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Wärmepumpen-Entfeuchter in Tulpen lohnt sich

Blumengärtner Daniel Berger setzt auf mobile Wärmepumpen-Entfeuchtungsgeräte. Diese rentieren und helfen ihm beim Einsparen von Heizöl und beim Pflanzenschutz. Im Rahmen eines von JardinSuisse unterstützten Projekts wurden die effektiven Energieeinsparmöglichkeiten untersucht.

Daniel Berger schaffte sich zwei Wärmepumpenentfeuchter an.
 

Im Februar regiert in Gurzelen BE normalerweise bei winterlichen Temperaturen der Nebel. An diesem Tag ist alles etwas anders: Die Sonne scheint bei Temperaturen um die 15 Grad. Deshalb läuft im Gewächshaus von Blumengärtner Daniel Berger jetzt gerade der Wärmepumpen-Entfeuchter nicht. «Wenn es draussen so warm ist, geht die Feuchtigkeit über die Lüftung weg». Doch unter den üblichen Bedingungen in dieser Jahreszeit brachte er die Feuchtigkeit früher jeweils kaum aus dem Haus. Trockenheizen über das Dach war dann angesagt, verbunden mit einem hohen Heizölverbrauch. Kommt dazu, dass die im Folien-Gewächshaus jährlich produzierten 600000 Tulpen von Dezember bis Mai eine Temperatur von 15 Grad benötigen. Aus diesen Gründen schaffte sich Berger vor zwei Jahren zwei mobile Wärmepumpen-Entfeuchter an.

Von der CO2-Abgabe auf Heizöl ist er seit 2013 befreit, weil er als Mitglied der EnAW (Energie-Agentur der Wirtschaft) in der Gruppe JardinSuisse eine Zielvereinbarung zur Reduktion der CO2-Emissionen abgeschlossen hat. Trotzdem fallen die Heizkosten auf dem Betrieb mit total 6300 m2 Gewächshausfläche natürlich ins Gewicht. Möglichkeiten zur Kostensenkung sind entsprechend gesucht. Fündig wurde er mit den zwei mobilen Wärmepumpen-Entfeuchtungsgeräten. In einem von Jardin Suisse, Energie Schweiz und vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) unterstützten Pilotprojekt wurde ihr Energie-Einsparpotential untersucht. Daniel Berger war der einzige Blumengärtner, der sich für die Studie zur Verfügung stellte. Letztlich ging es für die Branche ja auch darum, für die voraussichtlich ab 2022 geltende 3. Verpflichtungsperiode zur Reduktion der CO2-Emissionen geeignete Massnahmen zu finden.

Wenn es genug Sonnenlicht hat und warm ist, braucht es den Wärmepumpenentfeuchter nicht.

6500 Liter weniger Heizöl

Die Tulpe ist bekannt dafür, dass sie Tag und Nacht viel Wasser benötigt, mit entsprechend hoher Verdunstungsrate. «Steigt die Luftfeuchtigkeit auf über 80 Prozent, macht sich Botrytis breit», erklärt Daniel Berger. Er schaffte sich die beiden mobilen Entfeuchtungsgeräte der Marke Giordano Thermetic für je rund 11 500 Franken deshalb nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen an. «Die Kultursicherheit ist mindestens so wichtig für mich!» Mit dem Wärmepumpen-Entfeuchter kann er das Dach nun mehrheitlich geschlossen lassen. «Der Entfeuchter reicht in 95 Prozent der Fälle aus, um die Feuchtigkeit zu kontrollieren.» Für die restlichen fünf Prozent öffnen sich die Lüftungsflügel weiterhin. Dafür ein zusätzliches Gerät zu kaufen wäre unwirtschaftlich, sagt er. Im untersuchten Tulpenabteil mit einer Fläche von 770 m2 wird eines der beiden Geräte eingesetzt. Die Wände und das Dach des Gewächshauses bestehen aus aufgeblasener Doppelfolie, auf einen Energieschirm wird verzichtet. Die Messungen zeigten, dass im Pilotprojekt 6500 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden konnten.

In vier Jahren amortisiert

«Das Entfeuchtungsgerät holt pro Stunde bis zu zehn Liter Wasser aus der Luft», sagt Berger. Die Entfeuchtung erfolgt mittels Kondensation an der kalten Oberfläche des Kühlregisters des Wärmepumpen-Entfeuchters. Das Kondensat fliesst in den Bewässerungstank. Für den Versuch wurde zwischen dem Entfeuchter und dem Abfluss in den Bewässerungstank ein Wasserzähler installiert. Damit konnte die Kondensatmenge exakt bestimmt werden. Die abgekühlte, entfeuchtete Luft wird anschliessend an der warmen Oberfläche des Heizregisters wieder aufgewärmt und zurück ins Gewächshaus geblasen. Für Berger besonders erfreulich: Dank der optimalen Feuchtigkeit kommt er nun praktisch ohne Pflanzenschutzmittel aus. Der Einsatz lohnt sich also gleich mehrfach. Das Entfeuchtungsgerät ist unter diesen Umständen bei ihm schon allein wegen der Heizöleinsparung in knapp vier Jahren amortisiert. Da bei Massnahmen in einer neuen Zielvereinbarung immer mit Brennstoffpreisen inklusive CO2-Abgabe gerechnet wird, um deren Wirtschaftlichkeit zu prüfen, würde sich die Entfeuchtung als solche für viele Gewächshausbetriebe eignen. Denn nur wirtschaftliche Massnahmen kommen in den Verpflichtungsperioden zur Reduktion von CO2-Emissionen in Frage. «Die Wirtschaftlichkeit muss aber für jeden Einzelfall geprüft werden, insbesondere der Wärmeverbrauch des betroffenen Gewächshausabteils und die Strompreise haben einen grossen Einfluss», sagt Martin Steiger von DM Energieberatung AG, der das Projekt in Gurzelen betreute.

Dank dem Wärmepumpenentfeuchter sparte Daniel Berger in einem Jahr 6500 Liter Heizöl ein.  

Optimierungen sind noch möglich

Beim Gang durch das Tulpengewächshaus in Gurzelen fallen im Gang zwischen den Tulpen Wasserpfützen auf dem Boden auf. Aus Sicht des Energieverbrauchs ist das ein Schönheitsfehler, weil diese Feuchtigkeit ja wieder entfeuchtet werden muss. «Ich weiss, dass das nicht ideal ist», erklärt Berger. Die Arbeitsabläufe seien nun aber einmal gegeben. Die Praxis passt eben nicht immer zur Theorie. Gemäss dieser sollte der Wärmepumpen-Entfeuchter nämlich auch nicht wie in Gurzelen an der Seitenwand, sondern zentraler im Gewächshaus aufgestellt werden. «Die Ansaugöffnung sollte freistehend sein und keine Fremdluft aus anderen Abteilen ansaugen können», erklärt Martin Steiger. Aus kulturorganisatorischen und arbeitstechnischen Gründen ist die Umplatzierung des Entfeuchters für Berger aber kein Thema. «Alles muss letztlich immer auch zu den Betriebsabläufen passen.» Für ihn spielen weitere Optimierungen auch nicht so eine wichtige Rolle, denn die Entfeuchtung zahlt sich für ihn ja jetzt schon aus. Diese steht bei ihm nur bis etwa Woche 20 im Einsatz, bis alle Tulpen geerntet sind. «Ab einer Temperatur von 14 Grad lohnt sich in dieser Zeit das Gerät», erklärt Berger. Zudem komme es auf die Kultur an. Gerbera beispielsweise benötigen im Gegensatz zu Tulpen höhere CO2-Konzentrationen. Mit einem Entfeuchter sinkt der CO2-Gehalt bei geschlossenen Lüftungsflügeln aber stetig, was zu einer Ertragseinbusse führt. Daher müsste trotzdem gelüftet werden, womit sich das Einsparpotential des Entfeuchters verringert. Etwas anders wäre die Situation wiederum, wenn das CO2 aus Abgasen vom Erdgas- oder Propankessel oder technisches CO2 verwendet würde.

Verkauf von Bescheinigungen

Energieexperte Steiger zieht ein positives Fazit aus dem Versuch. «Der Wärmepumpen-Entfeuchter ist ein taugliches Instrument zur Reduktion des CO2-Ausstosses und kann als Standardmassnahme bei Zierpflanzen in die Liste aufgenommen werden.» Ganz zur Freude von Daniel Berger. Trotzdem macht er sich schon Gedanken zur weiteren Zukunft. «Eigentlich habe ich mittlerweile alles zur Reduktion des CO2-Ausstosses gemacht, was irgendwie finanzierbar ist.» Der nächste Schritt wäre wohl eine Holzheizung, sagt er. Doch diese sei bei den aktuellen Heizölpreisen noch deutlich teurer. Doch für diesen Fall soll es bald eine Lösung geben: DM Energieberatung AG entwickelt zurzeit zusammen mit der Stiftung myclimate ein CO2-Kompensationsprogramm für die Gewächshausbranche. Demnach sollen die CO2-Emissionen in Form von Bescheinigungen verkauft werden können. «Der Bau einer fossilfreien Heizung wird dadurch finanziell deutlich verbessert», erklärt Steiger. Mit dem Programm soll das Verfahren zur Erlangung von solchen Bescheinigungen für kleinere und mittlere Gewächshausbetriebe schlanker und günstiger werden. Bis anhin sind nur Einzelprojekte möglich. Aus Kostengründen nutzten daher bisher nur grosse Betriebe diese Möglichkeit. Es sei das Ziel, dass erste Betriebe ab Mitte Jahr ins Programm aufgenommen werden können.

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