. In Grossaffoltern und Suberg sind rund 75 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2007 besteht ein Vertriebsstandort in Deutschland, wo weitere 25 Personen beschäftigt sind. In diesem Jahr wurde eine neue, automatische Produktionsanlage in Betrieb genommen mit der neuen Granutec-Granulierungstechnik, zur Herstellung von mineralischen Granulaten.

www.hauert.com

Veröffentlicht in Blog

Ein Kommentar

  1. Bernhard Schneiter Bernhard Schneiter

    350 Jahre Hauert! Das ist beeindruckend. Eines der ältesten Unternehmen der Schweiz, nehme ich an. Bin aud dem Nachbardorf, muss dort mal vorbei schauen. Gruess us Wengi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Sie wollen mich persönlich kennenlernen?

eppenberger-media gmbh
David Eppenberger
Winkelstrasse 23
CH-5734 Reinach AG
Fon ++41 (0)62 771 02 91
Mobile ++41 (0)78 779 17 19
info@eppenberger-media.ch
MwSt-Nr. CHE-114.677.787