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Weniger Dünger dank Mykorrhiza-Pilzen

Beispiel aus Norditalien: In der Spargel rechts wurde der Boden mit Mykorrhiza-Pilzen geimpft.

Mykorrhiza-Pilze machen die Nährstoffe für die Gemüsekulturen besser verfügbar. Die Pilze kommen auf intensiv bearbeiteten Böden allerdings seltener vor. Besser eignen sich deshalb Dauerkulturen wie Spargel. 

Mit weniger Dünger zu höherem Ertrag. Möglich machen dies Mykorrhiza-Pilze. Voraussetzung ist allerdings, dass im Boden auch genügend davon vorhanden sind. Mykorrhiza-Pilze kommen eigentlich ganz natürlich in allen Böden vor. Der grösste Teil der Pflanzen auf dem Land lebt mit den Pilzen in einer Symbiose, das heisst sie profitieren gegenseitig voneinander. Das Pilzgeflecht im Boden erschliesst Nährstoffe und Wasser und leitet es an die Wurzel weiter, als Gegenleistung erhalten die Pilze von den Pflanzen Kohlenhydrate. Im optimalen Fall schützen die Pilze die Kultur auch gegen den Befall mit bodenbürtigen Krankheiten. Eine zu intensive Bodenbearbeitung zerstört allerdings das Netzwerk, in solchen Fällen können Mykorrhiza-Pilze aber von aussen zugeführt werden. Bisher arbeiten eher Biobetriebe auf diese Art mit Mykorrhiza, doch eigentlich könnten auch konventionelle Betriebe davon profitieren.

Spargel drängt sich auf

Ideal für den gezielten Einsatz von Mykorrhiza-Pilzen sind mehrjährige Kulturen, wie beispielsweise Spargel, weil die Etablierung des Pilz-Geflechts im Boden etwas Zeit braucht. An der Spargelmesse in Karlsruhe im letzten Herbst stellte die Spargelberaterin Isabelle Kokula vom Landwirtschaftsamt Karlsruhe einen Versuch vor, in dem untersucht wurde, wie sich die vorausgehende Begrünung und die Einbringung von Bodenhilfsstoffen auf die Bodenaktivität und die Wüchsigkeit von Spargel auswirkte. Dabei schlossen die zwei verwendeten Mykorrhizaprodukte im Vergleich zu Bodenhilfsstoffen wie PRP oder Palaterrea signifikant besser ab.

Mykorrhiza im konventionellen Anbau

Am gleichen Anlass referierte Spargelproduzent Federico Nadaletto von der Produzentenorganisation Veneto Ortofrutta aus Norditalien, wo der Einsatz von Mykorrhiza mittlerweile schon fast Standard sei. Dank deren Anwendung erziele er 20 Prozent höhere Erträge bei reduziertem Düngereinsatz, sagte er. Die Pilze sorgten für eine bessere Aufnahme von Nährstoffen, eine Verminderung von Nitrat-Anreicherungen und ein intensiveres Aroma im Endprodukt. Er verwendet in seinen Böden das italienische Produkt Micosad, eine Mischung von Mykorrhizapilzen der Art Glomus, ergänzt durch Trichoderma  und Actinomyceten, Bakterien und Hefen. Pro Hektare entstehen ihm Kosten von rund 1 100 Euro, die einmalig bei der Pflanzung fällig werden. Dabei sei auch der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln möglich, nur bei Funghiziden sei in den ersten ein bis zwei Monaten nach der Impfung Vorsicht geboten, sagt Nadaletto. Beim Mineraldünger sei vor allem eine Reduktion von Phosphor nötig, aber auch die anderen Nährstoffe könnten mit der Zeit reduziert werden. Veneto Ortofrutta setzt Mykorrhiza bei diversen Salaten, Spargel oder Radicchio ein.

Standortangepasster Einsatz von Mykorrhiza

Die Forschungsanstalt Agroscope untersuchte im Rahmen eines Forschungsprojektes Böden, in denen Mykorrhiza-Pilze eingebracht wurden. Dabei beobachteten sie, dass sich die Produktivität tatsächlich erhöhte, wenn sich der Pilz ausbreiten konnte. Aufgrund der Versuche lässt sich sagen, dass dessen Etablierung vom Boden selbst und der Kultur abhängig ist. Solange sich das erfolgreiche Impfen nicht mit einer besseren Zuverlässigkeit vorhersagen lasse, sei eine Anwendung für die Praxis wenig interessant, schreiben die Forscher in der Zeitschrift «Agrarforschung Schweiz». Deshalb soll nun eine Methode entwickelt werden, bei der mittels DNA-Analyse die vorhandenen Pilzgemeinschaften im Boden identifiziert werden sollen. Dadurch soll der gezieltere und zuverlässigere Einsatz von für den jeweiligen Boden passenden Impfungen ermöglicht werden. Die Forscher sehen in Feldimpfungen von nützlichen Mikroorganismen wie beispielsweise Mykorrhiza-Pilzen eine vielversprechende Möglichkeit, den Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln zu verringern. 

 www.agrarforschungschweiz.ch/artikel/2017_03_2258.pdf

Veröffentlicht in Blog

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