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Stickstoff-Power aus der Biogasanlage

Flüssiges Gärgut nützt vor allem als schnell wirkender Dünger. Im Biogemüseanbau ist es eine interessante Alternative zu teuren Handelsdüngern. Konventionelle Gemüsegärtner sind wegen den hohen Ausbringungskosten eher zurückhaltend.

Beim Einsatz von flüssigem Gärgut in Gemüsekulturen müssen einige Regeln eingehalten werden.

Ist Gärgut Glücksache? Tatsächlich spukt jede Biogasanlage ein anderes Produkt aus, entsprechend der eingesetzten Substrate. Zum einen bestehen Unterschiede zwischen industriellen und landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Bei letzteren hat es meistens einen hohen Anteil von Mist oder Gülle drinnen. Werden  mehr als 20 Prozent Co-Substrate eingesetzt, spricht man nicht mehr von Gärgülle sondern von flüssigem Gärgut oder Recyclingdünger. Für Experte Jacques Fuchs vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) eignet sich Gärgut aus beiden Anlagentypen für die Anwendung als Dünger auf Gemüsefeldern. Diese sei unbedenklich: «Alle Anlagen die mehr als 100 Tonnen Grünabfall pro Jahr verarbeiten, brauchen eine Bewilligung vom Kanton und werden regelmässig auf Hygiene und Schwermetalle kontrolliert.» Das Plastikproblem sei vor allem im industriellen festen Gärgut zwar noch ein Problem. Aber die Branche arbeite daran, sagt Fuchs. Bei flüssigem Gärgut und Gärgülle habe man die Situation bereits gut im Griff. Das zeigte auch eine Studie, die von Bio Suisse in Auftrag gegeben wurde.

Flüssiges Gärgut im Gemüsebau

Auf was muss der Gemüsegärtner achten, wenn er Gärgülle oder flüssiges Gärgut auf seinen Feldern verwendet? Zuerst einmal müsse er den Nährstoffgehalt kennen, ratet Fuchs. Dieser könne auf der HODUFLU-Datenbank abgelesen werden, welche die Hof- und Recyclingdüngerverschiebungen in der Landwirtschaft erfasst. «Entsprechend dem Nährstoffgehalt muss die Ausgabemenge angepasst werden». Für den Gemüsebau eignet sich flüssiges Gärgut aus sogenannt thermophilen Anlagen besser, die bei Temperaturen von 55 Grad laufen. Dabei werden Keime, Salmonellen und auch Unkrautsamen abgetötet. Die meisten landwirtschaftlichen Biogasanlagen hingegen vergären nur bei Temperaturen zwischen 30 und 37 Grad. «Um Risiken zu verhindern, sollte diese Gärgülle in kurzen Gemüsekulturen, die roh verzehrt werden, mindestens vier Monate vorher ausgebracht werden», sagt der Experte.

Gärgülle sollte bodennah ausgebracht werden, um die Ammoniak-Emissionen zu mindern.

Gleiche Erträge

Gärgülle ist in erster Linie ein schnell wirkender Dünger. Er trägt im Boden nur wenig zur Bildung von Humus bei, sagt Fuchs. Im Gegensatz zum festen Gärgut. Obwohl Gärgülle oft gratis abgegeben wird, ist er für den konventionellen Anbau immer noch zu teuer, wenn man die Kosten für die Ausbringung miteinbezieht. Im Biolandbau sieht es anders aus: Dort kann Gärgülle die teuren Handelsdünger beispielsweise aus Horn- oder Federmehl ersetzen. Das FiBL führte einen Gärgut-Düngungsversuch mit Knollensellerie durch. Die Erträge fielen dabei mindestens so hoch aus wie bei der Verwendung von Biohandelsdünger. Fuchs empfiehlt bei allen Kulturen, wenn möglich eine Aufteilung der Applikation auf mindestens zwei Gaben. 

Flüssiges Gärgut in Tomaten

Ein riesiger Vorteil bei der Gärgülle im Vergleich zu Gülle sei der deutlich moderatere Geruch, sagt Fuchs. Zudem wirke vergärte Gülle weniger aggressiv auf das Bodenleben. Es müsse aber beachtet werden, dass der Phosphorgehalt den Einsatz von Gärgülle oft limitiere. Zudem sei in dieser ein bisschen mehr Ammonium und Kali frei verfügbar als in unvergärter «normaler» Gülle. Bei der Ausbringung gelten für Gärgülle die gleichen Regeln wie bei Gülle, am besten geschehe dies mit Schleppschlauch und natürlich nicht am Nachmittag bei voller Sonneneinstrahlung. 

Fuchs glaubt, dass das Potential der Gärgutverwendung noch längstens nicht ausgeschöpft ist. Er arbeitet zurzeit am Schlussbericht von einem Flüssiggärgut-Versuch in Tomaten. Die Resultate seien sehr ermutigend, sagt er. 

Veröffentlicht in Blog

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