Auf einem Gemüsebaubetrieb im Kanton Zürich fährt ein selbstfahrendes Erntegerät auf Raupen durch die Salatreihen. Es erlaubt nicht nur mehr Komfort für die Mitarbeitenden, sondern spart auch noch reichlich Zeit ein.
Bei praller Sonne oder im vollen Regen Salate ernten ist nicht angenehm, ausser man hat ein Dach über dem Kopf. Umso besser zudem, wenn man sich nicht ständig bücken muss, um den Salat von Hand zu schneiden. Doch das sind eigentlich nur nette Nebeneffekte der Salaterntemaschine des Typs Endivia aus dem italienischen Hause Hortech. «Für mich entscheidender ist die Zeitersparnis, welche die automatisierte Ernte erlaubt», erklärt Tobias Schurter. Der Sohn von Brigitte Schurter-Eymann ist seit diesem Jahr Inhaber des Produktions- und Verarbeitungsbetriebs «H. Eymann & Co.» in Winkel ZH. Die Erntegruppe konnte im Vergleich zu vorher um drei Personen reduziert werden. Jetzt stehen fünf Leute auf dem selbstfahrenden Ernter, die geschnittenen Salate kommen über ein spezielles Rollband auf ein Fliessband, wo die schlechten Blätter entfernt und dann in die Erntekisten verpackt werden. Auf dem Betrieb werden die Salate dann noch einmal nachgerüstet. «Im Vergleich zu früher hat sich die benötigte Zeit für die gleiche Erntemenge in etwa halbiert», schätzt Schurter. Die Ernteleistung sei besser, weil die Arbeit weniger ermüdend sei.
Dank Raupen auch auf nassen Böden
Seit zweit Jahren rollt die von einem Dieselmotor von Kubota angetriebene Maschine bei Schurter auf ihren Raupen durch das Salatfeld. Sie kostete damals mit allen Anpassungen rund 80 000 Euro, heute ist sie teurer. Die Reihen findet er dank Sensoren selbständig. Obwohl in diesem Jahr weniger ein Thema, erlauben die Raupen das bodenschonende Ernten auch bei nassen Bedingungen. Auf das Feld kommt sie mit einem speziellen Anhänger. Die Endivia ist bei Schurter für vier Salatreihen konstruiert, auf einer Breite von 1.50 m. Eine Schlüsselfunktion erfüllen die Messer, welche gut gewartet werden müssen, und von den Mechanikern alle zwei Tage angeschliffen werden. Während das Gerät beispielsweise in Frankreich auch bei Stückware eingesetzt wird, setzt es Schurter bei sich nur bei Verarbeitungsware wie beispielsweise aktuell gerade bei Crispy-Salaten ein. Die Endivia eigne sich vor allem für Industrieware, welche auf dem Betrieb von Schurter einen grossen Anteil ausmacht. Bei der Stückware für den Frischmarkt werden die Salatköpfe aber weiterhin von Hand geerntet. «Dafür schneidet die Maschine dann doch etwas zu grob», erklärt Schurter. Vor allem auch, weil Flächen mit schweren Böden zu wenig fein aufbereitet werden können. Anders ist das in Frankreich, wo Gemüsebaubetriebe deshalb mit der Maschine alle möglichen Salate für den Frischmarkt ernten können.
Deutliche Produktivitätssteigerung
Roger Jampen, der die Firma Hortech in der Schweiz vertritt, glaubt, dass die Endivia auch in der Schweiz praktisch alle Salate schneiden könnte, wenn der Boden eine genug feine Vorbereitung erlaube. Er spüre in der Branche ein steigendes Interesse an solchen Geräten. Er führt das vor allem auf die zunehmend angespannte Personalsituation insbesondere in der Westschweiz zurück, wo die in der Landwirtschaft erlaubten Wochenarbeitsstunden in den letzten Jahren deutlich gesunken sind. Jampen findet: «Die Endivia erlaubt eine deutliche Produktivitätssteigerung und passt zudem zu den steigenden Anforderungen der Arbeiter in Sachen Arbeitskomfort».
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