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Nahrungsmittel: Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral! (BauernZeitung, 27. Juni 1997)

Die Öffnung der Agrarmärkte erfordert Innovationen bei Verarbeitern und Landwirten. An einer Tagung in Triesenberg FL wurde nach Wegen zur Vermarktung von Agrarprodukten in einem globalisierten Umfeld gesucht.

Es war kein Zufall, dass der Schweizerische Verband der Ingenieur-Agronomen und der Lebensmittel-Ingenieure (SVIAL) das Fürstentum Liechtenstein als Austragungsort für den Weiterbildungskurs mit dem Thema „Öffnung der Märkte – Folgerungen für das Agrarmarketing“ ausgesucht hatte. Liechtenstein gehört zu den sogenannten Kleinstaaten, ist stark mit der Schweiz verbunden, aber dank der EWR-Mitgliedschaft etwas näher am europäischen Geschehen als die Schweiz. Referenten aus der Nahrungsmittelbranche und aus dem Marketingbereich berichteten über im Ausland gemachte Erfahrungen, die beim Export von verarbeiteten Agrarprodukten gemacht wurden. Den rund 60 Kursteilnehmerinnen und -Teilnehmern wurde aufgezeigt, dass dem harten Gegenwind der internationalen Märkte vor allem mit innovativem Denken und optimalen Kostenstrukturen entgegengehalten werden kann.

Kostenstrukturen in den Griff bekommen

Kleine Mengen und grosse Vielfalt als Haupthindernisse

An der Veranstaltung drang denn auch durch, dass die eher kleinen Produktionsmengen und die grossen Produktesortimente zwei der Haupthindernisse zur Erreichung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit darstellen. Als grosser Nachteil für exportwillige Verarbeiter wurde aber auch der schleppende Gang der bilateralen Verhandlungen sowie der parlamentarischen Beratung der neuen Agrarpolitik (AP 2002) genannt.

In gesättigten Märkten Erfolg haben

Wie man als Bäckerei selbst im vermeintlich gesättigten Brotmarkt Anteile dazugewinnen kann, zeigte Günther Beringer von der Rudolf Ölz Meisterbäcker GmbH auf: Ein Produkt muss seiner Meinung nach grundsätzlich marktgerecht, zielgruppenadäquat, preiswert und attraktiv verpackt sein. „Jeder muss sich die Frage stellen: Wie mache ich mich attraktiv?“ Er verwies dabei auf die zwei Möglichkeiten des Massengeschäftes oder der Produktion von sogenannten Premiumprodukten. Nach Meinung von Günther Beringer wird sich der europäische Lebensmittelhandel in Richtung strategische Allianzen, Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen sowie eigenem Unternehmenswachstum entwickeln.

Tendenz zu Discount- und Premiumprodukten

Der hierzulande oft gehörte Rat zur Herstellung von Spezialprodukten erhielt an der SVIAL-Tagung eher einen Dämpfer verpasst. Vielmehr entstand der Eindruck, dass es zu einer Polarisierung zwischen Discount- und Premiumproduktion kommen könnte. Dem Markt für Spezialitäten dürfte dabei eine weit weniger gewichtige Rolle zufallen als gelegentlich behauptet wird. Mit dem Brecht-Zitat „Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral“ unterstrich Klaus J. Stöhlker, Unternehmensberater für Öffentlichkeitsarbeit aus Zürich, diese Tatsache noch zusätzlich. Den wenigen anwesenden Landwirten wurde in Triesenberg auf jeden Fall klar, dass es keinen wirklichen Weg zu geben scheint, der an Strukturveränderungen – verbunden mit massiven Kostensenkungen – vorbeiführt. Denn das, was die Verarbeitungsindustrie braucht, sind billige Rohstoffe.

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