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Der Beerenautomat von Goldach

Das 24-Stunden-Einkaufen liegt im Trend. Mit einem Automaten können Obst- und Beerenproduzenten von diesem profitieren.

An den Wochenenden muss Karin Troxler den Beerenautomaten oft zwei Mal nachfüllen.

Der erste Versuch misslingt. Selbst mit der zusätzlich nebenan angebrachten ausführlichen Beschreibung schafft es der Reporter nicht, eine Schale Erdbeeren aus dem Automaten zu kaufen. Aber offenbar ist er eine Ausnahme. Der Beerenverkaufsautomat von Beeren Troxler in Goldach werde rege genutzt und zahle sich aus, sagt Karin Troxler. «Bei der Einführung forderten zwar ein paar Kunden telefonisch bei mir Hilfe an». Doch mittlerweile habe sich das eingespielt und der Automat in Goldach sei zum Fixpunkt für Beerenliebhaber in der Region geworden. Der Standort liegt ideal zentral im Dorf, nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt und neben dem von Ausflüglern beliebten Veloweg zum Bodensee. Paul und Karin Troxler konnten hier eine kleine Parzelle mit Gewächshäusern pachten. Ihr Hauptbetrieb befindet sich ausserhalb des Dorfes, wo sie seit vielen Jahren auf insgesamt 19 Hektaren Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren anbauen. Der grösste Teil der Produktion geht an den Grosshandel. In der Gegend sind sie aber auch bekannt wegen ihren verschiedenen Selbstpflückanlagen. «Und viele unserer Selbstpflücker weichen zwischendurch auch auf den Automaten aus», sagt Karin Troxler. Denn dieser hat einen grossen Vorteil: Er ist an sieben Tagen während 24 Stunden in Betrieb. Vor allem an den Wochenenden laufe er so gut, dass er oft zwei Mal aufgefüllt werden müsse.

Winterruhe für den Automaten

Ende April startete das Gerät der Troxlers – aufgefüllt mit den ersten diesjährigen Erdbeeren –, in seine dritte Verkaufssaison. In den Wintermonaten wird der Automat jeweils weggeräumt. Sie hätten sich zwar überlegt, diesen ausserhalb der Beerensaison mit anderen Produkten wie beispielsweise Käse zu befüllen. Doch nach der anstrengenden Beerensaison wolle man sich in den Wintermonaten nicht noch mit der Bewirtschaftung des Verkaufsautomaten belasten, zumal der Verdienst mit zugekauften Produkten wohl nur gering wäre, erklärt Karin Troxler. Für sie ist klar: «Die Leute benutzen den Automaten vor allem, um während der Saison frische Beeren aus der Region zu kaufen».

Der Beerenautomat ist seit drei Jahren in Betrieb.

Bis zu 90 Schalen à 500 Gramm Erdbeeren passen in den auf 11 Grad temperierten Automaten. Dabei kann der Kunde die Trommel mit der Pfeiltaste bewegen, und sich mit dem Auge die für ihn passende Schale aussuchen. Unter anderem wegen dieser Auswahlmöglichkeit hätten sie sich für diesen rund 10‘000 Franken teuren Automatentyp entschieden. Zudem sei er mobil und leicht verschiebbar. Denn letztlich hätten sie ja zu Beginn nicht gewusst, wie gut das Ganze an diesem Standort funktioniert. Bezahlt wird beim Goldacher Beerenautomaten mit Münzen oder Noten, ein Münzautomat gibt Rückgeld.

Schutz vor Diebstahl in Hofläden

Gekauft haben die Troxlers ihren Automaten bei Thomas Stuber in Gächliwil SO. Der Ackerbauer verkauft solche Geräte seit bald zwanzig Jahren. Er suchte einst selbst nach einer Lösung, wie er sein ab Hof vermarktetes Brot effizienter an die Kundschaft bringen konnte. Zudem wusste er, dass viele Hofladenbetreiber mit geplünderten Kassen, nicht bezahlter Ware oder Vandalismus kämpften oder zu Unzeiten aus dem Bett geklingelt wurden. Die Lösung war der Automat. Heute dient sein Hof-Laden in erster Linie als Demo-Raum für seine Firma Agridee, die verschiedenen Gerätetypen von Verkaufsautomaten anbietet. 

Stuber selbst hält viel von der Bargeldlos-Bezahlung, weil sie die Ansprüche des modernen Einkaufsverhaltens optimal erfülle. «Es gibt Direktvermarkter, deren Umsätze nach der Installation der Bargeldlos-Funktion um einen Drittel anstiegen». Zudem entfalle das mulmige Gefühl beim Einkäufer, wenn der Kunde sein Geld durch den Schlitz von der immer noch weitverbreiteten angeketteten Stahlkasse zwängt. Viele fragten sich in diesem Moment doch instinktiv: wie weiss denn der Bauer, ob ich nun wirklich alles bezahlt habe? Bei mit kontaktlosem, elektronischem Bezahlsystem ausgestatteten Automaten erhalte er am Schluss eine Quittung und schaffe so klare Verhältnisse, erklärt Stuber.
Die Troxlers in Goldach haben bisher auf die bargeldlose Bezahlmöglichkeit mit Kredit- oder Bankkarte verzichtet. Der Betrieb sei dafür noch nicht bereit, sagt Karin Troxler. Die Kundschaft habe sich aber bis jetzt nicht über die fehlende elektronische Zahlfunktion beklagt. Viel wichtiger sei, dass die angebotene Ware frisch sei. Trotzdem weiss sie natürlich, dass bargeldloses Bezahlen im Trend liegt. Sie könne sich deshalb vorstellen, das Gerät mit der «Twint»-Funktion nachzurüsten. «Ich kenne einige Kollegen, die damit gute Erfahrungen machen.» 

Thomas Stuber von Agridee verkauft seit zwanzig Jahren Verkaufsautomaten.

Anonym einkaufen: kein Problem!
Die Verkaufsautomaten lassen sich je nach Produktekategorie klimatisieren, kühlen oder sogar tiefgefrieren. Beim Beerenautomaten in Goldach handelt es sich um den Typ SPC-Automat für kleine und mittelgrosse Produkte. Stabiler und besser vor Vandalismus gefeit sind die grösseren AFA-Automaten mit den separaten Fächern, die massiv aus Stahl gebaut sind. Hier ist man ab 8000 Franken für ein Gerät mit Minimalausstattung dabei. Natürlich sei der Automat nicht für alle eine wirtschaftliche Lösung. «Aber es gibt Hofläden mit 1500 Einkäufen pro Woche», sagt Stuber vom Automatenhändler Agridee. Die Ansprüche der Kundschaft aus der Landwirtschaft seien unterschiedlich. Die einen wollen ohne grossen persönlichen Aufwand eine neue Verkaufsmöglichkeit für ihre Kundschaft schaffen. Andere, bereits etablierte Hofläden, reduzierten mit ihm ihre persönlichen Präsenzzeiten und schafften sich mehr Freiräume. Aus Sicht der Kundschaft werde zudem oft vergessen, dass diese nicht immer auf Gespräche mit «seinem» Bauern aus sei und die Anonymität eines Automaten durchaus schätze, sagt Stuber.
www.agridee.ch

Veröffentlicht in Blog

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