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Mehr Liquidität und Handlungsspielraum dank Investitionsgüterleasing

Bei Leasing-Geschäften spalten sich nicht nur unter Gemüseproduzenten die Geister. Die einen meiden sie wie der Teufel das Weihwasser. Für andere ist das Investitionsgüterleasing Teil der Geschäftsphilosophie und eine willkommene Möglichkeit, die Liquidität im Betrieb zu sichern.

Was ist, wenn der Betrieb einen neuen Traktor, eine bessere Erntemaschine oder eine modernere Sortieranlage braucht? Wer es hat, bezahlt solche Investitionen aus den laufenden Einnahmen. Denn kaufen ist unter normalen Umständen immer günstiger als eine Fremdfinanzierung. Falls die Eigenmittel nicht ausreichen, bietet sich neben der Aufnahme eines Kredits oder der Erhöhung der Hypothek auch ein Investitionsgüterleasing an. Viele Landwirtschafts-Berater raten allerdings vor Leasing-Geschäften ab. Wie beispielsweise Walter Jucker aus Pfäffikon ZH: «Eine Hypothek ist günstiger als Leasing», sagt der erfahrene Berater. Er ist seit über 30 Jahren im Geschäft und hat auch Gemüseproduzenten in seiner Kundendatei. Er empfehle den Bauern eigentlich nie, sich auf ein Leasing-Geschäft einzulassen. Schon gar nicht für private Zwecke. Leasing sei allenfalls interessant für grosse Betriebe. Trotzdem: Praktisch jeder Gemüseproduzent hat sich schon einmal mit der Möglichkeit eines Leasings auseinandergesetzt. Grund genug also, das Investitionsgüterleasing etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Immer ein Dreiecksgeschäft

Investitionsgüterleasing bietet sich bei der Finanzierung von Ersatzinvestitionen oder bei Maschinen und Gebäuden an. Dank den Investitionen verbessert sich idealerweise die Produktivität des Betriebs. Beim Investitionsgüterleasing sind finanzielle Vorleistungen nicht nötig, weil sich das Objekt durch die produktive Nutzung laufend selbst finanziert. Im Gegensatz zum bekannteren aber mit einem schlechten Ruf belasteten Privatleasing, bei dem Konsumgüter nur für den privaten Gebrauch finanziert werden. In ein Leasinggeschäft sind immer drei Parteien involviert: Eine Bank oder eine Leasing-Firma als Leasinggeber, der Leasingnehmer – beispielsweise ein Gemüseproduzent – und der Verkäufer des Leasinggegenstandes, zum Beispiel ein Maschinenhändler (Siehe Grafik). Die Leasingfirma schliesst mit dem Leasingnehmer einen Leasing-Vertrag ab und kauft dem Lieferanten den Gegenstand ab. Die Leasingfirma vermietet den Gegenstand also an den Leasingnehmer und ist rechtlich bis zur vollständigen Rückzahlung der Besitzer des Gegenstandes. Der Leasingnehmer bezahlt nur für die Nutzung des Gegenstandes einen Leasingzins. Reparaturen und Unterhalt für einen geleasten Traktoren beispielsweise muss er also selbst bezahlen. Der Leasingnehmer handelt die Kaufbedingungen direkt mit dem Lieferanten aus, von dem er den Gegenstand schliesslich auch bezieht. Der zu bezahlende Leasingzins – bestehend aus dem Zins- und dem Amortisationsbeitrag –, sowie die Laufzeit sind im Leasingvertrag festgelegt. Diese beträgt üblicherweise zwischen 24 und 72 Monaten.

Je nach Leasingmodell können die Laufzeiten auf die wirtschaftliche Nutzungsdauer des Gegenstandes abgestimmt werden: mit linearer, degressiver aber auch saisonaler Abschreibung. Nach Bezahlung des letzten Leasingzinses ist der Gegenstand bis auf einen in der Leasingofferte festgelegten Restwert abbezahlt. Dieser liegt üblicherweise sehr tief zum Beispiel bei 0,5 Prozent, so dass der Leasingnehmer die Maschine oft «fast umsonst» übernehmen kann. Eher selten erhebt die Leasing-Firma vorab einen Anteil der Kaufsumme als Kaution. Normalerweise sind alle Risiken im Leasingzins berücksichtigt. Dieser wird auch deshalb individuell berechnet: Die Kalkulation berücksichtigt den Wert des Gegenstandes, die Laufzeit und das Risiko eines Ausfalls. Deshalb führt die Leasingfirma vor dem Abschluss eines Geschäftes immer eine Tragbarkeitsprüfung beim potentiellen Leasingnehmer durch. Dabei werden jeweils die Buchhaltungsabschlüsse der letzten beiden Jahre betrachtet und die finanzielle Situation des Betriebs überprüft. Im Zentrum der Bonitätsprüfung steht betriebswirtschaftlich die Liquiditätsstufe 2, bestehend aus liquiden Mitteln und Geldforderungen abzüglich kurzfristiges Fremdkapital. Für seriöse Leasinganbieter zählen aber auch «weiche» Faktoren wie der Eindruck, den ein Betriebsleiter vermittelt, seine Managementfähigkeiten oder die Ordnung auf dem Betrieb.

Liquidität wird geschont

Bei einem Leasinggeschäft verpflichtet sich der Leasingnehmer zur regelmässigen Bezahlung der Leasingzinsen über die vertraglich festgelegte Zeit. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nicht vorgesehen und mit hohen Kosten verbunden. Zudem ist der Leasingzins bei unvorhergesehenen Ereignissen weiterhin geschuldet. Das kann zum Problem werden, wenn Unerwartetes geschieht. Was ist beispielsweise, wenn der Bauer plötzlich stirbt? Leasing-Firmen bieten deshalb für solche Fälle eine Kombination mit einer Todesfallrisikoversicherungen an. Ein weiterer Nachteil von Investitionsgüterleasing sind die im Vergleich mit Hypotheken oder staatlichen Investitionskrediten höheren Zinssätze. Allerdings hört das beim normalen Blankokredit bereits auf: Hier ist ein Leasinggeschäft im Vergleich günstiger. Beim aktuell generell tiefen Zinsniveau können zurzeit Maschinen für einen Zins von weniger als drei Prozent – je nach Bonitätseinstufung – geleast werden. Einige weitere Faktoren sprechen für ein Investitionsgüterleasing. So sind die Leasingzinsen im Voraus bestimmt und bleiben unverändert, was dem Leasingnehmer Planungssicherheit gibt. Die Leasingzinsen werden in der Buchhaltung zudem als Betriebsaufwand verbucht, was steuerliche Vorteile mit sich bringen kann. Doch der vielleicht grösste Vorteil liegt in der Schonung der Liquidität. Dadurch bleibt mehr Geld für andere Geschäftsaktivitäten oder für die kurzfristige Reaktion auf sich ändernde Marktbedürfnisse übrig. Zudem können kurzfristige finanzielle Engpässe besser überbrückt werden. Es kommt immer wieder vor, dass eigentlich gesunde Betriebe wegen einer plötzlich auftretenden fehlenden Liquidität unverschuldet Konkurs anmelden müssen.

Auf den richtigen Mix kommt es an

Hypothek, Kredit, Bürgschaft, Privatdarlehen oder eben doch Investitionsgüterleasing? Viele Wege führen bekanntlich nach Rom und gerade bei der Finanzierung von Investitionen spielen letztlich auch psychologische Faktoren eine Rolle. «Es wird nur gekauft, was ich selbst bezahlen kann» lautet die eher konservative und sicher nicht schlechteste Philosophie. Anderen geht es hingegen prinzipiell gegen den Strich, für eine Maschine die Hypothek auf der Liegenschaft zu erhöhen und sie weichen deshalb auf Leasing aus. Und der Dritte zögert damit, die Liegenschaft maximal zu belehnen, weil so der Spielraum für künftige Investitionen kleiner wird. Geld von Bekannten und Privaten kommt für viele nicht in Frage, weil die «menschliche» Komponente zu viel Konfliktpotenzial birgt.   Entscheidend ist für einen Betrieb schlussendlich, bei Finanzierungen den passenden Mix zu finden zwischen genug Liquidität und der richtigen Kreditlinie. Falls die betriebswirtschaftliche Situation stimmt und die Tragbarkeit gegeben ist, kann Investitionsgüterleasing aber eine interessante Alternative sein.

Zusatzinformation:

BNP Baribas zieht sich aus Schweizer Markt zurück

Die vom Umsatz her wichtigsten Anbieter im Bereich des Investitionsgüterleasings sind in der Schweiz die Grossbanken UBS und Credit Suisse. Sie bieten nach eigenen Angaben auch für Gemüseproduzenten Leasings ab 50 000 Franken an. In der Realität dürfte die Einstiegs-Hürde allerdings höher liegen. Die Nummer Drei im Markt war einst das bei KMU und in der Landwirtschaft beliebte Traditionshaus Dreieck Leasing SA. Dieses ist aber inzwischen zwei Mal übernommen worden und via Fortis Lease Suisse bei der französischen Geschäftsbank BNP Paribas gelandet. Und diese hat in diesem Jahr entschieden, sich aus dem Leasing-Geschäft in der Schweiz zu verabschieden. Davon werden auch einige Gemüseproduzenten betroffen sein. Recht aktiv im Agrar-Bereich ist beim Investitionsgüterleasing die Zürcher Kantonalbank, mit einem Anteil der Landwirtschaft an Leasingfinanzierungen von nach eigenen Angaben 14 Prozent. Die Raiffeisenbank ist bekannt für tiefere Investionssummen und bietet bereits am 15 000 Franken Leasing-Geschäfte an. Nach Angaben von Raiffeisenbank-Sprecher Franz Würth beträgt der Anteil der Landwirtschaft 12 Prozent. Es seien vor allem Traktoren. Neben den Banken engagieren sich diverse weitere kleinere Leasingfirmen bei Landwirtschaftsbetrieben, wie beispielsweise die Siemens Leasing AG oder die Würth Leasing AG.

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