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Medienhype um Flüchtlinge als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft

eschbach

Der Gemüsebaubetrieb von Andreas Eschbach in Füllinsdorf bildete die Kulisse für die Medienkonferenz, die anlässlich des offiziellen Startes des Projektes «Flüchtlinge als Arbeistkräfte in der Landwirtschaft» stattfand.

Viele Journalisten betrachten Pressekonferenzen eigentlich als Auslaufmodell, das nicht mehr in die heutige Medienwelt passt. Wenn sich nun die Fahrzeuge von TV- und Radiostationen sowie von grossen Zeitungen um die Parkplätze vor dem Gewächshaus von Andreas Eschbach in Füllinsdorf streiten, dann scheint also Ausserordentliches zu passieren. Was ist hier los? Das Staatssekretariat für Migration (SEM) und der Schweizer Bauernverband haben an diesem Tag im Mai zur Medienkonferenz geladen. Thema: Start des Projektes «Flüchtlinge als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft». Als Standort wählten die Organisatoren mit Eschbachs Gemüsebaubetrieb einen Musterbetrieb in Sachen Integration von Flüchtlingen aus. «Wir beschäftigen bereits seit 20 Jahren Flüchtlinge», sagt Eschbach zur Journalistenschar. Er und seine Frau Margret tun dies vor allem auch aus persönlichen Gründen. «Auf dem Betrieb sprechen wir nie von Flüchtlingen, sie haben einen Namen.» Beispielsweise Ali Abdirisaq aus Somalia, der seit vier Jahren bei Eschbach arbeitet. Er entspricht dem Profil der im Projekt angepeilten künftigen Arbeitnehmer in idealer Weise. Der Verdienst habe ihm den Umzug vom Asylheim in eine eigene Wohnung ermöglicht und ein Auto habe er sich auch schon kaufen können, sagt der junge Afrikaner mit leiser Stimme.
Für SEM-Chef Mario Gattiker böten die 22 000 Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen ein beachtliches Potenzial auf dem Arbeitsmarkt, das bisher aber zu wenig genutzt werde. «Diese Flüchtlinge wollen arbeiten!», sagt er in bestimmtem Ton. Das Smartphone piepst: Noch bevor Gattiker sein Referat zu Ende gesprochen hat, verbreiten die Online-Medien seine Worte bereits per Push-Nachricht.
SBV-Direktor Jacques Bourgeois erklärt das Pilotprojekt noch einmal: «Es soll klären, welche Grund- und Rahmenbedingungen nötig sind, damit diese Arbeitsintegration für alle Beteiligten stimmt.» Was sich denn nun für Eschbach ändere, fragt ein Journalist. «Eigentlich nichts, ausser dass wir in den Medien sind», sagt der Gemüsegärtner. Die SBV-Sprecherin ergänzt: Eschbach müsse künftig mit den Projekteilnehmern regelmässig Mitarbei-tgespräche führen und Evaluationsbögen ausfüllen. Dafür wird er mit monatlich 200 Franken entschädigt. Ist das Pilotprojekt einmal abgeschlossen, sollte der administrative Aufwand aber sinken, beruhigt eine weitere am Projekt Beteiligte. Zehn Bauernbetriebe machen am Projekt mit, darunter vier Gemüsebetriebe.
Am Ende der Veranstaltung geht der Marathon für die Podiumsteilnehmenden aber erst los. Alle wollen ihre separaten Geschichten schreiben, im Wissen, dass zu diesem Zeitpunkt das Wesentliche bereits überall zu lesen ist. Doch der mediale Erfolg ist trotzdem gross: allen wichtigen TV- und Radiostationen und selbst den gedruckten Zeitungen am Folgetag ist der Anlass ein Beitrag wert. Bleibt zu hoffen, dass dies bei Abschluss des Projektes wieder so sein wird.
Ein Nachtrag sei hier aber noch erlaubt: Letztlich ist das Projekt auf dem Nährboden der Masseneinwanderungsinitiative entstanden. Die Umsetzung bereitet dem Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) einiges Kopfzerbrechen. Er formulierte seine Forderungen in einer separaten Mitteilung. Diese war den Organisatoren der Medienkonferenz aber zu politisch, weshalb sie nicht in der offiziellen Medienmappe untergebracht werden durfte.

Veröffentlicht in Blog

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