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Ein Betriebszweig für Direktvermarkter (BauernZeitung, Mai 2003)

Truthahn

Die Trutenhaltung in der Schweiz bietet Betrieben eine interessante Möglichkeit, die in der Direktvermarktung die Zukunft sehen. Die Haltung der Tiere ist relativ problemlos. Ein nicht mehr gebrauchter Stall mit ausreichend Licht und einer Auslaufmöglichkeit ins Freie reichen als Unterkunft aus.

Weil vor etwas mehr als zwei Jahren der Hauptabnehmer seiner Truten Konkurs ging, verkauft Pius Isenschmid von der Betriebsgemeinschaft Famos in Malters LU das Trutenfleisch direkt an seine Kundschaft. Rund 300 Hennen und Hähne verlassen jährlich den Betrieb. Er gehört damit in der Schweiz zu den kleineren Produzenten der stolzen Hühnervögel. Die Trutenmast bildet auf der 22ha-Betriebsgemeinschaft einen klassischen Nebenerwerb. Pius Isenschmid betreibt sie nicht zuletzt weil die Stallungen bereits vorhanden und keine Neuinvestitionen nötig waren. Er bezieht die Jungtiere im Alter von sechs Wochen von der Trupro AG in Mörschwil, der einzigen Truthahn-Brüterei in der Schweiz. Die Eier stammen aus Frankreich. Mit einem Gewicht von 8-10 Kilogramm bei den Hennen und 18-20 Kilogramm bei den Hähnen treten die Tiere nach 17 bis 22 Wochen die Reise in einen Schlachthof der Region an. Nach den Abzügen für den Metzger und das Futter bleiben ihm rund 15 Franken pro Tier übrig.

Frifag sucht noch Produzenten

Erst vor rund 15 Jahren begann die professionell betriebene Trutenhaltung in der Schweiz Fuss zu fassen. Dem zarten Fleisch wurde ein grosses Wachstumspotential beim Konsum vorausgesagt. Doch der Anteil an der gesamten Schweizer Geflügelproduktion beträgt zurzeit nur etwa 5 Prozent. „Die Produktionskurve von Schweizer Trutenfleisch steigt zurzeit nur noch gering an,“ zeigt sich Stefan Würth vom zweitgrössten Trutenvermarkter frifag wenig euphorisch. Die Schweizer Bauern kämpfen mit dreimal höheren Futterpreisen – dem wichtigsten Kostenfaktor in der Trutenhaltung – als ihre ausländischen Berufskollegen. Dazu kommen strengere Haltungsvorschriften, die den maximalen Besatz auf 36,5 Kilogramm pro m2 begrenzen. Die grössten Betriebe beherbergen bei uns 2000 Truten, im Ausland ist dies oft ein Vielfaches. Obwohl die frifag vorerst nicht mehr im grossen Stil in die Trutenhaltung investieren möchte, ist das Geflügelhandelsunternehmen noch auf der Suche nach zwei Produzenten, welche im grösseren Rahmen in die Trutenproduktion einsteigen möchten.Marktleader von Schweizer Trutenfleisch mit einem Anteil von über 80 Prozent ist das Migros-Produktionsunternehmen Optigal, gefolgt von der Ostschweizer frifag mit rund 13 Prozent. Coop verkauft übrigens kein einheimisches Trutenfleisch. Der Anteil von kleineren Direktvermarktungsbetrieben nimmt aber zu, wie Verena Geisser, Inhaberin der Trupro AG auf Anfrage bestätigt. Sie ist überzeugt, dass die Trutenhaltung vielen Bauern eine interessante Alternative bietet: „Die Produktion ist relativ einfach und verläuft bei Einhaltung einiger einfacher Regeln meistens problemlos.“ Als wichtigste Voraussetzung bezeichnet sie das Vorhandensein eines Absatzmarktes, welcher zuerst abgeklärt werden müsse. Ist ein frostfreier Stall vorhanden, der genügend Licht liefert und den Ausgang ins Freiland erlaubt, sind bereits die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt.

Wasser und Futter

Die jungen Hennen und Hähne kommen für einen Kilopreis von 7.50 Franken auf die Betriebsgemeinschaft Famos zu Pius Isenschmid, wo sie je nach Geschlecht 11 bis 16 Wochen gemästet werden. Die Hähne bleiben etwas länger auf dem Betrieb, weil sie mehr Gewicht ansetzen. Jedem Tier steht durchschnittlich ein halber m2 im Stall zur Verfügung, der mit Einstreu bedeckt ist. Bilder von verkrüppelten oder gerupften Truten kennt Isenschmid nur aus dem Fernsehen, was vermutlich mit den Produktionsmethoden zu tun hat, die in den intensiven Mastbetrieben im Ausland angewendet werden. Medikamente gegen Krankheiten benötigt er für seine Tiere nicht. „Alles was die Tiere eigentlich brauchen ist Wasser und Futter“, erklärt Isenschmid mit den Schultern zuckend. Ein Futterautomat nimmt ihm einen grossen Teil der Arbeit ab. Es bleibt die tägliche Kontrolle und die Abgrenzung von verletzten Tieren. Damit etwas Farbe auf die Auslaufweide kommt, mischt er gelegentlich schwarze Truthähne unter seine weisse Mastrasse, die in der Schweiz am häufigsten zum Einsatz kommt. Als Alternative böte sich die Bronzetrute an, die aber weniger Fleisch ansetzt und die vor allem für eine noch extensivere Haltung geeignet ist. Für die Schlachtung und die Verarbeitung zu Truten-Schnitzel, Geschnetzeltem oder Trutenflügeli bezahlt er dem Metzger pro Tier 30 Franken. 95 Prozent des Trutenfleisches gelangt bei ihm in verarbeiteter Form in den Verkauf. Nur in der Weihnachtszeit verlangt die Kundschaft öfter einen ganzen Truthahn. Für den Mäster ist dies allerdings weit weniger attraktiv, da diese Tiere nur 4-5 Kilogramm schwer sind. Verkauft wird das Trutenfleisch zu einem Kilo-Preis von 16 Franken. „Unter dem Strich bleibt mir etwas weniger als 2 Franken Gewinn pro Kilogramm Fleisch“, resümiert Pius Isenschmid. Doch für den Versand muss er nichts mehr aufwerfen, da die Kundschaft die bestellte Ware selber abholt.

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