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Der Rohstoff aus der Atmosphäre

In dieser Woche wird in Hinwil ein System in Betrieb genommen, das mit einem Filtersystem CO2 aus der Luft abscheiden kann. Das CO2 wird zur Düngung von Gemüse in ein Gewächshaus geleitet. 

Die Atmosphäre besteht vor allem aus Sauerstoff und Stickstoff, enthält aber auch 0,04 Prozent Kohlendioxid (CO2). Das hört sich nach wenig an, hat aber bekanntlich trotzdem grosse Auswirkungen auf das Weltklima. Aber natürlich ist das CO2 auch einer der Grundstoffe für die lebenswichtige Photosynthese, die das Pflanzenwachstum erst ermöglicht. Weshalb also nicht das CO2 aus der Luft herausfiltern und gezielt in landwirtschaftlichen Kulturen einsetzen? Es wäre eine klassische Win-Win-Situation.

Seit sieben Jahren arbeitet das ETH-Spin-Off Climeworks an dieser bestechenden Idee. Nun ist sie Wirklichkeit geworden: In Hinwil nahm vor kurzem eine Pilot- und Demonstrationsanlage ihren Betrieb auf. Es ist kein Zufall, dass die vom Bundesamt für Energie als Leuchtturmprojekt unterstützte CO2-Abscheidungsanlage dort steht. Die KEZO-Kehrichtverbrennungsanlage liefert die Wärme, die es für den Betrieb der Anlage braucht. Und gleich nebenan steht das Gewächshaus mit den Tomaten, Gurken und Auberginen von Primanatura AG der Gebrüder Meier. Eine Leitung führt das aus der Luft abgeschiedene CO2 direkt ins Gewächshaus. Bisher wurde dort technisches CO2 aus der Industrie verwendet, das mit Lastwagen angeliefert wurde. «Es ist natürlich toll, dass wir nun das CO2 gleich vor Ort produzieren und beziehen können», sagt Fritz Meier. Das passe optimal zur «nachhaltigen» Firmenphilosophie, in der möglichst auf Transporte verzichtet werden soll. Für das CO2 bezahlt der Gemüsegärtner Marktpreise.

CO2 aus der Region

Die Pilot- und Demonstrationsanlage in Hinwil besteht aus 18 Modulen und soll jährlich rund 900 Tonnen CO2 in hoher Reinheit aus der Luft herausfiltern. Ventilatoren ziehen die Luft an und leiten sie durch einen Filter aus Zellulosefasern, wo das CO2 chemisch gebunden wird. Sobald der Filter nach zwei bis drei Stunden gesättigt ist, wird der Inhalt auf rund 95 Grad erhitzt und der Druck auf 200 mbar gesenkt, die CO2-Moleküle lösen sich und können abgesaugt werden. Dieser Prozess ist energieintensiv: Für die Erwärmung des Filters braucht es zwischen 1500 und 2000 kWh Wärme und 200 bis 300 kWh Strom pro Tonne produziertem CO2. Weil Climeworks in Hinwil die Abwärme der Kehrichtverbrennungsanlage nutzt, befindet sich die Energiebilanz des Verfahrens in diesem Fall noch in einem vernünftigen Verhältnis. «Möglicherweise gibt es aber besser Standorte für solche Anlagen», sagt Fritz Meier. Denn auch das bisher verwendete technische CO2 sei aus ökologischer Sicht sinnvoll, weil es als Abfallprodukt in der Industrie anfalle. Trotzdem will er dazu beitragen, dass Climeworks das Verfahren mit der Testanlage weiterentwickelt kann: «In anderen Ländern in Afrika beispielsweise wird CO2 in der Lebensmittelindustrie ineffizient aus fossilen Energien hergestellt, verbunden mit einem erheblichen Transportaufwand». Das Verfahren mit der CO2-Filterung aus der Luft wäre dort aber auch regional mit Solarenergie möglich, sagt Meier und so ergo klimaneutral.

Die langfristige Vision von Climeworks ist die Nutzung von aus der Luft gewonnenem CO2 zur Herstellung von klimaneutralem Treibstoff. Vorerst sollen aber im auf 4 Jahre angelegten Projekt in Hinwil unter realen Bedingungen Erfahrungen insbesondere im Bereich der Kosten und des Energieaufwands gesammelt werden.

www.climeworks.com

Veröffentlicht in Blog

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