Seit diesem Jahr ist ein digitaler Bodenanalyse-Spaten aus Deutschland auf dem Markt, der die Nährstoffgehalte im Boden quasi in Echtzeit ausspuckt. Der Vergleich mit herkömmlichen Laboranalysen zeigt, dass die Daten zuverlässig sind.

Den mit Sensoren vollbepackten Spaten in den Boden stecken, kurz warten und schon weiss man Bescheid, wie es dort in Sachen Nährstoffgehalte, pH oder Humusgehalt gerade so aussieht. Der Gemüsegärtner Matthias Stoffers aus Krefeld (D) nutzt das mobile Analysesystem FarmLab des Deutschen StartUp Stenon seit diesem Mai. Er und sein Vater Heinz bauen im Rheinland auf rund 160 Hektaren vor allem Salate und Kohlrabi an. Die bei vielen Landwirten übliche anfängliche Skepsis gegenüber dem vermeintlichen digitalen «Wundergerät» legte sich bei Matthias Stoffers bald: «Der direkte Vergleich mit herkömmlichen Laboranalysen zeigte, dass die Resultate gut übereinstimmten». Nur ist das FarmLab eben viel schneller, was viele Vorteile mit sich bringt. «Bevor seine Arbeiter die Salate setzen, kann er beispielsweise den verfügbaren Stickstoff im Boden bestimmen und die Düngung sofort dem Bedarf anpassen», erklärt Christian Kessel von der Firma Stenon. Viele Gemüseanbauer seien überrascht, wie viel Dünger sich so einsparen lasse. «Die Mietkosten von monatlich rund 700 Euro rechnen sich nur schon durch die reduzierten Düngermengen», sagt Matthias Stoffers. Bei ihm steht das Gerät mittlerweile fast während der ganzen Woche im Einsatz. Wenn er sehe, dass sich eine Kultur nicht optimal entwickle, nimmt er schnell eine Probe und kann allenfalls korrigierend eingreifen.

Gläserne Parzelle

Möglich macht dies spezielle, patentierte Sensor-Fusions-Technologie. Teile der Sensorik, beispielsweise der NIR-Sensor ist gerade einmal fingernagelgross. «In wenigen Sekunden werden beim Einstich in den Boden tausende von Daten analysiert, verarbeitet und auf einer Cloud ausgewertet», erklärt Kessel. Das Ganze ist GPS gesteuert. Die Parzelle wird damit schon fast gläsern, je mehr Proben man nimmt, desto mehr Informationen werden gesammelt. Es werde viel genauer als bisher, wenn Bodenproben wie üblich aus der ganzen Parzelle zusammengemischt werden. Einmal abgesehen davon, dass die Resultate der Labors oft mehrere Tage oder gar Wochen auf sich warten liessen. «Bis dann ist der Salat aber längstens gesetzt.» Bereits vorhandene Präzisionstechnologie bei der Düngung könne bisher deshalb eigentlich nicht optimal angewendet werden, weil die präzisen Daten aus dem Boden dazu fehlten, findet Kessel. Das ändert sich nun mit dem FarmLab, bei dem im Preis die Entnahme von beliebig vielen Proben inbegriffen ist. Letztlich gehe es um viel mehr als nur um die Düngung. Über die Jahre könne man sehr gut verfolgen, wie sich beispielsweise der Humusgehalt entwickle, erklärt Kessel. Gerade im Zusammenhang mit der überall angestrebten CO2-Neutralität ergäben sich so ganz neue Perspektiven selbst auf Betriebsebene.
Beschränkte Anzahl Geräte
Auch in der Schweiz interessierten sich viele Landwirte und Gemüsegärtner für das FarmLab, sagt Kessel. Das StartUp werde zurzeit von Anfragen aus der ganzen Welt überrannt. Die Firma kommt mit der Produktion gar nicht nach. Bisher stehen eine dreistellige Anzahl von Geräten vornehmlich in Deutschland im Einsatz. Es wird bisher nur vermietet. Durch das Technologieprinzip ist eine dynamische, kostenintensive Serverinfrastur notwendig. «Über dieses Modell können wir diese gegenfinanzieren und unseren Kunden maximale Flexibilität bieten», erklärt Kessel. Die Technologie sei marktreif und die Einführung laufe auf Hochtouren. «Ich bin überzeugt, dass in der zunehmend digitalen Landwirtschaft solche Analysegeräte unabdingbar werden.»
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