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Immer mehr Cherrytomaten aus Schweizer Gewächshäusern

Die Produktionsmenge von Cherrytomaten hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Die Nachfrage steigt weiter an. Trotzdem warnt der Verband vor zu viel Euphorie.

Unter den Schweizer Tomatenproduzenten herrscht nicht nur eitel Freude. Von mangelnder Solidarität, fehlendem Respekt oder schlicht unlauterem Verhalten der Mitbewerber ist zuweilen die Rede, wenn man in den Gewächshäusern nachfragt. Aufrufe zu mehr Solidarität bleiben ungehört. Es gelten die Gesetze des Verdrängungskampfes.
Seit Jahren nimmt die Tomatenproduktion in der Schweiz zu, allerdings bei mehr oder weniger gesättigtem Markt. Zudem hat sich die Produktion in andere Regionen verschoben: Einst traditionelle Anbaugebiete wie das Tessin oder das Wallis haben an Einfluss verloren, was auch mit veralteten Anlagen zu tun hat. Und auch in Genf trauert man den Zeiten nach, als der ganze Rest der Schweiz im Mai sehnlichst auf ihre Tomaten wartete. Heute kommen die ersten Schweizer Tomaten aus modernen Gewächshäusern im Mittelland oder der Ostschweiz, und das bereits im April. Und bekanntlich sind die zuvor genannten Regionen auch Verlierer der regionalen Vermarktungsprogramme der Abnehmer, die sie so teilweise vom Markt ausschliessen. Andere Gemüseproduzenten profitieren hingegen, weil ihr Gewächshaus am richtigen Ort steht. Natürlich bietet ein solches Umfeld den idealen Nährboden für emotionale Reaktionen.
Nüchterner betrachtet lässt sich sagen, dass die Produzentenpreise für die runden Tomaten sowie für Rispentomaten trotz allem relativ stabil sind. Doch die runden Tomaten scheinen an Bedeutung zu verlieren. Das bestätigt auch Ramón Gander, Mediensprecher bei Coop: «Währenddem die Rispentomate nach wie vor das Leaderprodukt ist, verzeichnen wir einen Rückgang bei den runden Tomaten.» Es finde eine Verlagerung zu Spezialitäten wie Peretti, Coeur de Boeuf oder Fleischtomaten statt.
Die eigentlichen Überflieger der letzten Jahre in der Branche sind aber sowieso die Cherrytomaten. Die Produktionsmenge hat sich seit 2008 verdoppelt und betrug im letzten Jahr 7756 Tonnen. Die kleinen Tomaten werden in allen Formen und Farben angeboten, was bei der Kundschaft gut ankommt. Von einem «riesigen Erfolg» spricht auch Jacques Blondin, Geschäftsführer der Union Maraîchère de Genève (UMG). Coop bietet in diesem Jahr die Genfer Tomätli in verschiedenen Farben und Geschmäckern im Offenverkauf an. Bei Coop stellt man aber auch hier in den letzten Jahren eine Verschiebung innerhalb des Sortiments fest. «Spezielle Cherrytomaten wie Perla, Toscanella oder Primagusto werden immer beliebter», sagt Ramón Gander.
Eigentlich muss man sich heute nur fragen, weshalb die Produzenten nicht schon früher vermehrt auf Cherrytomaten setzten. Schliesslich ist seit Längerem bekannt, dass ein grosser Teil der Kundschaft lieber süsse Tomaten isst. Dabei scheint es sich um einen grundsätzlichen Trend zu handeln, denn auch die Importe von Cherry-Tomaten nehmen noch weiter zu. «Auch in diesem Jahr mussten wir mehrmals Importkontingente gewähren», sagt Timo Weber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP).
Das sind doch eigentlich ganz gute Aussichten, vor allem wenn man bedenkt, dass die Bevölkerung in der Schweiz jedes Jahr zunimmt. Da wäre also noch Platz für ein paar weitere Hektaren in der Schweiz? Timo Weber mahnt seine Mitglieder zu Vorsicht: «Eigentlich ist der Cherry-Markt in einem recht guten Gleichgewicht.» Bei zunehmenden Mengen bestehe die Gefahr von massiven Preiseinbrüchen während Spitzenproduktionszeiten. Das gelte allerdings auch bei den «normalen» Tomaten.

Veröffentlicht in Blog

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