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Pflanzenschutz in Rosenkohl: Viele nutzen Technik nicht optimal

Die Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten bei Rosenkohl ist aus Sicht des Pflanzenschutzes so etwas wie die Königsdisziplin. Die angewendeten Methoden sind vielfältig, Feldkontrollen bleiben aber unerlässlich. 

Martin Keller vom Beratungsring Gemüse mit dem Spritzpfosten.

Agronom Martin Keller setzte sich schon in den 90er-Jahren mit dem Pflanzenschutz in Kohlarten auseinander. Er initiierte damals erfolgreich die Verwendung von Kupfer in Kleinmengen gegen Bakterienkrankheiten und führte erste Versuche mit Trichogramma-Schlupfwespen gegen Kohleulen durch. Auch heute noch ist der Geschäftsführer des Beratungsrings Gemüse in Ins täglich auf Gemüsefeldern unterwegs. Eine besondere Knacknuss stellt dabei die Überwachung der Rosenkohlfelder dar. «Mit ihren langen Standzeiten sind sie einer grossen Zahl von Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt», erklärte Keller im April an einer Weiterbildungstagung zum Thema Applikationstechnik am Inforama in Ins*. Im Vergleich zur relativ kurzen Kultur von Brokkoli, wo man bei jedem Satz bei Null beginnen könne, könnten sich in Rosenkohl – wenn es schlecht läuft – Massenpopulationen von Schädlingen aufbauen. Eine Besonderheit sei zudem, dass Rosenkohl Ende September ausgewachsen sei, die letzten Sätze aber erst im Januar geerntet würden. «Wir müssen die fertige Kultur deshalb noch während zwei bis drei Monaten auf dem Feld gesund erhalten». Das sei eine riesige Herausforderung. Interessanterweise seien bei Rosenkohl aber nicht mehr Wirkstoffe bewilligt als bei Brokkoli, sagte Keller. 

Applikationstechnik optimal nutzen

Viele Schädlinge und Krankheiten setzen sich im unteren Bereich der bis zu 1.50 Meter hohen Kultur fest. Beim Ausreifen der Pflanze fallen die Blätter ab, hängen kreuz und quer in den Kulturen drin und ziehen Botrytis-Pilze an, die dann auch die Rosen befallen können. Deshalb sei es wichtig, in diesem Bereich die richtigen Massnahmen zu treffen, erklärte Keller. Kupfer sei hier schon in Spuren sehr wirksam. Entscheidend sei aber vor allem auch die richtige Einstellung der vorhandenen Technik. Auf einem Betrieb hat er beobachtet, dass bei der Spritzung mit 1600 l/ha kaum Spritzbrühe auf den unteren Teil der Pflanzen gelangte. Mit einer anderen Düse, leicht höherem Druck und der tiefen Führung des Balkens direkt über der Kultur wurde mit 600 l/ha ein massiv besseres Ergebnis erzielt. Die damalige Erkenntnis für Keller: «Vermutlich nutzten viele Betriebe ihre Technik nicht optimal.» Daraus entstand zusammen mit seinen Mitarbeitern die Entwicklung des standardisierten «Spritzpfostens», der auf verschiedenen Ebenen mit wassersensitiven Blättchen versehen ist, auf denen die Spritzleistung sichtbar wird. Damit überprüfte das Team des Beratungsrings die Spritzapplikationen auf den von ihm betreuten Betrieben und passte die Einstellungen so an, dass der Wirkstoff in den untersten Ebenen ankam. «Zudem wiesen wir die Betriebe an, dass sie den Spritzbalken grundsätzlich möglichst nahe an den Köpfen durchziehen müssen.» Noch besser sei es, wenn Droplegs zum Einsatz kämen, sagte Keller. 

Feldkontrollen sind unerlässlich

Seit dem Verbot von Methomyl im Jahr 2016 beschäftigt sich der Beratungsring mit alternativen Bekämpfungsmethoden gegen die Weisse Fliege. Als zentral haben sich dabei regelmässige Feldkontrollen herausgestellt, um den Zeitpunkt des bevorstehenden Massenbefalls zu erkennen. «Per Zufall stellten wir fest, dass konventionelle Spritzbalken in diesem Fall besser höher gestellt werden sollten, um den Wirkstoff an die sich bildenden Köpfe zu bringen.» Mit Mittel- und Seitendüsen erweiterte Droplegs-Spritzbalken zeigten sich als optimale Technik zur Bekämpfung der Weissen Fliege. 

Technik alleine sei aber nicht alles, sagte Keller. Letztlich müsse man laufend wissen, wie es um die Schädlingssituation im Feld stehe, um diese wirkungsvoll und effektiv bekämpfen zu können. Der Anwendungs-Mix von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln wird immer vielfältiger, immer häufiger kommen biologische Mittel zum Einsatz. Um diese wirkungsvoll einsetzen zu können, müsse der Gemüsegärtner die Schaderreger und deren Biologie kennen, findet Keller. Und das wird immer anspruchsvoller: Die Eier der Kohlfliege und der Schwebefliege – ein Nützling – können beispielsweise nur unter dem Binokular unterschieden werden.  n

* Der Anlass wurde vom VSGP, dem Inforama Seeland, vom landwirtschaftlichen Institut des Kantons Freiburg Grangeneuve sowie weiteren Partnern organisiert.

Veröffentlicht in Blog

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