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Stickstoffmangel nach nassem Frühling

Im Frühling kam es im feuchten Boden zu Mangelsituationen von Stickstoff. Pflanzenbauberater Martin Gertsch erklärt, wie es dazu gekommen ist. Die Nichteinberechnung von Ernteresten aus Vorkulturen bezeichnet er als häufigen Fehler in der Düngung.

In diesem Frühling war es an vielen Orten in der Schweiz sehr nass. Wie wirkte sich dies auf die Düngerversorgung der Gemüsekulturen aus?

Martin Gertsch*: Es kam zu Nährstoffverlagerungen in tiefere Regionen des Bodens, wie wir es in den letzten Jahren selten hatten. Gemüse wie Kohl und Fenchel, die bei den nassen Bedingungen zusätzlich nicht besonders tief wurzelten, fehlte deshalb plötzlich der Stickstoff. Wer den Mangel erkannte und rechtzeitig nachdüngte, konnte noch etwas korrigieren. Die anderen erlitten teilweise starke Qualitätseinbussen. 

Wie erkennt ein Gemüsegärtner oder eine -gärtnerin solche Mangelsituationen rechtzeitig?

Zum einen ist es unerlässlich, dass die Kulturen regelmässig kontrolliert werden, auch wenn sie unter dem Fliess sind. Um den Stickstoffgehalt im Boden zu bestimmen, dauern Laboranalysen in der Regel zu lange, um schnell reagieren zu können. Als Hilfsmittel zur schnellen Erkennung eines Stickstoff-Mangels dienen Nmin-Messstreifen oder der digitale Spaten von Stenon, den ich immer öfter in der Praxis antreffe. Letzterer ist vor allem im Frühling und Herbst sinnvoll und erlaubt grundsätzliche Aussagen über die aktuelle Nmin-Versorgung im Boden. 

Pflanzensaftanalysen ermöglichen Aussagen über den aktuellen Nährstoffgehalt in der Pflanze. Welche Erfahrungen machen sie mit dieser Analysemethode?

Sie ist ein wertvolles Hilfsmittel. Allerdings sind Pflanzensaftanalysen bis jetzt erst bei Gewächshauskulturen etabliert jedoch ohne genaue Erfassung und Auswertung. Bei Freilandkulturen gibt es zurzeit leider noch keine brauchbaren Raster, mit dem man beispielsweise die Nährstoffgehalte in einem Blumenkohl in der 8. Woche sinnvoll interpretieren könnte. Es fehlen für die Produktion Vergleichswerte, mit denen wir in Zukunft arbeiten können. 

Gibt es einen «Problem-Nährstoff» beim Gemüseanbau?

Grundsätzlich muss ja immer ein Gleichgewicht angestrebt werden. Trotzdem würde ich auch wieder auf den nassen Frühling bezogen neben dem Stickstoff den Schwefel als problematisch bezeichnen. Schwefel ist ein Element, dass man meines Erachtens eigentlich neben NPK auch als Hauptnährstoff für die Düngung bezeichnen müsste. Denn bei nassen Verhältnissen verhält er sich gleich wie Nitrat. Und da der Schwefeleintrag aus der Luft heute deutlich geringer ist, als noch vor ein paar Jahren, reicht die Düngung nach dem alten Schema oft nicht mehr aus. 

Biostimulanzien sind ein stark wachsender Markt. Was halten Sie von diesen Hilfsmitteln?

Ich arbeite viel mit Biostimulanzien. Sie sind Teil des komplexen Puzzles der Nährstoffversorgung. Der Markt von Produkten ist zwar immens, effektiv davon brauchbar sind aber nur 20 bis 30 Prozent. Doch diese bewähren sich in der Praxis.

Wie gut ist Kompost auf dem Gemüsefeld?

Mit Kompost macht man etwas Gutes für den Boden, das ist unbestritten. Allerdings nur, wenn auch die Qualität stimmt, was aber oft nicht der Fall ist. Das Gemüsefeld darf nicht zur Entsorgungshalde werden. Als Faustregel gilt hier: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Aus Sicht der Düngung wirkt Kompost im Boden langfristig und eignet sich nicht für kurzfristige Nachdüngungen. 

Mit dem Nährstoff-Absenkpfad verlangt die Politik eine Reduktion des Düngereinsatzes. Was bedeutet das für das Gemüse?

Spüren werden das möglicherweise starkzehrende Kulturen wie beispielsweise Blumenkohl oder Brokkoli. Allerdings denke ich, dass biologisch intakte und aktive Böden gut mit dem Absenkpfad zurechtkommen sollten. Gründungen beispielweise bewahren die Böden vor dem Auswaschen von Stickstoff.

Welches ist ihres Erachtens der häufigste Fehler, den Gemüsegärtner bei der Düngung begehen?

Oft werden die Ernterückstände aus den Vorkulturen zu wenig in die Überlegungen miteinbezogen. Gerade bei Salaten kommt es deshalb oft zu einer Stickstoffüberversorgung, welche dann zu starken Qualitätseinbussen bei der Kultur führt. 

* Martin Gertsch ist Pflanzenbauberater bei Agroline.

Veröffentlicht in Blog

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