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Kräuterbauer Grünenfelder: „Unsere beste Werbung ist die Produktequalität“ (LID-Mediendienst, 23. Juli 1998)

Die Familie Grünenfelder baut auf einer Anbaufläche von 1,35 Hektaren 70 Sorten von Kräutern an. Auf dem biologisch bewirtschafteten Betrieb wird vor allem mit den Händen gearbeitet. Als Erfolgsrezept gilt für den typischen Nischenproduzenten die hohe Produktequalität.

Auf einer Höhe von 1130 M.ü.M. erbringt Erwin Grünenfelder in Vaulion VD den Beweis, dass auch kleinste Bauernbetriebe in der Schweiz ein ausreichendes Einkommen erzielen können. Auf einer Fläche von insgesamt 2,2 ha – der landesweite Durchschnitt liegt bei etwa 14 ha – baut Erwin Grünenfelder seit 1996 auf 1,35 ha erfolgreich Kräuter an. Angebaut werden rund 70 Sorten Kräuter. Das Angebot reicht von Zitronenmelisse, Oregano, Pfefferminze, Thymian, Ringelblume, Lavendel bis zu Petersilie. Kleine Anbaufläche heisst im Fall Grünenfelder aber nicht weniger Arbeit. Der Anbau von Kräutern ist arbeitsintensiv und wird zu einem grossen Teil in Handarbeit gemeistert. Die im Vergleich zu den Talgebieten bestehenden klimatischen Nachteile der Berggebiete können beim nichtindustriellen Kräuteranbau auch aus einer positiven Sicht betrachtet werden. „Weil Bergkräuter in dieser Höhenlage einer intensiveren Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind als in Talgebieten, sammeln sich darin auch mehr ätherische Öle an, deshalb sind Bergkräuter aromatischer“, erklärt Erwin Grünenfelder.

Der Anbau von Kräutern bedarf jahrelanger Erfahrung

Vor gut 16 Jahren hat sich Erwin Grünenfelder dem Kräuteranbau verschrieben. Nach einer schweren Krankheit beschloss er einen radikalen Wechsel in seinem Leben. Er tauschte den Bürostuhl mit der Arbeit im Freien und begann bei der Thurgauer Firma Bioforce als Gärtner zu arbeiten. Die Bioforce wurde vor über 30 Jahren vom berühmten Dr. Vogel gegründet, der als Wegbereiter der Pflanzenheilkunde in der Schweiz gilt. Bei der Bioforce erhielt Erwin Grünenfelder den Zugang zum Kräuteranbau, der in der Schweiz eigentlich keine Tradition hat. Heute stammt der überwiegende Teil der in der Schweiz verkauften Kräuter aus dem Ausland. Nach der „Lehrzeit“ im Thurgau zogen Erwin und Barbara Grünenfelder in die Westschweiz, wo sie vorerst auf einem Betrieb mit Behinderten den Kräuteranbau pflegten. Sechs Jahre später pachtete die Familie 50 Aren Land im Kanton Jura, wo das Abenteuer des eigenen Kräuteranbaus begann. Vor zwei Jahren siedelte die Familie schliesslich ins waadtländische Vaulion über, wo sie Land kaufen konnte. Auf dieser Fläche gedeiht seither die für hiesige Kräuterbauern aussergewöhnlich grosse Vielfalt von verschiedenen Kräutern, die getrocknet und zu etwa einem Drittel als Küchenkräuter und zu zwei Dritteln als Tee vermarktet werden. Jedes Jahr kommen neue Kulturen dazu. Zu diesem Zweck werden auf bestimmten Flächen immer wieder Versuche mit neuen Kräutern – teilweise auch auf Wunsch von Kunden – durchgeführt.

Kräuteranbau ohne künstliche Dünger und Herbizide

Zusammen mit den Grünenfelders arbeiten ein behinderter Bursche und zeitweise Praktikanten auf dem kleinen Acker. Gedüngt wird mit hofeigenem Kompost, der aus Resten der verarbeiteten Kräuter und den ausgerissenen Unkräutern gebildet wird, der Kreislauf der Produktion ist deshalb nahezu perfekt. Eingekauft werden eigentlich nur Saatgut und Setzlinge. Die Kosten für Letztere werden übrigens als besondere Unterstützungsmassnahme für die Kräuterbauern vom Kanton Waadt übernommen. Auf den Einsatz von synthetischen Düngern und Herbiziden wird auf dem Betrieb Grünenfelder verzichtet. Die Produktion geschieht vollumfänglich biologisch und wird als solche auch mit dem Label der Bio-Suisse vermarktet. Erwin Grünenfelder ist überzeugt von seiner nischenorientierten Produktionsweise, zumal sich auch der Absatz nur über die Qualität der Produkte definiere. Und diese werde in der bestehenden kleinstrukturierten Umgebung idealerweise erreicht. Nur selten werden die Pflanzen von Krankheiten befallen, Probleme mit Schädlingen existieren praktisch nicht. Nicht viel hält Erwin Grünenfelder von der grossflächigen Kräuterproduktion: „Wenn Sie zum Beispiel Kräuter mit dem Ladewagen ernten, werden die unteren Pflanzen vom Gewicht der oberen zerdrückt und beschädigt, was sich auf die Qualität auswirkt. Zudem können bei der Ernte von Hand die qualitativ besseren Pflanzen besser aussortiert werden“, verdeutlicht Erwin Grünenfelder die Problematik des „industriellen“ Kräuteranbaus, wie er an manchen Orten im Tal und vor allem im Ausland betrieben wird.

Trocknungsanlage als wichtige Investition

Nachdem die Pflanzen gesammelt sind, landen sie in der Trocknungsanlage, wo sie schnell und in Dunkelheit getrocknet werden. „Wenn sie an der Sonne getrocknet würden, verlören sie an Farbe und Aroma“, erläutert Erwin Grünenfelder. Die technologisch ausgeklügelte Trocknungsanlage sorgt dafür, dass trockene Luft in die Schränke mit den zum Trocknen ausgelegten Kräutern eingeleitet und die feuchte Luft wieder aufgesogen wird. Die teure Anlage ist so etwas wie das Herzstück des Betriebes. Ein Blick in eine Trocknungskiste zeigt tatsächlich, dass die Petersilie dank der Maschine auch in getrocknetem Zustand ihre grüne Farbe behält.

Ein Fünftel der Produktion wird selber vermarktet

Ein grosser Teil der in der Vegetationszeit zwischen Frühling und Herbst geernteten und danach getrockneten Kräuter liefert Erwin Grünenfelder an die Vereinigung für biologischen Kräuteranbau im Schweizer Berggebiet (VBKB), die den weiteren Vertrieb übernimmt (siehe Kasten). Für ganze getrocknete Ringelblumen erhält er dabei beispielsweise einen Produzentenpreis von etwa 35 Franken pro Kilogramm. Ungefähr zwanzig Prozent der Produktion gelangen direkt über die Post oder den Marktstand an die Kundschaft, zu denen neben Privatpersonen auch Reformläden und Apotheken gehören. Direkte Werbung wird praktisch keine betrieben: „Unsere Werbung ist die Qualität,“ zeigt sich Erwin Grünenfelder selbstbewusst.

Eine Angebotsliste und die Produkte können bestellt werden bei Familie E. und B. Grünenfelder, Le Plâne, CH- 1325 Vaulion, Tel. 021 843 39 73.

Veröffentlicht in Blog

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