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Solarstrom und Tomaten

Es herrscht «Disco»-Stimmung im Gewächshaus von Ruedi Meier in Rütihof. Die Filter und Solarmodule des Start-ups Voltiris produzieren dort seit Mai auf einer Hektar Fläche Strom.
Bis jetzt ohne negativen Einfluss auf Ertrag und Qualität der Tomaten darunter. 

Die dichroitischen Spiegel trennen das Sonnenlicht in verschiedene Farbspektren auf. 

Das Westschweizer Start-up Voltiris musste in den Kanton Aargau gehen, um die erste ihrer Indoor-Solaranlagen in einem industriellen Massstab von einer Hektare zu erstellen. Von Distanzen lassen sich die jungen Leute aber sowieso nicht abschrecken: «Wir haben Test-Anlagen auch schon in Holland, Frankreich, Saudi-Arabien oder Japan installiert», sagt Jonas Roch. Der Physiker gründete das Unternehmen im Jahr 2022 zusammen mit Nicolas Weber und Dominik Blaser. In der Schweiz sorgen die bunten Filter und die Solarmodule in kleinerem Rahmen bereits in mehreren Gewächshäusern für Farbe und Strom. 

Strom und Gemüse am gleichen Ort

Das Prinzip geht so: Dichroitische Spiegel filtern das Sonnenlicht im Gewächshaus in verschiedene Farbspektren auf. Das Licht, welches die Kultur nicht für die Photosynthese benötigt, geht auf eine Solarzelle, die damit Strom produziert. Die Kultur darunter wächst «normal» weiter. Eine klassische Win-win-Situation. 

Gemüsegärtner Ruedi Meier von Meier Gemüse AG hörte erstmals an einem Weiterbildungsanlass von Voltiris. Fasziniert von der Technologie, griff er schon am nächsten Tag zum Telefonhörer. «Die Idee, die Sonne als Ressource gleich zweimal zu nutzen, für die Produktion von Strom und Gemüse, hat mich überzeugt.» Nach längeren Überlegungen liess er sich schliesslich dazu überzeugen, eine Hektar Gewächshausfläche mit der Technologie zu erschliessen. Vier Wochen brauchten die Mechaniker in diesem Frühling für die Installation der Filter und Solarmodule über den Tomatenkulturen. Die Leistung beträgt 236 kWp, an sonnigen Tagen produzierte die Anlage immerhin bereits bis zu 800 kWh Strom. Dieser wird gleich vor Ort in den Anlagen genutzt. Ruedi Meier hat sich für ein Contracting-System entschieden. Er bezahlt deshalb für den im Betrieb verwendeten Strom einen Preis pro Kilowattstunde. Dieser ist zurzeit günstiger als der Netzstrom. 

Gemüsegärtner Ruedi Meier setzt auf erneuerbaren Strom als künftiger Energieträger im Gewächshaus.

Keine negativen Effekte

Obwohl sich Ruedi Meier gut informierte, war er sich auch der Risiken bewusst: «Wir wussten ja nicht, wie sich die Kulturen darunter verhalten.» Nach den ersten Monaten fällt die erste Bilanz aber positiv aus. «Wir konnten bisher keinen negativen Einfluss auf den Ertrag und die Qualität der Tomaten feststellen.» Es spricht zudem von angenehmen Nebeneffekten. So ermöglichten die Module einen Kühlungseffekt, welcher sich vor allem in Hitzephasen positiv auswirken würde. Und es brauche weniger Bewässerungswasser. Auch bei der Hummelleistung oder beim Bestand der Nützlinge hätten sie keine negativen Effekte festgestellt. 

Bei Ruedi Meier sorgt die Anlage nicht nur für mehr Farbe im Gewächshaus, sondern ermöglicht ihm vor allem auch mehr Autarkie beim Stromverbrauch. Zurzeit stellt der Aargauer Gemüsegärtner seine Gewächshäuser auf erneuerbare Energien um, wobei er auf Strom als Energieträger setzt. Dabei hilft ihm der Solarstrom aus dem Gewächshaus. Für Voltiris ist die Anlage in Rütihof ein Meilenstein in der noch jungen Firmengeschichte. Dabei denken sie gross: Es soll den Start in die industrielle Fertigung von grossen Anlagen auf der ganzen Welt markieren.

Veröffentlicht in Blog

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