Zum Inhalt springen →

Frische in Plastik versteckt

Es ist früh am Morgen und die Marktstände sind prall gefüllt mit frischem Gemüse, der Duft nach frischem Brot liegt in der Luft. Mostbröckli aus dem Toggenburg, Käsespezialitäten aus dem Appenzell. Der Fischhändler bettet die Egli-Filets und die Crevetten liebevoll auf Eis. Ja, auf dem Wochenmarkt ist die Welt noch in Ordnung und der Einkauf ist noch ein Genuss für Aug und Nase. Doch leider sieht der Einkaufsalltag ganz anders aus.

Die Marketingstrategen platzieren das Frischesortiment in den Supermärkten zwar immer noch gerne am Anfang des Ladens. Doch nicht die Wassertropfen auf dem frischen Salat reflektieren dort das helle Licht von der Decke sondern die Oberfläche der Plastikbeutel, in denen sie verpackt sind. Produkte im Offenverkauf werden immer seltener. Stattdessen werden innen beschlagene Beutel mit Nüsslisalat aufgeschichtet, deren Qualität von aussen kaum mehr überprüfbar ist. Auf der Etikette steht zwar als «Verkaufshilfe» das Abpackdatum und allenfalls ein Link zum Gemüsebauern. Doch egal wie viele Informationen dort auch immer stehen: Ersetzen können sie das Auge nicht. Und dieses isst ja bekanntlich mit.

Natürlich gibt es gute Gründe für die «Plastiktionitis»: Die Hygiene steht hier wohl an erster Stelle. Bei heiklen Produkten wie Fleisch oder Milch macht das ja Sinn. Zudem sind die modernen Zivilisationen vom «Rückverfolgungswahn» befallen. Eingeschlossen in einen verschweissten Plastikbeutel kann die Herkunft des Produktes sicher eindeutiger identifiziert werden. In der Verwechslungsgefahr liegt übrigens der Grund, weshalb besonders Bioprodukte anfällig auf Plastikverpackungen sind: Man könnte ja auf der Waage bei den Biorüebli einfach den Preis des konventionellen Rüeblis eingeben. Das leuchtet alles ein. Trotzdem: wirklich cool ist der Plastikberg nicht! Und er passt nicht zum Trend nach Nachhaltigkeit und Nähe. Zweifellos eine Knacknuss für die Marketingstrategen. Hoffentlich finden sie bald eine bessere Lösung!

Dieser Text ist als Kolumne «Nachschlag» in der Lebensmittelfachzeitschrift Alimenta erschienen

Veröffentlicht in Blog

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Sie wollen mich kennenlernen?

eppenberger-media gmbh | David Eppenberger | Winkelstrasse 23 | CH-5734 Reinach AG | Fon ++41 (0)62 771 02 91 | Mobile ++41 (0)78 779 17 19 | info@eppenberger-media.ch | MwSt-Nr. CHE-114.677.787