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Die Urban Farmer sind los

urbanAb dem nächsten Jahr sollen in den Verkehrsinseln von Zürich nicht mehr farbige Blumen sondern schmackhafte Gemüse wachsen. Als Folge des Postulates «essbare Stadt», das der Gemeinderat im Dezember verabschiedete. Da bin ich ja einmal gespannt über die Umsetzung. Bei der Schneckenbekämpfung dürfte die Strasse durchaus nützlich sein. Aber was, wenn beispielsweise die Lauchmotte den Weg in die Stadtrabatte findet? Weiss dann der zuständige Stadtgärtner was zu tun ist? Zuerst muss er herausfinden, welches Pflanzenschutzmittel überhaupt zugelassen ist und dann noch, wie er es verwenden muss. Normalerweise bestehen gesetzlich festgelegte Wartefristen bis zum Konsum des Gemüses. Wie will er also verhindern, dass sich jemand vor Ablauf der Frist am Lauch bedient? Vielleicht mit einem Täfelchen «Achtung: Lauch gespritzt, erst ab dem 23. Juli ernten»? Gut, man könnte es mit biologischen Methoden versuchen. Aber vielleicht für die Urban Farmer überraschend: Auch bei biologischen Pflanzenschutzmitteln bestehen Wartefristen.

Rein logistisch frage ich mich – einmal abgesehen von Verkehrssicherheits-Aspekten –, wer eigentlich bestimmt, wann welches Gemüse abgeräumt werden kann. Denn das Postulat sieht ja explizit vor, dass die Anwohner sich bedienen können. Ich weiss nicht, wie viele Stadtmenschen wissen, wann ein Kohl oder ein Krautstiel erntereif ist. Im Zweifelsfall wohl einfach bevor der Nächste kommt. Ob da die Setzlinge überhaupt je richtig aus den Startpflöcken kommen? Und: Es könnte ja einer auf die schlaue Idee kommen, den ganzen Fenchel abzuräumen und auf dem Markt am Bürkliplatz zu verkaufen. Tja, und was ist, wenn der Kantonschemiker plötzlich auf die Idee kommt, beim Stadtgemüse Rückstandsanalysen durchzuführen, wie das bei allen Gemüsen gemacht wird, die für den Verzehr angebaut werden? Die grüne Stadträtin Ruth Genner – sie ist die oberste Stadtgärtnerin – scheint hier eine Vorahnung zu haben. Sie wehrt sich gegen die Umsetzung des Postulates, weil sie angesichts der Luftbelastung am Sinn von Gemüserabatten am Strassenrand zweifelt.

Dieser Text ist als Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen.

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