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Zu wenig Erntehelfer wegen Brexit

 

Ohne ausländische Erntehelfer läuft auf den britischen Äckern nichts. Wegen dem Brexit-Entscheid und der tiefen Währung bleiben diese der Insel aber immer häufiger fern.

Im letzten Jahr verrottete in England Gemüse auf den Feldern, weil es an Erntehelfern fehlte. Grund dafür ist der vom Volk beschlossene Austritt aus der EU sowie der Einbruch der Währung. Die Unsicherheiten wegen des Brexit sind gross. 

Ein Experiment des britischen Staatssenders BBC zeigte es: Ein Erntehelfer aus Rumänien oder Bulgarien arbeitet zehn Mal schneller als einer aus England. Doch es ist nicht primär die mangelnde Effizienz der britischen Arbeitskräfte, die den Gemüseproduzenten auf der Insel Sorge bereitet, denn Einheimische wollen mit der harten Arbeit auf den Feldern und in den Rüsträumen sowieso nichts zu tun haben. 99 Prozent der Saisonarbeiterinnen und -arbeiter in Grossbritannien kommen aus Übersee, oft aus Bulgarien und Rumänien. Nachdem das Britische Volk im Jahr 2016 in einer Abstimmung den Austritt aus der Europäischen Union beschlossen hatte, spüren insbesondere die Gemüseproduzenten bereits die Folgen, bevor der Brexit überhaupt vollzogen ist. Im letzten Jahr fehlte bereits rund ein Drittel der saisonalen Erntehelfer. Diese interpretierten das Votum gemäss Jobvermittlern als rassistisch und ausländerfeindlich, schreibt die Zeitung «Guardian», weshalb viele der Insel bereits im ersten Jahr nach der Abstimmung fernblieben. Erschwerend kommt der Absturz des britischen Pfunds dazu, der den britischen Arbeitsmarkt für Ausländer deutlich weniger attraktiv macht.

Verdorbene Ware auf den Feldern

Wegen des Arbeitskräftemangels verrottete im letzten Jahr bereits ein Teil der Ernte auf den Feldern. «Viele Anbauer fragen sich nun, wie sie durch die kommende Saison kommen sollen», sagt Alison Capper vom nationalen Bauernverband (NFU) gegenüber der Zeitung «Guardian». Von der Regierung können sie keine Hilfe erwarten, die Wiedereinführung eines bis vor ein paar Jahren gut funktionierenden Kontingentsystems für Erntehelfer als mögliche Lösung lehnt diese bisher ab. Überhaupt ist die Zukunft der britischen Landwirtschaft sehr ungewiss, weil ja noch nicht einmal bekannt ist, wie der Brexit auch rechtlich vollzogen werden soll. Offiziell endet die EU-Mitgliedschaft im März 2019, gefolgt von einer Übergangsfrist bis Ende 2020. Immer mehr britische Anbauer von Spezialkulturen wollen die Verhandlungen aber gar nicht erst abwarten, sondern halten proaktiv schon einmal nach Flächen in anderen Ländern Ausschau. 

Vieles ist noch unklar

Falls das Land ab 2021 gegenüber der EU tatsächlich den Status als «Drittstaat» einnehmen sollte, hat das Folgen für die Landwirtschaft, die dann unter anderem auf die EU-Subventionen verzichten müsste: Es gäbe beispielsweise keine Unterstützungen mehr für Erzeugergemeinschaften oder für Investitionen in Gebäude. Doch auch vorgelagerte Bereiche stehen vor grossen Herausforderungen, falls es zu keinem Abkommen mit der EU kommen sollte, wie beispielsweise die Saatgutindustrie. «Die Europäische Kommission teilte mit, dass in diesem Fall alle britischen Sorten von der offiziellen EU-Liste gestrichen würden. Züchter müssten für diese bei allen Mitgliedsstaaten neue Zulassungen beantragen», sagt Penny Mapleston von der britischen Vereinigung der Pflanzenzüchter (BSPB) gegenüber der Fachzeitschrift «Fresh Produce Journal». Auch zusätzliche phytosanitarische Bestimmungen könnten die Kosten in die Höhe treiben.

Trotz aller Unsicherheiten stehen aber immer noch 53 Prozent der Landwirte hinter dem Brexitentscheid, wie eine Umfrage des britischen Fachmagazins «Farmersweekly» zeigte. Sie hoffen wohl insgeheim auf einen besseren Absatz ihrer Produkte auf der Insel. Ohne Erntehelfer dürfte dies allerdings schwierig werden.

Veröffentlicht in Blog

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