Gemüsegärtner Dave Bigler verwendet auf seinem Gemüseacker in der Zentralschweiz seit drei Jahren Flüssigdünger. Dadurch spart er mehrere Arbeitsgänge ein. Er ist überzeugt, dass dieses Verfahren Zukunft hat.
Dünger streuen, Boden eggen und dann ein Herbizid spritzen: So sehen die üblichen Arbeitsschritte bei der Vorbereitung des Gemüseackers auf den meisten Betrieben aus. Das bedeutet immer: Drei Maschinen und drei Fahrten über das Feld. Geht das nicht einfacher? fragte sich Gemüsegärtner Dave Bigler aus Emmen schon seit Längerem. Ein Lohnunternehmer im benachbarten Eschenbach hatte eine mögliche Lösung: Flüssigdünger und die nötigen Geräte dazu. Im Ackerbau hatte der Flüssigdünger-Spezialist Werner Rüttimann von der Thomas Estermann AG bereits gute Erfahrungen mit dem Verfahren gemacht. «Wir dachten uns, dass das eigentlich auch im Gemüsebau funktionieren könnte», sagt Bigler. Das Unternehmen in Eschenbach gilt als Pionier im Bereich Flüssigdünger und vertreibt neben dem Dünger auch die passende Ausbringtechnik. Diese kann nach dem Baukastenprinzip auf beinahe alle gängigen Maschinen aufgebaut werden.
Vor drei Jahren führte Bigler die ersten Versuche durch und war positiv überrascht, wie gut das Ganze funktionierte. Der Flüssigdüngertank ist dabei vorne am Traktor angebracht, hinten kommt auf der Egge aufgebaut zuerst der Balken mit Pflanzenschutzmitteldüsen und erst danach der Balken mit den 3fach Düsenhaltern, je nach Ausbringmenge. Diese Gerätereihenfolge habe sich in der Praxis bei ihm gut bewährt, sagt Bigler. Allerdings sind noch einige Details in Abklärung: «Es laufen Versuche bei einem Pflanzenschutzmittelhersteller, welche die Wirksamkeit des Herbizides bei der Abgabe vor oder nach dem Flüssigdünger untersuchen.»
Verätzungen sind kein Problem
Bigler kennt sonst keine Berufskollegen, die ebenfalls mit Flüssigdüngern arbeiten. Gemüsegärtner sind eher skeptisch gegenüber deren Verwendung. Am meisten fürchten sie sich vor Verbrennungen an den Gemüsekulturen, wenn derenBlätter auf den Boden gelangen. Bei ihm in der Innerschweiz sei das aber bisher kein ernsthaftes Problem gewesen, sagt er. Die Vorteile des Flüssigdüngers überwiegen für ihn bei weitem: «Das Verfahren ist genauer und effektiver». Er brauche nicht nur rund zehn Prozent weniger Dünger sondern konnte auch den Dieselverbrauch deutlich reduzieren. Zudem sind wegen des «All-in-one»-Prinzips weniger Fahrten auf dem Acker nötig, was den Boden schont. «Für mich ist das Ganze ein Beispiel dafür, dass sich Ökologie und Wirtschaftlichkeit nicht beissen müssen», sagt der Gemüsegärtner. Sein Ziel ist es, in ein paar Jahren die meisten seiner Flächen auf diese Art und Weise zu bewirtschaften. Gut funktioniere das System bei Blumenkohl, Brokkoli, Eisberg, Lauch und Bundzwiebeln. Es gebe aber auch Kulturen, wo sich der Flüssigdünger weniger gut eigne, wie beispielsweise bei Buschbohnen.
Flüssiger Kali als Herausforderung
Im Düngertank mischt Bigler flüssigen Stickstoff, Phosphor und Schwefel zusammen. Je nach Kultur gibt er mehr oder weniger Nitrifikationshemmer dazu. Ein Problem bei den Flüssigdüngern sei zurzeit noch der Kali, der in flüssiger Formnoch zu wenig erprobt sei und dazu auch teuer: «Kali ist viel schwerer als die anderen Dünger, was Mischungen schwierig macht.» Trotzdem wird er in diesem Jahr erstmals auch mit flüssigem Kali Versuche durchführen. Er selbst ist überzeugt von den Flüssigdüngern und sich sicher, dass diese in Zukunft eine grössere Rolle im Gemüsebau spielen werden.
Dem Erfolg des kombinierten Systems im Weg stehen könnte allenfalls die gegenwärtige Tendenz in der Politik, dass man von Vorauflaufherbiziden wegkommen wolle. Allerdings ist für ihn klar, dass Flüssigdünger auch ohne Kombination mit Herbiziden genügend Vorteile haben. Ein Problem ist zurzeit aber die knappe Verfügbarkeit von Flüssigdünger auf dem Markt. «Deshalb hat mir mein Lieferant auch von einem entsprechenden Artikel im Gemüsebau abgeraten», sagt Bigler augenzwinkernd. Langfristig liesse sich dieses Problem aber sicher lösen.
Kommentare