Frigemo zählt beim Tiefkühlgemüse zu den Schweizer Pionieren. Wichtigste Rohstoffe sind Erbsen und Bohnen, die das Unternehmen von Vertragsproduzenten in der Schweiz bezieht. Trotz Wirtschaftskrise rechnet der Geschäftsführer in den nächsten Jahren mit stabilen Produktionsmengen.
Eiskalte Luft bläst den feingeschnittenen Karottenwürfelchen im Froster der Frigemo in Mellingen AG entgegen. In der Apparatur wird durch das Herumwirbeln in der Luft verhindert, dass die Karotten ein paar Minuten später in gefrorenem Zustand aneinanderkleben. Nur gerade 12 Minuten dauert das Herunterkühlen von Plus 20 °C nach Minus 24 °C. Dank dem Schockgefrieren entstehen nur ganz kleine Eiskristalle, die die Zellwände nicht verletzen. Und das wirkt sich positiv auf die Qualität und Haltbarkeit aus: «Rund 80 Prozent der Vitamine bleiben in Tiefkühlgemüse erhalten», sagt Stefan Weber. Er ist Geschäftsleiter des zur Fenaco-Gruppe gehörenden Unternehmens. Der Vitamingehalt sei oft höher als bei den so genannten Frischgemüsen, die selten erntefrisch an der Ladentheke angeboten würden. Ganz im Gegensatz bei den Tiefkühlgemüsen, die sofort nach der Ernte geschält, geschnitten und dann die Qualität mit dem Schockgefrieren bewahrt und in einen lange haltbaren Zustand gebracht würden.
Bohnen und Erbsen wichtigste Rohstoffe
Die Frigemo verarbeitet jährlich rund 10 000 Tonnen Gemüse zu mehr als hundert verschiedenen tiefgekühlten Einzelprodukten und Mischungen. Nach der Louis Ditzler AG in Möhlin ist das Mellinger Unternehmen die Nummer zwei unter den Tiefkühlgemüseherstellern in der Schweiz. Zusammen besetzen sie einen Marktanteil von schätzungsweise 80 Prozent. Im Biobereich ist Frigemo bei Tiefkühlgemüse führend. Einen grossen Umsatzanteil erzielt die Firma im Gastronomiekanal, den Rest im Detailhandel sowie mit grösseren Industriekunden. Wichtigste Rohstoffe für die Tiefkühlprodukte sind Erbsen und Bohnen, gefolgt von Spinat, Karotten, Sellerie, Brokkoli und anderen Gemüsen.
Zusammenarbeit mit SchweizerVertragsproduzenten
Die inländische Ware bezieht Frigemo von Vertragsproduzenten. Die Preise der Industriegemüse lägen zwar in der Regel unter denen von Gemüse für den Frischmarkt, sagt Stefan Weber. «Dafür erhalten die Produzenten eine Abnahmegarantie im Rahmen der vertraglich festgelegten Menge und die Preise sind im Voraus bekannt.» Sie würden also nicht dem für den Frischmarkt typischen Mechanismus von Angebot und Nachfrage unterliegen. Die Beschaffung des Saatgutes für die Erbsen und die Bohnen wird vom Verarbeitungsunternehmen selbst organisiert. Der Zeitpunkt der Aussaat ist vertraglich festgelegt. Dank dem genauen Anbauplan kann die Fabrik während dem Jahr optimal ausgelastet werden. Bei den Bohnen und Erbsen sind vor allem Anbaubetriebe in den Kantonen Aargau, Solothurn und Zürich unter Vertrag. Hier arbeitet Frigemo bei der Ernte mit einem Lohnunternehmer zusammen. Die anderen Kulturen wie Sellerie, Lauch, Krautstiele, Kohlrabi, Lattich oder Karotten stammen traditionellerweise zu einem grossen Teil aus dem Berner Seeland, vereinzelt von Grossbetrieben in der übrigen Schweiz. Bei diesen Kulturen sind die Vertragspartner selbst für die Ernte zuständig. Beim Spinat hat Frigemo die Anbauplanung ganz an die spezialisierte Liechtensteiner Firma Hilcona ausgelagert. Das macht organisatorisch Sinn: «Das Unternehmen liegt in der Nähe der grossen Spinatfelder im Rheintal und kann direkt vor Ort entscheiden, ob sich die Kulturen eher für Hack- oder Blattspinat eignen», sagt Stefan Weber.
Zucchini aus Italien
Die Schweizer Rohware bezieht Frigemo ausschliesslich von «Suisse Garantie» zertifizierten Produzenten. Brokkoli, Blumenkohl, Zucchetti und Auberginen werden frisch importiert. Das hat technische Gründe: «Während der Schweizer Ernte werden in unserer Fabrik vor allem Erbsen und Bohnen verarbeitet», sagt Stefan Weber. Zudem seien die Anbauflächen für Industriegemüse bei diesen Kulturen in der Schweiz zu tief für einen Verarbeitungsbetrieb der Grösse von Frigemo. Diese Produkte kommen deshalb aus Spanien von einem vertraglich gebundenen Aufbereitungsbetrieb. Die kleinen Zucchini bezieht der Tiefkühlspezialist in Italien: «Die Italiener sind Spezialisten für diese Kultur und liefern genau die geforderten Kaliber», sagt Stefan Weber. In der Zukunft geht er bei Tiefkühlgemüse von stabilen Produktionsmengen aus. In Krisenjahren sei der Rückgang aber vor allem bei der Ausserhaus-Verpflegung spürbar. Deshalb müsse Frigemo die Produktionsmengen laufend den wirtschaftlichen Gegebenheiten anpassen.
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