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«Zurzeit ist genug Dünger verfügbar!»

Im Interview erklärt Lucas Burkhard von Omya, weshalb sich die Düngerpreise wieder normalisiert haben. Die optimale Düngerversorgung der Gemüsekulturen ist das Gebot der Stunde, dabei hilft Technik und vor allem die Erfahrung des Gemüsegärtners.

Lucas Burkhard im Interview über den  Markt mit Dünger.

Vor zwei Jahren gingen die Düngerpreise als Folge der Pandemie und wegen des Ukrainekriegs durch die Decke. Die Situation hat sich aber schneller beruhigt, als erwartet. Weshalb?

Lucas Burkhard: Die damals befürchtete Energieknappheit und vor allem die sehr hohen Gaspreise hatten sich eins zu eins in den Stickstoffpreisen umgeschlagen. Einzelne Stickstoff-Werke stellten sogar die Produktion ein, was zusätzlich zu einer Verknappung führte. Doch mit dem Rückgang der Gaspreise hat sich im letzten Jahr auch die Marktsituation beim Stickstoff wieder normalisiert. 

Wie sieht die Marktsituation aktuell aus?

Im letzten Sommer war die Dünger-Nachfrage in ganz Europa recht hoch und es wurde viel Dünger eingekauft. Etwas untypisch ist der leichte Preisrückgang für Stickstoff in diesem Frühling, möglicherweise als Reaktion auf die etwas tiefere Nachfrage im Winter wegen gut gefüllten Lagern. Eventuell spielt auch billiger russischer Harnstoff eine Rolle, welcher über Umwege auf die Weltmärkte gelangt und dort zu einem Überangebot führt. 

Viele Gemüsebaubetriebe lagerten während der Krise zusätzlichen Dünger als Absicherung ein. Ist eine solche Lagerhaltung noch angebracht?

Die Verfügbarkeit von Stickstoff war vor zwei Jahren tatsächlich ein Problem. In Anbetracht der unsicheren Situation ist es verständlich, dass sich die Betriebe holten, was sie noch erhielten. Doch momentan ist bei allen Düngern genug Ware verfügbar. Und die Preise bewegen sich im üblichen Rahmen, abgesehen von den erwähnten atypischen saisonalen Schwankungen in diesem Frühling. Üblicherweise sind die Preise im Sommer am tiefsten, das gilt auch in diesem Jahr wieder. Deshalb lohnt sich dann der Einkauf für die nächste Saison. 

Omya ist weltweit ein wichtiger Hersteller von Kalziumkarbonat für verschiedene Industrien sowie für die Landwirtschaft. In welchen Situationen ist eine Kalk-Düngung auf gemüsebaulich genutzten Böden angesagt?

Unser Produkt Calciprill ist fein gemahlen, deshalb schnell löslich und verteilt sich gut im Boden. Gemüsegärtnerinnen oder -gärtner können mit ihm beispielsweise im Frühling den pH im Boden korrigieren, falls nötig sogar direkt in der Kultur. Um den pH im Griff zu haben sind regelmässige Bodenproben empfehlenswert, was auf vielen Gemüsebaubetrieben aber bereits Standard ist. Bei zu Versauerung neigenden Böden ist eine jährliche Erhaltungsgabe empfehlenswert. 

Stellen Sie einen neuen Trend fest bei der Anwendung von Düngern?

Politische Vorgaben wie der Nährstoff-Absenkpfad führen zu einer Optimierung der Gaben. Die Pflanze erhält den Stickstoff dann, wann sie ihn wirklich braucht. Hier hat sich unser inhibierte Stickstoffdünger Novatec 26 als identisches Nachfolgeprodukt von Entec 26 im Gemüsebau etabliert. Eine herkömmliche Nmin-Messung im Frühling gibt Aufschluss über den Bedarf. Digitale Hilfsmittel zur Nmin-Bestimmung haben unsere Leute zwar erprobt, sie sind aber noch zu wenig zuverlässig. Einen Nährstoff-Mangel in der Kultur zu bestimmen ist anspruchsvoll, möglicherweise hilft hier eine Saftanalyse weiter. Oft ist es aber bereits zu spät, wenn die Probleme sichtbar werden. Deshalb ist die Erfahrung der Gemüsegärtnerinnen oder -gemüsegärtner mit den Kulturen und das Kennen der Böden immer noch die Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Anbau.   

In welchen Situationen empfehlen Sie Flüssigdünger?

Bei der Basisdüngung mit NPK ist in der Schweiz das Ausbringen als Granulat immer noch Standard. Etwas anders sieht es bei Spezialdüngern beispielsweise mit Spurenelementen aus, wo die Blattdüngung sehr effizient und häufig ist. Zudem können sie zusammen mit Pflanzenschutzmitteln ausgebracht werden, was den Aufwand reduziert. 

Als Folge des verordneten Absenkpfads bei Nährstoffen und Pflanzenschutzmitteln kommen zunehmend alternative Lösungen wie beispielsweise Pflanzenstärkungsmittel zum Einsatz. Welche Erfahrungen machen Sie mit diesen Biostimulanzien?

Biostimulanzien sind bei Omya ein wachsender Geschäftsbereich mit steigender Nachfrage. Die Wirksamkeit ist nicht so eindeutig wie bei einem Fungizid. Sie dürfen von der Zulassung her gar nicht eine direkte Wirkung auf Schädlinge und Krankheiten haben. Sie sollen aber gestresste Pflanzen beispielsweise nach einem Hagel oder Frost stärken. Grundsätzlich basieren diese Pflanzenstärkungsmittel oft auf Aminosäuren beispielsweise in Meeralgenprodukten oder arbeiten mit Mikroorgansimen. Viele Gemüsebaubetriebe testen solche Produkte erfolgreich. Oft vergessen sie aber, einen Kontrollstreifen anzulegen, um bessere Aussagen über die Wirksamkeit machen zu können. Wir haben zudem die Erfahrung gemacht, dass bei diesen Produkten Kleinparzellenversuche nicht geeignet sind. Grundsätzlich sehe ich aber einiges an Potenzial bei den Biostimulanzien. 

Wie sieht es mit Produkten aus, welche den Luftstickstoff fixieren können?

Omya hat ein Mikroorganismenpräparat registriert, welches Stickstoff-fixierende Bakterien enthält. Die Technologie gibt es schon lange. Wegen den hohen Stickstoffpreisen in den letzten Jahren und vor allem als Folge der aktuellen politischen Diskussionen erhalten diese Mittel wieder etwas Aufwind. Je nach Kultur lassen sich mit ihnen bis zu 30 Prozent sonst manuell zugeführter Stickstoff einsparen. 

Aldi Suisse erlaubt den Biogemüsebaubetrieben in seinem Label «Retour aux sources» nur noch Biohandelsdünger auf Basis pflanzlicher Rohstoffe. Spüren Sie hier eine Nachfrage?

Unser üblicher Biohandelsdünger enthält Rohstoffe wie beispielsweise Tierhäute aus Gerbereien. Um einwandfreie, rückstandsfreie Ware zu erhalten, müssen wir die Quellen genau kennen, was ziemlich aufwändig ist. Tatsächlich arbeiten wir aber zurzeit an einer Zulassung eines veganen Biohandelsdüngers, unter anderem weil Aldi-Produzentinnen und -Produzenten auf uns zugekommen sind.


Der ETH-Agronom Lucas Burkhard arbeitet seit 30 Jahren bei Omya AG und ist dort seit 9 Jahren Bereichsleiter der Agrarabteilung. Omya AG ist ein international tätiges Schweizer Unternehmen mit Sitz in Oftringen, und stellt unter anderem Industriemineralien aus Calciumcarbonat her.  Seit 40 Jahren entwickelt, registriert und vertreibt Omya (Schweiz) AG Agro Produktionsmittel für die Schweizer Landwirtschaft.
 www.omya.ch  

Veröffentlicht in Blog

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