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Islamischer Alltag in Luzern (Luzerner Woche, 14. Januar 2004)

Muslime bilden in unserer Region die drittgrösste Religionsgemeinschaft. Eine Ausstellung in der Kornschütte stellt das Leben der muslimischen Bevölkerung ins Zentrum.

Von aussen fällt die Bosnische Moschee im ehemaligen Kino Merkur in Emmenbrücke kaum auf. Die Innenräume erscheinen für den fremden Besucher aber etwas überraschend in leuchtenden Farben. Der Gebetsraum bietet den gläubigen Muslimen aus der Region die ideale Atmosphäre zur Ausübung ihrer religiösen Rituale. Zum traditionellen Freitagsgebet treffen sich im „Dzemat Islamische Gemeinschaft“ zwischen 150 und 200 Gläubige und lauschen der Predigt des Imam. Im Kanton Luzern leben rund 13’000 Musliminnen und Muslime. Sie bilden nach der katholischen und evangelischen Kirche die drittgrösste Glaubensgemeinschaft. Wie in Emmenbrücke findet die Pflege der muslimischen Traditionen heute häufig noch im Verborgenen statt. Man wolle wegkommen von den „Hinterhofmoscheen“, erklärt Petrit Alimi, Präsident der Vereinigung der Muslime in Luzern (VIOKL) gegenüber dieser Zeitung. Seine Vereinigung träumt von einem modernen islamischen Kulturzentrum für alle Muslime in der Region. Dafür sei ein hohes Mass an Verständnis, Toleranz und Respekt in der gesamten Gesellschaft nötig. Vielen Schweizern und Schweizerinnen ist der Islam weitgehend unbekannt und durch Vorurteile geprägt. Dabei ist der Einfluss des Islams in ganz normalen Alltagssituationen oft schon spürbar. Sei dies nur, wenn unser der Fussballtrainingskollege im Restaurant nach der genauen Zusammensetzung der Fleischravioli fragt. Historisch betrachtet existiert eine interessante Verbindung zwischen der Schweiz und dem Islam. So soll ein gewisser Johann Ludwig Burckhardt aus Basel, alias Scheich Ibrahim (1784-1817) als erster Mitteleuropäer zum Islam konvertiert und Mekka als Pilger besucht haben.

Verschiedene Nationen

Die rund 300’000 in der Schweiz lebenden Muslime – 40’000 davon besitzen die schweizerische Staatsbürgerschaft – bilden weder ethisch, kulturell, sprachlich oder politisch eine Einheit. Fast die Hälfte stammt aus der Türkei, ein Drittel kommt aus dem Balkan. Eine Minderheit hat seine Wurzeln in Nordafrika und im arabischen Raum. Als Brückenbauer zwischen der grösstenteils nichtmuslimischen Schweizer Bevölkerung und der islamischen Glaubensgemeinschaft soll die Ausstellung „Islamischer Alltag in Luzern“ dienen, die seit Mittwoch in der Kornschütte präsentiert wird und noch bis am 15. Februar dauert. Sie führt mittels Infotafeln, Bildern Videofilmen und Alltagsgegenständen in die Grundlagen des Islams ein. „Mit der Ausstellung wollen wir die gesamte Gesellschaft für ein qualitatives Zusammenleben aller Glaubensgemeinschaften in der Schweiz sensibilisieren“, beschreibt Petrit Alimi die Zielsetzung des Events, der eine angepasste Version an die Ausstellung zum islamischen Alltag in Zürich darstellt. Im regional ausgerichteten Teil wird auf Themen wie Familien, Erziehung der Kinder, Frauenfragen oder Alltagspraktiken eingegangen. In die Ausstellung integriert sind drei Filme zum Alltagsleben von Musliminnen und Muslimen in Zürich.

Praktisches Kennenlernen

Das Studium der Schautafeln und Bildern liefert aber nur den theoretischen Hintergrund. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm erlaubt den vertieften, praktischen Einblick in den in der Region gelebten Islam. Namhafte Referenten und Referentinnen, darunter der bekannte Nahost-Spezialist Arnold Hottinger, geben ihr fundiertes Wissen in Fachvorträgen weiter. Besondere Aufmerksamkeit dürfte dabei Regina Steiner Amri erfahren, die über die gemachten Erfahrungen des islamischen Religionsunterrichtes in Luzern referiert. Die Primarlehrerin sorgte vor zwei Jahren wegen der Lancierung eines solchen Unterrichtes in Kriens für hitzige Diskussionen. Wem immer noch der reale Bezug zum islamischen Glauben fehlt, der kommt während der Ausstellung an zwei Wochenenden auf seine Kosten, wenn die Moscheen ihre Tore für die Allgemeinheit öffnen.

Veröffentlicht in Blog

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