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Marktplatz für Substandard-Gemüse

Der B2B-Online-Marktplatz olanga setzt im Gegensatz zu anderen Foodwaste-Projekten auf die Vermeidung von Überschüssen bereits an der Quelle. Ermöglichen soll das ein zusätzlicher Absatzkanal von unförmigem oder überschüssigem Gemüse. 

Auf dem Marktplatz werden Gemüse angeboten, welche die Qualitätsstandards nicht erfüllen oder überzählig sind.

Stefanie Ritz kennt die Gemüsebranche schon fast von der Pike auf. Sie arbeitete bei der Max Schwarz AG in Villigen AG im Verkauf, rüstete dort aber – wenn «Not am Mann» war – auch Gemüse. Dabei sah sie, welche Mengen von Salaten, Kohl oder Lauch aussortiert werden, nur weil sie nicht den strikten Qualitätsvorschriften genügten. Als Verkaufsleiterin des Online-Marktplatzes www.olanga.market kümmert sie sich nun  gemeinsam mit Jael Fankhauser seit einem Jahr um solches Überproduktions- und Substandard-Gemüse. Die Plattform ist seit letztem Herbst aufgeschaltet und wird laufend weiterentwickelt. Im Angebot waren Ende Februar unter anderem Rotkabis und Weiss-kabis für je 1.40 Franken das Kilo. 

Vielen in der Branche sind «Gemüserettungs-Aktionen» oder Vorzeige-Projekte der Grossverteiler wie «To Good To Go» ein Dorn im Auge, weil es für sie das Problem nicht löst, sondern im gesättigten Markt vermeintlich nur verschiebt. Stefanie Ritz kennt diese Diskussionen. Im Unterschied zu vielen Foodwaste-Initiativen setze olanga.market aber bereits in der Produktion – also an der Quelle – an und nicht erst wenn der Schaden entstanden sei. Kann ein Betrieb die systembedingt bisher kaum vermeidbaren Aus- oder Überschüsse von Gemüse auf einem anderen Weg gewinnbringend vermarkten, erzielt er letztlich einen Effizienzgewinn. «Im Idealfall kann er die frei gewordene Produktionsfläche für ein anderes Produkt verwenden», erklärt Stefanie Ritz. 

Produzent bestimmt den Preis

Im Unterschied zu den medienwirksamen «Rettungsaktionen» direkt auf dem Gemüse-acker richtet sich olanga.market vor allem an grosse Abnehmer wie Gastronomie-unternehmen, Spitäler oder Altersheime. «Wir wollen der Gastronomie einen Zugang zu Substandard- und Überschuss-Ware ermöglichen», erklärt Ritz. Das Ganze müsse aber wirtschaftlich sein, was mit grösseren Abnahmemengen eher möglich sei. Als
Lieferanten sind alle Gemüsegärtnerinnen und -gärtner willkommen. Sie können sich auf der Plattform olanga.market unkompliziert registrieren und ihre Produkte dort platzieren. Sie bestimmen den Preis und die Mengen des angebotenen Produktes selbst, können auswählen, ob die Ware auf dem Betrieb abgeholt, von diesem ausgeliefert oder von einem Logistikunternehmen transportiert werden soll. Olanga zieht vom Verkaufspreis 15 Prozent Marge ein. «Es liegt im Interesse des Anbieters, dass er die Ware gewinnbringend verkaufen kann». Deshalb machten Dumping-Angebote auch hier wie auf dem «normalen» Markt keinen Sinn, findet Stefanie Ritz. 

Image als Verkaufsargument

Stefanie Ritz sieht für olanga-Lieferanten noch eine zusätzliche Chance durch einen Image-Gewinn, da das Thema Foodwaste in der Gesellschaft sehr präsent sei. Sie weist auf ein Gemüseverarbeitungsunternehmen hin, das einen Auftrag in einem Spital deshalb erhielt, weil er Olanga-Produkte anbieten konnte. Zu einem späteren Zeitpunkt soll  der Marktplatz auch in französischer Sprache aufgeschaltet und für Westschweizer Gemüseproduzenten zur Verfügung stehen. 

Da die B2B-Online-Plattform erst vor ein paar Monaten startete, sind die Umsätze noch überschaubar. Ein paar namhafte Betriebe haben sich bereits auf der Plattform eingeschrieben. Die 120 Stellen-Prozent des sich im Aufbau befindenden Unternehmens können mit den Einnahmen aber noch nicht gedeckt werden. Das Projekt profitiert zurzeit noch von diversen Fördergeldern verschiedener Institutionen, wie beispielsweise dem Bundesamt für Landwirtschaft, dem Klimafonds Winterthur oder der Däster Schild-Stiftung.

Die olanga AG wurde von Thomas Heim lanciert, ehemaliger Dozent und Leiter des Zentrums für Ressourceneffizienz der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Mitgründerin und Aktionärin ist u.a. die Max Schwarz AG in Villigen. Der Geschäfts­sitz befindet sich im Hightech Zentrum Aargau in Brugg.

www.olanga.ch

Veröffentlicht in Blog

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