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Wenn die Alternative Bank Schweiz zur einzigen Alternative wird

Unter Biogemüseproduzenten ist die Alternative Bank Schweiz in Olten längstens ein Begriff. Sie springt oft ein, wenn anderen Banken abwinken. Manchmal sogar bei konventionellen Gemüsebetrieben.

Das Geothermie-Projekt von Gemüseproduzent Hansjörg Grob aus Schlattingen TG gehört zu den Gewagtesten in der Schweizer Gemüsebranche der letzten Jahre. Seine Vision: Die Beheizung von Gewächshäusern mit Erdwärme. Mittlerweile ist ein Loch gebohrt und wie es aussieht, reicht die Tiefenwärme in 1500 Meter Tiefe  aus und die für den wirtschaftlichen Betrieb mindestens notwendige Wasser-Durchlaufrate sollte genug hoch sein. Vorab wusste niemand, ob dies der Fall sein würde. Und alleine die Bohrung verschlang mehrere Millionen Franken. Die Finanzierung war entsprechend schwierig: «Für ein solches Projekt gibt es keinen klassischen Businessplan», sagt Grob. Sein Glück war der Kanton Thurgau, der für das energiepolitisch wegweisende Projekt eine Risikogarantie sprach. Doch trotzdem winkten immer noch viele Banken dankend ab, weil ihnen das Risiko zu gross war. Bis auf eine: Die Alternative Bank Schweiz (ABS) in Olten.

Keine Scheuklappen

Die ökologisch und sozial orientierte ABS engagiert sich in der Landwirtschaft in erster Linie für Biolandbau-Projekte. Zu den Kernkompetenzen der ABS zählen aber auch die erneuerbaren Energien. «Wenn dank der Geothermie auf Millionen von Litern Heizöl verzichtet werden kann, dann ist das gut für die Umwelt», sagt Thomas Grädel von der ABS. Deshalb war das Projekt in Schlattingen für die ABS interessant, obwohl es sich dabei um einen konventionellen Gewächshausbetrieb handelt. Doch bei der ABS ist man ohne Scheuklappen unterwegs: «Das Projekt könnte schliesslich auch für die biologische Gemüseproduktion bedeutend sein», sagt Grädel. Und es sei doch gut, die einheimische Produktion zu fördern. Besser auf jeden Fall, als der Import von unter ethisch und ökologisch fragwürdigen Bedingungen hergestelltem Gemüse. Trotzdem sei das Geothermie-Projekt ein Spezialfall, nicht nur wegen der Höhe des Kreditbetrages. «Das Ganze läuft heute bei der ABS unter den Förderkrediten im Bereich der erneuerbaren Energien.» Und nicht unter «Landwirtschaft». Heisst das nun in der Praxis, dass jeder konventionelle Gemüseproduzent Chancen auf einen ABS-Förderkredit hat, beispielsweise wenn er eine Photovoltaikanlage installieren will? «Grundsätzlich ja», sagt Grädel. Erfolgt die Stromabnahme mit kostendeckender Einspeisevergütung (KEV), gewährt die ABS dafür spezielle Kredite mit Förderkonditionen. Ist KEV nicht möglich,  gelten bei der ABS  die üblichen Tragbarkeits- und Sicherheitskriterien, die auch andere Banken bei der Kreditvergabe anwenden. Aber natürlich schaue man schon, wie und mit welchen Banken der restliche Betrieb finanziert sei, sagt Grädel. Bei einer Geflügelhalle mit 18 000 Hühnern würde die ABS wohl aus ethischen Gründen nicht mithelfen. Die Biolandwirtschaft soll weiterhin Priorität haben, weil es den Grundsätzen der Bank und der Anleger besser entspreche.

Traditionell im Biobereich tätig

Als es bei Biogemüseproduzent Andreas Ballif aus Lamboing BE darum ging, einen Kredit für eine Stallerweiterung zu erhalten, klopfte er wie sonst üblich zuerst bei seiner damaligen «Hausbank» der UBS an. «Doch das Projekt ging dort irgendwie vergessen», sagt Ballif. Dafür fand er bei der ABS eine Kundenberaterin, die sich «aussergewöhnlich gut» im Bereich der Landwirtschaft auskannte. Der Zins sei zwar etwas höher als bei anderen Banken. «Doch die Philosophie der Bank passt gut zu Bio», sagt Ballif. Und das war ein Grund dafür, dass die ABS mittlerweile zu seiner Hausbank geworden ist. Von dieser erhielt er vor einem Jahr zusätzlich einen Förderkredit von 300 000 Franken für den Bau einer 70 Kw-Photovoltaikanlage zu einem langfristig stabilen Zins mit einer relativ tiefen Amortisierungsrate. Und das, obwohl er erst auf der Warteliste für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) steht und zurzeit noch mit dem tiefen Stromabnahmepreis von neun Rappen pro Kilowattstunde auskommen muss. «Wenn die wirtschaftliche Tragbarkeit des Betriebs dadurch nicht eingeschränkt wird, gewähren wir auch in solchen Fällen einen Förderkredit», sagt ABS-Mann Thomas Gräbel. Eine zweite Anlage der gleichen Leistung kommt in diesem Jahr dazu. Dank einem weiteren Förderkredit der ABS.

Zusatzinfos:

Alternative Bank Schweiz (ABS)

Die 1990 gegründete Bank ist in den letzten Jahren stark gewachsen und verwaltet Kundengelder in der Höhe von über einer Milliarde Franken. Sie bezeichnet sich als führende Bank in der Schweiz für ökologische und soziale Finanzierungen. Sie verzichtet bewusst auf spekulative Geschäfte und verleiht nur Kredite im Umfang der vorhandenen Kundengelder. 2,4 Prozent der Kreditsumme fliesst in die biologische Landwirtschaft, 6,5 Prozent in den Bereich Erneuerbare  Energien. Das ABS-Geschäftsgebiet erstreckt sich über die ganze Schweiz mit Standorten in Olten, Zürich sowie Lausanne und Genf. www.abs.ch

 

Veröffentlicht in Blog

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