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Milch trinkende Naschkatzen?

milch2Mir hat einmal ein befreundeter Winzer aus Stein am Rhein gesagt, dass es beim Wein vor allem auf die Etikette ankomme und erst in zweiter Linie auf den Inhalt. Und mein Freund vermarktet seine Weine sehr erfolgreich. Da scheint also zumindest etwas dran zu sein an seiner Aussage. Bei der Milch sollte dies ja eigentlich noch mehr zutreffen, da der Standardisierungsgrad ja viel höher ist als beim Wein. Umso erstaunlicher ist es aber immer wieder, wie schlufig Marketingfachleute bei der Milch am Werk sind. Ich denke an die Pinzgauer-Kuh auf der Denner-Milchpackung. Eine österreichische Rasse, die bei uns nur selten als Mutterkuh im Einsatz steht. Das Denner-Beispiel ärgert vermutlich in erster Linie die Leute in der Branche, die «normale» Kundschaft kann eine Pinzgauer- nicht von einer Fleckvieh-Kuh unterscheiden. Wirklich gestaunt habe ich bei der Milchtüte, die mir in meinen Skiferien im Dorfladen von Saas Almagell in die Hände fiel. Lieber gar keine Kuh als eine Falsche, hat man sich bei Valcrème SA vermutlich gesagt. Dafür ein unscharfes Matterhorn im Hintergrund, davor eine leicht gekleidete attraktive Frau mit Mann und Kind, die auf einer saftigen Bergwiese liegen. Darüber prangert in einer grünen Ellipse das Wort «Tradition». Was die junge Familie mit Tradition zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Natürlich machte mich die Verpackung neugierig, – vielleicht war das ja das Ziel der Marketingfachleute, was dann ja schon fast wieder genial wäre. Das glaube ich aber nicht, wenn ich den kleinen Info-Text dazu lese. Er startet so: «In unserer schönen Gebirgsregion suchen sich die Kühe genüsslich die besten Kräuter aus». Was für ein Bild: Es gibt also nicht nur Genuss-Menschen sondern auch Genuss-Kühe. Aber richtig lustig wird es erst am Schluss: «Wir achten darauf, dass die Milch aus unserer Region alle natürlichen Eigenschaften behält – zum Wohle anderer grosser und kleiner Naschkatzen.» Was sich der Texter oder der Übersetzer hier wohl gedacht hat? Ich weiss es nicht.

Dieser Text ist also Kolumne in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen

Veröffentlicht in Blog

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