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Kundenbindung: Papier bringt es eben immer noch

Gemüsegärtner Sebastian Ineichen schreibt seiner Kundschaft regelmässig einen Brief. Auf diesem Weg erklärt er ihr seine Gemüseproduktion. Die Reaktionen darauf sind gut. Und er erhält immer wieder wertvolle Inputs für seine Arbeit.

Auszug aus dem Kundenbrief.

Die Salate, Karotten oder Kohlrabi in der Gemüsekiste einfach so unkommentiert vor der Haustür der Kundschaft oder im Depot abstellen? Geht irgendwie gar nicht, dachte sich Sebastian Ineichen von Gmües Mattli aus Kastanienbaum LU, als er vor bald vier Jahren erstmals Gemüse in der Region auslieferte. Er startete kurzum den Computer, um in die Tasten zu greifen. Der mittlerweile bei seinen Abonnentinnen und Abonnenten des Gemüses unverzichtbar gewordene Begleitbrief zur Lieferung war geboren. Nun setzt sich der Biogemüsegärtner 42 Mal im Jahr jeweils am Sonntagabend hin und bringt die Zeilen für die kommende Auslieferungswoche auf Papier. Die Themen gehen ihm dabei kaum aus. Zum einen, weil sein Arbeitsalltag vielfältig ist, zum anderen, weil er seiner Kundschaft durchaus anspruchsvolle Inhalte zutraut. Da wird schon einmal ein Geohobel erklärt, und weshalb dieses Gerät auf dem Gemüsebaubetrieb Mattli angewendet wird. Oder weshalb Lagerkarotten von einem befreundeten Gemüsegärtner zugekauft werden und nicht aus eigenem Anbau stammen. «Wir nutzten diesen einfachen Kommunikationskanal, um auf die Herausforderungen in unserem Arbeitsalltag hinzuweisen.» Auch heikle Themen wie Pflanzenschutz oder Agrarpolitik greift er auf. 

Zentrales Kommunikationsmittel

Offenbar ist die Kundschaft inhaltlich keineswegs damit überfordert. Erst kürzlich sei eine Gemüseabo-Kundin zu ihm gekommen, welche die Schreiben fein säuberlich aufbewahrt. «Sie sagte mir, dass sie dank diesen bereits viel über die Gemüse­produktion gelernt habe.» Das Kundenschreiben auf Papier ist aber mehr als ein «verstecktes» Lehrmittel. Es dient auch gerade als eine Art Lieferschein, weil vor dem Text immer jeweils der aktuelle Inhalt des Kistchens aufgeführt wird. Der Kundenbrief ist also nicht mehr wegzudenken und so zum zentralen Kommunikationsmittel mit der Kundschaft geworden. Die Leute schätzten den Austausch, fragten auch immer wieder nach oder würden Vorschläge für mögliche neue Produkte bringen. «Wenn sich diese häufen, versuchen wir es», erklärt Sebastian Ineichen. So kam beispielsweise der Ingwer auf den Anbauplan. 

Das Team von Gmües Mattli: Peter Gisler, Sebastian Ineichen, Cristina Colantuoni.

Spitze Feder

Selbstverständlich ist der junge Gemüsegärtner auch mit digitalen Medien vertraut. Seine Frau bewirtschaftet für den Betrieb einen Instagram-Kanal. Doch zum Markenzeichen für das Gemüse vom Mattli ist schliesslich das in der heutigen Zeit etwas antiquiert erscheinende Schreiben auf Papier geworden. Papier und Gemüse: Diese Kombination scheint zu passen. Vielleicht weil beides mit den Händen greifbar ist. Oder weil es nicht in einer E-Mail-Flut untergeht. Zu Beginn versuchte Sebastian Ineichen das Schreiben mit den spannenden Infos auch für die Verwendung auf einer Tafel im Hofladen anzupassen. Doch dafür fehlte im schliesslich dann doch die Zeit. Überhaupt: Unterschätzen darf man den Aufwand keineswegs. Der gelernte Bauer und studierte Agronom profitiert von einer angeborenen spitzen Feder, um die ihn viele Berufskollegen beneiden dürften.

Trotz allem überlegt er sich immer mal wieder, ob er nicht doch von Papier auf digital umsteigen soll. Abgesehen davon, dass Papier auf dem gewaschenen Gemüse eben doch nicht immer so ideal ist, könnte er die Kundschaft so schon vorab informieren, was  im nächsten Kistchen ist. Und er könnte Druckkosten sparen. Ob die Kundschaft auf den liebgewonnenen Begleitbrief vom Mattli einfach so verzichten wird? 

Gmües Mattli

Sebastian Ineichen bewirtschaftet auf dem Betrieb Gmües Mattli zusammen
mit seiner Frau Cristina Colantuoni und Peter Gisler knapp drei Hektaren Land, davon rund 30 Aren im gedeckten Anbau. Er liefert wöchentlich über 200 Abo-Gemüsekisten aus, beliefert Gastro-betriebe in der Region und betreibt einen eigenen Hofladen. 

www.gmuesmattli.ch

Veröffentlicht in Blog

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