Die Preise für Dünger bleiben hoch. Die Fachleute sind aber überzeugt, dass es in der Schweiz zu keinen Engpässen kommen wird. Sie raten den Gemüseproduzenten, die Preise gut zu beobachten und gegebenenfalls Düngungsgewohnheiten anzupassen.
Was hat Gemüse mit der Börse zu tun? Mehr als viele denken. Denn die Hersteller von Dünger gehörten in den letzten Monaten zu den Lieblingen der Anleger. Wer vor einem Jahr Aktien des weltweit grössten Düngemittelherstellers Potash Corp. aus dem kanadischen Saskatchewan kaufte, profitierte von einer Verdoppelung des Preises. Die Unternehmen machen dank den hohen Preisen für Dünger zurzeit satte Gewinne: Der Kalihersteller K+S beispielsweise wird in diesem Jahr voraussichtlich über eine Milliarde Euro verdienen, im letzten Jahr lag der Gewinn noch bei 289 Millionen Euro. Solche Zahlen sind erfreulich für die Unternehmen und die Anleger, doch den wirklichen Preis bezahlen die Anwender der Produkte. Zum Beispiel die Gemüseproduzenten in der Schweiz. Die Preise für Dünger sind in den letzten Monaten bekanntlich explodiert und treiben die Produktions-Kosten weiter in die Höhe. Auf einzelnen Betrieben geht sogar die Angst um, dass es Probleme mit der Versorgung geben könnte. Doch Hansueli Schaufelberger von Landor gibt da Entwarnung. Die Lieferbereitschaft bei Landor sei kein Problem und Panik sei fehl am Platz, sagt der Dünger-Fachmann. «Einige Produkte für den Hors-Sol-Bereich und andere Spezialdünger sind zurzeit aber tatsächlich schwierig zu erhalten», sagt er. Generell sei die Warenbeschaffung viel aufwändiger geworden. «Früher machte ich schnell ein Telefon um ein Schiff mit Ware zu bestellen.» Heute müsse man das ein Jahr im Voraus machen. Eine solche Situation habe er in seiner 20-jährigen Laufbahn noch nie erlebt. Die Situation auf dem Markt habe sich in kurzer Zeit um 180 Grad gedreht. «Früher klopften die Lieferanten bei uns an, jetzt ist es umgekehrt!» Trotz den enormen Preissteigerungen hat Hansueli Schaufelberger das Gefühl, dass die Obergrenze bei einzelnen Produkten erreicht sei. Für den kommenden Frühling hat er aber bereits vorgesorgt und genug Ware bestellt.
Volldünger anstatt Einzeldünger
Dass die Gemüseproduzenten keine Angst haben müssen, plötzlich mit leeren Säcken dazustehen, bestätigt auch Hans-Jakob Keller von Agroline. Zwar treten in der Schweiz zeitweise Lieferschwierigkeiten auf, aber von einem eigentlichen Versorgungsengpass könne nicht gesprochen werden. Bei den Preisen geht er allerdings davon aus, dass diese weiter steigen werden. «Die Nachfrage nach den Düngern ist weltweit gross und wird noch weiter zunehmen», sagt Hansjakob Keller. Deshalb empfiehlt er den Produzenten, sich möglichst schnell mit neuer Ware einzudecken. «In diesem Jahr mussten wir die Preise bereits viermal gegen oben anpassen». Es lohne sich aber, die Preise genau zu studieren. Die Düngung mit Einzeldüngern komme deutlich teurer zu stehen als diejenige mit Volldüngern. Deshalb sei die Verwendung von einem passenden Volldünger empfehlenswert. Mit Änderungen der Düngungsgewohnheiten könne viel Geld gespart werden. Beispielsweise mit der Verwendung von Mg-Ammonsalpeter mit 5 Prozent Magnesiumsulfat anstelle eines reinen Stickstoff-Düngers, empfiehlt er den Produzenten.
Organische Dünger von Biogasanlagen als Alternative?
Es ist naheliegend, dass sich Gemüseproduzenten in der gegenwärtigen Marktlage nach Alternativen umsehen. Eine könnte beispielsweise der vermehrte Einsatz von organischen Düngern sein. Beispielsweise mit vergorenem Material aus Biogas-Anlagen. Diese weisen in der Regel eine gute Nährstoffverfügbarkeit auf und wären als Bodenverbesserer ideal. Da sie langsam wirken, könnten sie vor allem als Grunddüngung eingesetzt werden. «Viele Produzenten würden wohl gerne vergorene Substanz einsetzen», sagt Daniel Moos vom VSGP. Er mahnt aber gleichzeitig zu Vorsicht. Denn in der Vergangenheit gab es Fälle, wo der Einsatz von Klärschlamm zu Diskussionen bei den Konsumenten geführt habe. «Beim Gemüsebau ist das halt doch etwas anderes als beim Anbau von Weizen, die Konsumenten reagieren sensibler», so Moos.
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