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Aldi-Biokarotten ohne Federmehl

Aldi Suisse bietet mit «retour aux sources» eine zusätzliche eigene Bio-Marke an. Diese erlaubt für den Gemüseanbau nur noch «vegane» Bio-Handelsdünger, mit dem Argument von mehr Nachhaltigkeit. Ob das wirklich zutrifft, ist aber umstritten.


Gemüsegärtner Martin Müller (links) produziert Kürbisse für das Label «retour aux sources». 

Während vielen Jahren hatte die Knospe von Bio Suisse kaum ernsthafte Konkurrenz von anderen Biolabeln. Doch damit ist es bereits seit geraumer Zeit vorbei: Aldi Suisse sowie Lidl haben schon seit längerem ihre eigenen Bio-Label. Seit ein paar Monaten haben wir nun wirklich einen richtigen Labelsalat. Währenddem Coop neu mit «Bio365» das Biosortiment mit Billig-Importen aufzuweichen versucht, geht Aldi Suisse mit «retour aux sources» genau in die andere Richtung: Zum bisherigen «Bio natura» basierend auf den Bio Suisse Richtlinien, setzt der Discounter seit letztem Jahr mit «retour aux sources» zusätzlich einen eigenen, strengeren Bio-Standard. Die Bio-Eigenmarke zielt vor allem auf die Tierfütterung und die Nachhaltigkeit ab. Doch auch beim Gemüse werden die Zügel angezogen, indem er den Einsatz von Handels-Biodüngern aus Schlachtabfällen verbietet. Und das ist für die vielen der oft viehlosen Biogemüsebetriebe eine echte Herausforderung. Diese düngen ihre Kulturen seit Jahren mit zugekauften Produkten basierend beispielsweise auf Feder- oder Hornmehl. Diese werden aus konventionellen, ausländischen Schlachtabfällen hergestellt, was zwar nicht optimal zu den Ansprüchen einer typischen Bioklientel passen mag. Andererseits wäre es aus Sicht der Nachhaltigkeit sinnvoller, die Nährstoffe mit dem pulverisierten Hühnerfedern zurück in den Kreislauf zu führen, als diesen zu verbrennen. Zudem werden alternative «vegane» Biohandelsdünger oft ebenfalls aus konventionellen Lebensmittelabfällen hergestellt. Konkret darauf angesprochen, weicht die Medienstelle von Aldi Suisse aber aus. 

Vegane Handelsdünger sind teurer

Nicht wenige Biogemüsegärtnerinnen und -gärtner reagieren verärgert auf die eigenmächtige Verschärfung der Düngervorschriften durch Aldi Suisse. Denn letztlich münde das ganze wieder in höheren Kosten, so der Tenor. Trotzdem entschieden sich bis jetzt zehn Biobetriebe, bei «retour aux sources» mitzumachen. Martin Müller vom Salenhof in Steinmaur ist einer von ihnen. Den bisher verwendeten Biorga-Handelsdünger mit Federmehl ersetzte er durch das teurere Biosol, einem Nebenprodukt aus der Pilzproduktion. «Dieser enthält deutlich weniger Stickstoff pro Einheit als Biorga-Dünger», erklärt Müller. Deshalb seien nun mehr Überfahrten mit grösseren Volumen nötig. Künftig will er noch andere pflanzliche Alternativen prüfen, die möglicherweise günstiger sind. Immerhin erhalte er aber für die entstehenden Mehrkosten von Aldi Suisse einen Preisaufschlag. Es bleibt aber eine Herausforderung, die Mehrkosten für das neue Label decken zu können. Noch ist das bisherige Gemüsesortiment mit dem «retour aux sources»-Label mit Randen, Karotten, Kürbissen und Zwiebeln überschaubar. In diesem Jahr sollen aber Lauch, Chinakohl und Bohnen dazukommen. 

«Retour aux sources» kommt zuerst

Aldi Suisse bietet einen Biogemüse-Artikel jeweils nicht gleichzeitig unter verschiedenen Labeln an. Die «retour aux sources»-Gemüse mit dem höheren Standard werden vorwiegend während der Saison angeboten, so lange wie der Vorrat reicht. Dann wird das Gemüse mit dem anderen Aldi-Label «Bio Natura» aufgelegt. Die Bio-Eigenmarke «retour aux sources» befinde sich im Aufbau. Aldi Suisse freue sich über jeden weiteren Betrieb, der mit ihnen die Schweizer Bio-Landwirtschaft voranbringen möchte, lässt die Medienstelle ausrichten. 

Bio Suisse bleibt über das Vorpreschen von Aldi gelassen: Es handle sich bei der Marke um eine Bio-Produktelinie eines Detailhändlers. Diesem sei es freigestellt, welche zusätzlichen Anforderungen Produkte dabei erfüllen müssten, sagt Bio-Suisse-Sprecher David Herrmann auf Anfrage. Zudem findet er, dass der Einsatz von tierischen Nebenprodukten in Handelsdüngern grundsätzlich sinnvoll sei und dem Kreislaufgedanken der biologischen Landwirtschaft entspreche. 

www.retourauxsources.ch

Veröffentlicht in Blog

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