Nicht einmal ein Jahr dauerte die Amtszeit von Ueli Maurer als VSGP-Präsident. Seine Wahl in den Bundesrat machte ihm und der Gemüsebranche einen Strich durch die Rechnung. Im Interview schaut er auf die letzten Monate zurück. Er will den Gemüseproduzenten künftig zu mehr Gehör in der Landesregierung verhelfen.
Vor nicht allzu langer Zeit haben Sie Doris Leuthard noch durch Gewächshäuser geführt, um ihr die Situation der Gemüseproduzenten vor Ort aufzuzeigen. Nun sind die Wege zu ihr kürzer geworden. Darf die Branche sich nun Hoffnungen machen, dass ihre Anliegen in der Regierung nun auf mehr Gehör stossen werden?
Ueli Maurer: Den Kontakt zu den Gemüseproduzenten möchte ich unbedingt aufrecht erhalten, ganz einfach weil mich die Branche fasziniert. Ich und Doris Leuthard arbeiten nun tatsächlich fast Tür an Tür. Ich sehe sie also täglich und werde sicher mit ihr öfter über die Gemüsebranche sprechen können als vorher.
Als VBS-Chef kümmern Sie sich aber vor allem um Panzer und Soldaten. Haben Sie überhaupt die Möglichkeit, in «departementfremden» Bereichen wie dem Gemüsebau entscheidend Einfluss auszuüben?
Ich denke schon, dass man zumindest Verständnis wecken kann. Denn die Kenntnisse über die Branche –über die gesamte Landwirtschaft überhaupt – sind im Bundeshaus gleich Null. Es bleibt zu hoffen, dass wir die zwei bis drei Jahre, die bis zu einem möglichen Freihandelsabkommen bleiben, nutzen können, um unsere Einwände einzubringen. Aber eine Garantie gibt es natürlich nicht.
Der verordnete Rüebli-Konsum für Rekruten wäre wohl etwas zu viel verlangt vom VBS-Chef?
Die Schweizer Armee soll sich mit Schweizer Produkten verpflegen. Ich werde mich falls möglich dafür einsetzen, allerdings ist vieles bereits vorgegeben.
Dann können die Gemüseproduzenten wenigsten den Bundesrat zwischendurch mit Gemüse-Dips beliefern…
Genau!
Nun endet Ihre VSGP-Präsidentschaft abrupt. Schade eigentlich für den zeitlichen Aufwand, den Sie in den letzten Monaten aufgewendet haben, mit vielen Besuchen und Gesprächen vor Ort. Ihr grosses Engagement wurde von den Produzenten im Übrigen sehr geschätzt. Welchen Eindruck hat Ihnen die Gemüsebranche hinterlassen?
Einen dynamischen! Ich bin beeindruckt vom unternehmerischen Denken vieler Gemüseproduzenten. Man spürt viel Herzblut. Ich habe beispielsweise Eigenkonstruktionen und innovative Massnahmen zur Arbeitserleichterung gesehen, die nur möglich sind, wenn man mit dem Betrieb und in der Branche lebt. Allerdings bestehen nach wie vor strukturelle Probleme, die Gemüseproduktion wird vom Strukturwandel sicher nicht verschont bleiben. Der Gesamteindruck fällt aber im Allgemeinen deutlich positiver aus, als für die übrige Landwirtschaft.
In welchen Bereichen muss sich die Branche verbessern?
Am meisten Geld vergibt man meines Erachtens noch am Markt selbst. Angebote und Preise werden noch zu wenig gut aufeinander abgestimmt. Die Koordination des Angebotes sollte besser werden. Trotz Konkurrenz ist hier mehr Solidarität unter den Produzenten nötig.
In Ihrer kurzen Zeit als Verbandspräsident hat sich auch auf der Geschäftsstelle viel bewegt. Wo sollten Ihr Nachfolger und der Verband künftig die Hebel ansetzen?
Zurzeit verzettelt sich der Verband immer noch zu fest in zu vielen verschiedenen Bereichen. Man sollte sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Beispielsweise auf die Schaffung von Marktvertrauen zwischen Grossverteilern und Produzenten – wenigstens so gut das geht. Sehr wichtig wäre für den Verband zudem das Marketing. Vieles läuft in diesem Bereich aber unkoordiniert und ist mehr ein Zufallsprodukt. Ich habe mich hier während meiner Amtszeit besonders engagiert und hoffe, dass ich das nun noch richtig aufgegleist habe. Dazu gehört unter anderem die Information gegen Innen – Internetauftritt, Newsletter und auch die Zeitschrift der Gemüsebau – sowie den besseren Einbezug der Konsumenten. Die in der Werbung verwendeten Mittel müssen zudem unbedingt besser vernetzt werden um eine bessere und nachhaltigere Wirkung zu erreichen.
Wann gibt es ein Wiedersehen mit Bundesrat Ueli Maurer?
Ich werde im Frühling sicher an der Delegiertenversammlung im Tessin teilnehmen. Geplant ist zudem, dass ich in meiner neuen Funktion als Bundesrat den neuen Gemüsepfad im Seeland eröffnen werde. Zudem werde ich noch an zwei Generalversammlungen der Sektionen teilnehmen.
Einsatz für die Gemüseproduzenten bis zum Schluss also?
Ja sicher. Ich werde mich sowieso auch künftig für die Gemüsebranche engagieren. Sie soll ruhig zwischendurch von der Medienaufmerksamkeit eines Bundesrates profitieren dürfen.
(Publiziert: „Gemüsebau / Le Maraîcher“ vom 30. Januar 2008)
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