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„Land unter“ im Wauwiler Moos (Der Gemüsebau 22.8.2007)

Hochwasser zerstörte im Wauwiler Moos einen grossen Teil der Gemüse-Ernte. Bereits im Juni zerstörte eine Hagelfront einen Teil der Produktion. Erneut musste nun Bereichsleiter Alois Dubach seinen Gemüseabnehmern schlechte Nachrichten überbringen.

Überschwemmung im Wauwiler Moos

Neugierig hält der Fischreiher am Rand des Sees Ausschau auf Nahrung. Die Enten paddeln friedlich auf dem See. Ein idyllischer Ort eigentlich. Doch Fische wird der Reiher hier nicht finden. Viel eher Kabis – wenn er den Schnabel tief genug ins Wasser steckt. Denn eigentlich steht hier das Gemüsefeld des landwirtschaftlichen Betriebes der Strafanstalt Wauwilermoos in Egolzwil LU. Doch vor drei Tagen – in der Nacht vom 8. auf den 9. August – geschah es: Sintflutartiger Regen liess das Bächlein Ron innert kürzester Zeit zum reissenden Fluss anschwellen. Natürlich war das Bachbett zu klein für die Wassermassen, das Wasser strömte auf die Felder des grössten Biobetriebes des Kantons Luzern. Dort überflutete es einen grossen Teil des Kartoffel- und Karottenfeldes, frisch angepflanzte Kopfsalate und Chicorée und eben den Kabis.

Zuerst Hagel dann Hochwasser

„Alles kaputt!“ sagt Alois Dubach. Er ist auf dem grössten Biobetrieb des Kantons Luzern verantwortlich für den Bereich Gemüsebau. Er weiss aus Erfahrung, dass ein grosser Teil Alois Dubach vom Wauwiler Moosdieser Ernte verloren ist. Denn vor zwei Jahren beim letzten grossen Unwetter versoffen die Karotten und alles Lagergemüse ebenfalls im Wasser und erholten sich nicht mehr. „Obwohl wir damals noch gehofft hatten, dass sich die Rüebli erholen“, so Alois Dubach. Doch dieses Mal sei alles noch viel schlimmer gewesen, sagt er. „Diese Rüebli kannst du nur noch runterpflügen!“ 3 Hektaren ebenso 6 Hektaren Kartoffeln schätzungsweise. Er blickt nachdenklich auf das Karottenfeld, das auch noch nach drei Tagen unter Wasser steht. Bereits im Juni zerstörte eine Hagelfront den grössten Teil der Kulturen und im Gewächshaus die Setzlinge. Schon wieder muss er nun dem Hauptabnehmer – einem Grossverteiler – beibringen, dass er nicht liefern kann. Und das in einer Zeit, wo der Druck der Gemüseproduzenten bei den Grossverteilern besonders gross ist. Natürlich mache man sich Gedanken über die Zukunft. Denn die Abnehmer wollen zuverlässige Lieferanten, höhere Gewalt hin oder her. Alois Dubach hat kurz nach dem Unwetter sogar daran gedacht, das Gemüse aus der Fruchtfolge zu nehmen. Doch das war wohl eher eine Schockreaktion. Mittlerweile hat die Zuversicht den Frust schon wieder abgelöst. „Beim letzten Mal konnten wir nach zwei Wochen bereits wieder mit den Maschinen aufs Feld“, hofft Dubach nun auf gnädiges Wetter.

Keine Lösung in Sicht

Es bleibt die Frage des Standortes. So ideal das Moos für Gemüsekulturen ist, die Feuchtigkeit ist eigentlich an solchen Orten Programm. Trotz Drainage. Aber nicht nur das: „Mit der zunehmenden Besiedelung gelangt immer mehr Oberflurwasser in die Ron“, erklärt Alois Dubach. Und von unten drückt bei Hochwasser der grössere Bach Wigger. Anders gesagt: In extremen Regenperioden ist schlicht zu wenig Platz da für das Wasser. „Da kannst du nur noch machtlos zusehen, wie das Wasser die Felder überschwemmt.“ Doch gibt es wirklich keine Lösung? Durch eine Erhöhung des bereits vorhandenen Dammes vielleicht? Alois Dubach winkt ab: „Nach dem Unwetter von 2005 hat man das versucht, mit dem Resultat, dass sich das Bachbett anhob.“ Ein Nullsummenspiel. Doch eine Idee hätte er schon: Den Bach ausbaggern. Er erinnert sich an frühere Zeiten, als das regelmässig gemacht wurde. „Weil die Holzunterlagen am Bachgrund zu fest gelitten haben, hat man damit aufgehört“, sagt Alois Dubach.

Hochwasser im Wauwiler Moos LUIrgendwie bleibt also gar nichts anderes übrig, als sich mit der Situation abzufinden. Ein Betrieb von dieser Grösse – ein Staatsbetrieb dazu – kann das vielleicht auch eher verkraften. Doch Alois Dubach denkt an seine Berufskollegen, beispielsweise im Seeland, die es in diesem Jahr auch hart getroffen hat. „Für die, die ihr eigenes Vermögen im Betrieb haben, ist das schon schlimm.“ Die Zahlungen der Hagelversicherungen – die in solchen Fällen haftet – sind ein schwacher Trost. Ganz abgesehen davon, dass noch lange nicht alle Gemüsebaubetriebe für solche Fälle versichert sind. Bleibt die psychologische Komponente. Mühsam angepflanzt und in wenigen Minuten zerstört. „Gerade unsere Klienten – die Insassen der Strafanstalt – reagieren in solchen Fällen besonders sensibel“, sagt Alois Dubach. Doch nicht alle sind frustriert: „Sehen Sie dort hinten die zufriedenen Enten auf dem See?“

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