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Pflanzenschutz aus der Luft: Die Drohnen sind los

Agrar-Drohnen sind reif für die Praxis. Der Einsatz drängt sich unter anderem für die Schattierung von Gewächshäusern, die Aussaat von Untersaaten oder für Pflanzenschutzmassnahmen auf. Das Interesse in der Gemüsebranche ist gross. 

Agrardrohnen haben  ihre Praxistauglichkeit im Bereich Pflanzenschutz bewiesen.

Jens Adank ist überzeugt: Drohnen werden als Arbeitsgeräte bald nicht mehr aus dem Alltag der Gemüsebaubetriebe wegzudenken sein. Der ehemalige Winzer ist bei der auf den Handel mit Drohnen des Herstellers DJI spezialisierte Firma Remote Vision in Herisau für den Agrarbereich zuständig. Er schätzt, dass in der Schweiz zurzeit bereits zwischen 60 und 70 Agrardrohnen im Einsatz stehen. Die Anfragen aus der Gemüsebranche hätten in den letzten Monaten stark zugenommen. Die Drohnen-Pionierphase scheint bereits überwunden: «Die Geräte sind ausgereift und haben sich in der Praxis bewährt», sagt Adank. Der rechtliche Rahmen sei abgesteckt und die Bedienung der Fluggeräte gut erlernbar. Wer einen modernen Traktor bedienen könne, habe keine Probleme mit der Lenkung einer Drohne, so Adank. «Eigentlich muss der Pilot oder die Pilotin nur noch auf den Start-Knopf drücken.» Denn die Drohnen fliegen ihre Einsätze autonom, die Flugbahnen werden vorab mit Hilfe von GPS und RTK-Signalen eingegeben und geplant.

Jens Adank von Remote Vision verkauftAgrar-Drohnen.

Betriebe schaffen sich eigene Drohne an

Der Rebbau bildete in den letzten Jahren in der Schweiz quasi die Vorhut beim Einsatz von Sprühdrohnen und ist dort etabliert. Ein Problem war hier jeweils das gleichzeitige Auftreten von Schadereignissen wie Mehltaubefall in verschiedenen Regionen, weshalb Lohnunternehmen mit Drohnen aus Kapazitätsgründen nicht alle Anfragen erfüllen konnten. Auch wegen diesen kurzen Zeitfenstern schaffen sich immer mehr Betriebe eine eigene Drohne an, um über genügend Schlagkraft zu verfügen. Das gilt auch für die Gemüsebranche. Vor allem bei nassen Bedingungen haben Drohnen Vorteile gegenüber den schweren Standardgeräten auf dem Boden, weil man schneller wieder in die Parzelle kann. Das Streuen von Schneckenkörner beispielsweise ist sogar bei Regenfall möglich. «Pro Hektare braucht die Drohne dafür nur fünf Minuten, dank einer Geschwindigkeit von 25 km/h und einer Streubreite von sieben bis acht Metern», erklärt Adank. Sie könne in diesem Fall auch preislich mit dem Lohnunternehmen mithalten. Eine andere häufige Drohnen-Anwendung ist die Aussaat von Zwischenfrüchten respektive Untersaaten. Ein Kunde von ihm schafft in Deutschland die Aussaat von zwei Hektaren in fünf Minuten. Noch weniger ein Thema sei in der Schweiz die Düngung aus der Luft. Adank sieht hier zwar langfristig ein grosses Potenzial bei der Optimierung des Düngereinsatzes mit Hilfe der Multispektral-Technik. «Doch das rentiert zurzeit erst ab einer Grösse von etwa 150 Hektaren.»  

Die Drohne fliegt autonom mit per GPS eingegebenen Daten und selbstberechneten Flugrouten. 

Pflanzenschutz mit Drohnen

Die teilweise immer noch vorhandene Skepsis von Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern gegenüber Drohnenflügen zum Sprühen von Pflanzenschutzmitteln hält Adank für unbegründet. Die Sprühdrohnen seien homologisiert wie die Bodengeräte, ausgestattet mit Antidriftdüsen und die üblichen Abstände und andere Vorschriften müssten eingehalten werden. Da die Drohne sehr tief fliege, entstehe wenig Abdrift, erklärt Adank. «Dank Luftunterstützung erreicht die Düse auch die Blattunterseite.» Um eine Hektare zu behandeln, brauche eine Drohne rund 35 Minuten. Mit einem 20 Meter Sprühbalken könne die Drohne zwar unter normalen Umständen noch nicht mithalten, so Adank. Bei nassen Bedingungen aber schon: «Im feuchten Sommer vor zwei Jahren führten wir auf Gemüsebaubetrieben mehrere Pflanzenschutzbehandlungen mit der Drohne durch.»        

Drohne über Demeter-Gemüse

Drohne über Demeter-Gemüsekulturen auf dem Betrieb von Fritz Lorenz in Tägerwilen TG.

Demeter-Gemüsegärtner Fritz Lorenz aus Tägerwilen ist bei seinen Gemüse-Kulturen schon seit ein paar Jahren mit der eigenen Drohne unterwegs. Er verteilt mit ihr die Demeter-Präparate, betreibt Pflanzenschutz beispielsweise mit Pflanzenstärkungsmitteln oder auch mit Bakterienpräparaten. Die Drohne erziele jeweils ein Super-Sprühbild, mit einer sehr gleichmässigen Verteilung auf der Kultur, sagt er. Etwas schwierig sei der Einsatz allerdings bei windigen Verhältnissen. Sonst ist er aber überzeugt, dass die Technologie auch im «normalen» Biolandbau – beispielsweise mit Kupfermitteln in Kartoffeln – oder in der konventionellen Produktion gute Dienste leisten würde. Mit dem 10-Liter-Tank sei die Reichweite seines etwas älteren Modells allerdings begrenzt, sagt er. Doch Drohnenexperte Adank kann hier beruhigen: «Neuere Drohnen-Modelle sind mittlerweile mit deutlich grösseren Tanks von bis zu 50 Litern ausgerüstet». 

Schattierung von Gewächshäusern

Immer mehr Gewächshausbetriebe setzen Drohnen für das Ausbringen von Kalk oder Kreide auf den Gläsern zur Schattierung der Kulturen ein. Dabei wird das Gewächshaus einmalig vermessen. Mit diesen Daten kann die Drohne dann die Besprühung beliebig oft wiederholen. Bötsch Gemüsebau AG in Salmsach schaffte sich für diesen Zweck im letzten Jahr eine eigene Drohne an. Man habe bisher nur gute Erfahrungen mit ihr gemacht, sagt Jonas Bötsch von der Geschäftsleitung auf Anfrage. Er und zwei Mitarbeiter sind auf dem Gerät ausgebildet und dürfen es fliegen. Das Handling sei zwar relativ einfach, doch eine gewisse Affinität zu digitalen Hilfsmitteln sei hilfreich für den richtigen Umgang mit der Drohne. Vorerst wolle man zwei Jahre Erfahrungen mit der Kreide auf dem Gewächshaus sammeln. Für Bötsch ist aber klar: «Es ist das Ziel, die Drohne auch in anderen Bereichen wie beispielsweise im Pflanzenschutz einzusetzen».

Schulung ist Pflicht

Doch was kostet so ein Fluggerät eigentlich? «Für eine Drohne des Typs DJI Agras T30 mit einem 30 Liter Sprühtank muss man inklusive Bewilligung mit rund 32 000 Franken rechnen», sagt Adank. Eingeschlossen seien dabei die Schulung und die Beschaffung der nötigen Papiere bei dem Bundesamt für zivile Luftfahrt (BAZL). Künftige Drohnenpilotinnen und -piloten müssten zudem eine Prüfung beim BAZL ablegen, was aber keine Hexerei sei. Wer sich trotzdem noch keine eigene Drohne anschaffen möchte, kann auf die Dienste von spezialisierten Lohnunternehmen zurückgreifen. Obwohl seine Firma auch Lohnaufträge ausführe, konzentriere sich Remote Vision zurzeit mehr auf den Verkauf von Drohnen und die Schulung, auch weil es zurzeit an Personal für die Ausführung von solchen Aufträgen fehle. Adank verweist hier deshalb auf David Aebi von den «Agrarpiloten» und Daniel Wiesli von der Laveba, mit denen er eng zusammenarbeite und die alle oben beschriebenen Arbeiten ausführe. 

www.remotevision.ch
www.agrarpiloten.ch
www.laveba.ch/drohnenservice

Einsatzmöglichkeiten von Drohnen im Gemüsebau

• Schneckenkörner streuen
• Pflanzenschutzmassnahmen
(bei feuchten Bedingungen)
• Untersaaten säen (bei feuchten Bedingungen)
• Düngung mit Hilfe von
Multispektral-Technologie
• Schattierung und Reinigung
von Gewächshäusern
• Komposttee ausbringen
• Stäuben von Kalk 

Veröffentlicht in Blog

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