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Gemüsebau in Südafrika: Kobras im Gewächshaus

In Südafrika werden nur die kleinen Bauernbetriebe staatlich gefördert. Die grossen Betriebe arbeiten exportorientiert und kommen ohne staatliche Subventionen aus. Ein Besuch auf zwei sehr unterschiedlichen südafrikanischen Farmen. 

Alan und Eugene Simons bauen in Kapstadt auf 0,5 Hektaren Gemüse an.

Wenn Alan Simons am Morgen sein Gewächshaus in der Region von Kapstadt betritt, dann stampft er zuerst mit seinen Füssen auf den Boden. Damit verscheucht er ungeliebte Gäste: «Wenn die Cape-Cobra zubeisst, stirbst du in einer halben Stunde», sagt der Gemüseproduzent. Die Schlange kommt in der Region häufig vor und zählt zu den giftigsten der Welt. Simons und seine Frau Eugene bewirtschaften eine Fläche von gerade einmal 0.5 Hektaren im geschützten Anbau. Spezielle Folien und Netze schützen die Kulturen hier in Südafrika vor allem vor Wind und Sonne, richtig kalt wird es am Kap auch im Winter nicht. Eugene hat sich auf die Produktion von Gemüsesetzlingen und Topfgemüse spezialisiert. Er baut Kulturen wie Tomaten, Paprika oder Blattstielmangold an, den sie hier übrigens Swiss Chard nennen. Die Ware verkaufen sie auf dem Wochenmarkt und an andere Abnehmer in der Region. Für einen Zwiebelsetzling erhalten sie umgerechnet knapp zwei Rappen. Auf dem Betrieb arbeiten weitere sieben Frauen. «Ihr Lohn reicht, um ihre Familien über Wasser zu halten», sagt Eugene. Der Gemüsebaubetrieb gilt in Südafrika als «Small Scale Farm». Kleinbetriebe wie die von Eugene und Alan Simons profitieren in Südafrika von staatlichen Förderinstrumenten. Der Staat bezahlte ihnen praktisch die ganze Infrastruktur sowie die Setzlings- und Packmaschine.

Im Rahmen einer schwer durchschaubaren Landreform versucht der Staat, die mehrheitlich dunkelhäutigen Kleinbauern mit mehr Flächen zu versorgen. In den Genuss von Förderungen kommen nur schwarze und als «farbige» taxierte Farmer wie die Simons. Weisse gehen leer aus. Die Rassentrennung ist in Südafrika zwar seit über zwanzig Jahren offiziell abgeschafft, existiert aber in der Gesellschaft in anderer Form weiter. Die Simons wollen expandieren, und haben sich deshalb beim Staat um mehr Land beworben. «In fünf Jahren wollen wir 60 Hektaren Gemüse anbauen», sagt Alan.

Den Kleinbauernhöfen stehen den hier so genannten «kommerziellen» Bauernbetrieben gegenüber, mit deutlich grösseren Anbauflächen. Sie sind historisch bedingt mehrheitlich in den Händen der weissen Bevölkerung und in der Regel deutlich über 1000 Hektaren gross und oft auf den Export ausgerichtet. Vom Staat erhalten diese Betriebe keinerlei Unterstützung.

Grösster Karottenproduzent Afrikas

Vito Rugani bezeichnet sich als grössten Karottenproduzenten auf dem afrikanischen Kontinent.

1500 Kilometer nördlich in der Gegend von Johannesburg baut Vito Rugani auf 2500 Hektaren Karotten an. Er bezeichnet sich als grössten Karottenproduzenten von Afrika. Seine Familie wanderte einst aus Italien ein, Rugani ist bereits in siebter Generation Farmer in Südafrika. Nachdem er mit dem Anbau von Frischgemüse beinahe Pleite ging, setzte er im Jahr 2000 mit seinem Partner Vincent Sequeira voll auf den Anbau von Karotten. In Australien holte sich Rugani das Wissen, wie man Karotten effizient anbaut, erntet und verarbeitet. «Für mich war klar, dass in der Spezialisierung der Schlüssel zum Erfolg liegt», sagt Rugani. Es war der Beginn einer Erfolgsstory: In wenigen Jahren wuchs die bewässerte Anbaufläche von 40 auf 2500 Hektaren, aufgeteilt auf drei Betriebe in verschiedenen klimatischen Regionen.

So kann er täglich 200 Tonnen frische Karotten ernten, pro Hektar insgesamt zwischen 50 und 90 Tonnen. Vermarktet werden sie mehrheitlich auf dem Südafrikanischen Markt. Von den 2500 Hektaren ist immer nur ein Drittel in Produktion. «Für uns hat sich gezeigt, dass eine dreijährige Fruchtfolge mit jeweils zwei Jahren Grasbewuchs ideal ist», sagt Rugani. Auf den Wiesen lässt er Rinder für die Fleischproduktion weiden.

 

In Afrika besteht ein anderes Verhältnis zwischen Arbeitskräften und Maschinen als in Europa.

Naturreiner Karottensaft

Rund 240 Menschen arbeiten auf dem Betrieb von Rugani. Mit 7000 Rand pro Monat (ca. 500 CHF) verdienen sie rund doppelt so viel wie ein Schwarzer im Land durchschnittlich im Monat erhält. Zudem ist es in Südafrika üblich, dass grosse Farmer für ihre Mitarbeiter und deren Familien eigene Häuser und sogar ganze Dörfer bauen. Glücklich ist, wer einen Job auf einem solchen Betrieb hat. Viele arbeiten bei Rugani in der eigentlich ziemlich modernen Verpackerei. Für das europäische Auge allerdings ungewohnt viele. Auf die Frage, ob sich hier nicht noch weiter rationalisieren liesse, reagiert Rugani etwas forsch: «In Afrika besteht ein anderes Gleichgewicht zwischen Arbeitskräften und Maschinen als in Europa.» Natürlich hat er recht auf einem Kontinent, deren Bevölkerungszahlen explodieren. Vor drei Jahren investierte er in eine neue Saftpressanlage. Aus beachtlichen 30 Prozent der Karottenernte macht er monatlich eine Million Liter Karottensaft ohne irgendwelche Zusätze und zugeführtem Wasser. «Das reine Naturprodukt enthält dank der Pasteurisierung einen extrem hohen Anteil an direkt verfügbarem Beta-Karotin», sagt er. Wer genug davon trinke, werde von vielen Krankheiten verschont, ist er überzeugt.

PDF (d) vom Artikel in «Der Gemüsebau»:

PDF (f) de l’article dans „le maraîcher“:

www.ruganicarrots.co.za

 

Veröffentlicht in Blog

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