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Düngung aus der Luft

Die Firma Rauch präsentierte im Herbst nach eigenen Angaben die weltweit erste Düngerdrohne. Für die Praxis ist sie aber noch zu teuer und eignet sich allenfalls für die Abgabe von Schneckenkörnern.

Der Hype um den Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft hält an. In der Halle für Precision Farming an der Agritechnica in Hannover stellten über 30 Firmen vermeintlich fertige Drohnenlösungen vor. Besonders weit scheinen die Chinesen und Australier zu sein. Es machte fast den Anschein, dass dort bereits grossflächig aus der Luft gespritzt und gedüngt wird. Der Vertreter von U-Drones aus Australien sprach von 3000 Drohnen, die bei ihm bereits im Einsatz stünden. Am meisten mediale Aufmerksamkeit weckte aber trotzdem das deutsche Landmaschinenunternehmen Rauch mit der Ankündigung der weltweit ersten Düngerstreuer-Drohne.

Die Resonanz sei gigantisch gewesen, sagt Marketing Manager Jens Hille. Als Streutechnik verwendet Rauch bei der Drohne das speziell entwickelte elektrisch angetriebene Draco-Einscheibenstreuwerk mit einem 50 Liter Streugutbehälter, dabei steht Draco für Drone Application Copter. Der Octocopter Agronator mit acht Rotoren und vier Meter Durchmesser könne eine Streugut-Nutzlast von immerhin 30 Kilogramm transportieren, schreibt das Unternehmen.

Noch nicht praxisreif

Drohnen eines chinesischen Anbieters an der Agritechnica in Hannover.

Obwohl sein Unternehmen das Streuen von mineralischem Dünger, Feinsämereien und Schneckenkörnern erfolgreich getestet habe, sei man von der Einführung in der Praxis noch weit entfernt, sagt Jens Hille im Gespräch. Das in Hannover präsentierte Modell sei ein Prototyp. Vor allem die relativ geringe Nutzlast sowie die noch begrenzte Leistungsfähigkeit der Batterien schränkten den Einsatz gerade im an der Messe proklamierten Düngerbereich ein. Zudem ist die Technologie kostenintensiv. «Im Moment ist sie nur in steilen Hängen im Weinbau konkurrenzfähig, wo sie teure Helikopterstunden ersetzt», sagt Hille. Realistischere Einsatzchancen sieht der Marketing Manager zurzeit eher im Bereich Feinsaat und Schneckenkörner.

War die pompöse Lancierung der Düngerdrohne also nur ein Marketing-Gag? «Nein, sicher nicht!», sagt Hille. Als Unternehmen der Düngertechnik sei man daran interessiert, Lösungen gegen die Bodendruck-Problematik anzubieten. Hier böten Drohnen grosse Chancen, weil sie unabhängig von äusseren Einflüssen funktionierten. Die Firma Rauch werde das Thema deshalb intensiv weiterverfolgen. Mehr Sorgen bereitet ihm die in Deutschland zunehmende öffentliche Kritik am Einsatz von Drohnen. Denn so nützlich der Einsatz von Drohnen in der Landwirtschaft dereinst einmal sein könnte, lassen sich mit zunehmenden Nutzlasten natürlich auch ganz andere Geräte transportieren. Auch unerwünschte.

Auch im Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) wird man offenbar überhäuft von Anfragen aus der verunsicherten Bevölkerung und ist nicht mehr in der Lage, generelle Anfragen telefonisch oder per Email zu beantworten. Zudem werden zurzeit auch keine Bewilligungen für Drohnenflüge mehr erteilt. Allerdings gilt das nicht für den Schweizer Sprühdrohnen-Anbieter Agrofly (siehe Ausgabe 5/2017). «Wir sind nicht von der Massnahme des BAZL betroffen, da wir die Bewilligung bereits seit Februar 2017 haben», sagt CEO Frederic Hemmeler auf Anfrage. 

www.yuren-uav.com

www.u-drone.com.au

www.rauch.de

Veröffentlicht in Blog

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