Zum Inhalt springen →

Überschüssiges Gemüse auf Facebook

Die Initiative Bioloco sucht und findet auf Facebook Abnehmer für Gemüse, das die Qualitätskriterien nicht ganz erfüllt. Der Inititiant will damit vor allem etwas gegen Foodwaste machen. Nicht alle haben Freude am neuen Player.

Die Ernüchterung kam für Pius Christ im Bioladen, wo er einst arbeitete: «Als ich erfuhr, dass es rund ein Drittel des geernteten Biogemüses gar nicht erst in den Laden schafft, weil sie die Qualitätsanforderungen nicht erfüllen». Es war gerade die Zeit, als das Thema Foodwaste in den Medien allgegenwärtig war und Coop der besorgten Kundschaft im Rahmen der «Nachhaltigkeits-Eigenmarke» Ünique erstmals krumme Rüebli hinstellte. Auch Pius Christ liess die Verschwendung auf dem Acker keine Ruhe. Er gründete deshalb «Bioloco» und zog einen kleinen Handel mit dem «überschüssigen» Gemüse auf. Der Gemüsequereinsteiger holte diese bei den Produzenten ab und verkaufte sie jeweils am Freitag im Lokal eines befreundeten Sprossenproduzenten in Solothurn. Dank Medienberichten sprach sich das Angebot im kleinen Städtchen schnell herum. Die kleine Erfolgsgeschichte endete allerdings, als sein Kollege plötzlich eine Miete für den Standplatz forderte. Denn so lukrativ war das Geschäft für Christ dann offenbar doch nicht.

Ein bis zwei Tonnen pro Monat

Pius Christ kämpft gegen Foodwaste.

Er hatte sich inzwischen aber einen Namen gemacht als Händler des «vergessenen» Gemüses und vor allem in der Gastroszene ein Abnehmernetz aufgebaut. Ein bis zwei Tonnen Gemüse, das sonst den Weg in den Handel nicht findet, liefert er mit seinem Citroën Jumpy pro Monat an Kitas und Restaurants aus. Die private Kundschaft erreicht er vor allem über die Sozialen Medien insbesondere Facebook. Hier sei allerdings noch viel Aufklärungsarbeit nötig. «Die verwöhnte Kundschaft meldet sich und fragt, ob ich ihnen ein paar Kilo Rüebli liefern kann», sagt Christ ernüchtert. Die Leute seien verwöhnt und die permanente Verfügbarkeit selbstverständlich. Er sieht seine Aufgabe deshalb vor allem darin, den Leuten wieder einen realen Zugang zu natürlichen Lebensmitteln zu vermitteln. «Und dazu gehört eben auch, dass Gemüse vom Acker äusserlich nicht ganz perfekt ist und auch nicht immer und jederzeit verfügbar ist», erklärt Christ.

Für Gemüsegärtner eröffnen sich durch Initiativen wie Bioloco neue Absatzchancen, vor allem in Überschuss-Situationen wie in diesem Winter bei Karotten. Christ kündet in diesen Fällen auf der Facebook-Seite an, wo und wann man Ware kaufen kann. Gemüseproduzent Stefan Brunner aus Aarberg verkaufte über diesen Kanal rund fünf Tonnen ungewaschene und unsortierte Biorüebli zu einem Preis von 15 Franken pro zehn Kilogramm. In der Direktvermarktung sei das zwar ein sehr günstiger Preis, sagt Brunner auf Anfrage. Doch er ist froh, auf diesem Weg wenigstens einen Teil der Ware losgeworden zu sein. Klar ist auch, dass die Initiative in der Branche zu reden gibt. Nicht alle haben Freude am zusätzlichen Absatzkanal über Facebook, weil sie befürchten, dass solche Angebote den Markt durcheinanderbringen. Doch eigentlich will Christ gar nicht mit den Gemüsegärtnern konkurrieren. «Ich möchte ihnen nur dabei helfen, dass sie ihre ganze Ernte verkaufen können, um Foodwaste zu verhindern». Unter dem Strich sollten diese so auch mehr verdienen, glaubt er.

Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen

Künftig will er noch mehr in Richtung Verarbeitung von Gemüse gehen. Er sucht deshalb noch intensiver den Kontakt zu sozialen Institutionen, die den Mehraufwand für die Bearbeitung der nicht ganz perfekten Gemüse besser verkraften können. Doch natürlich hat er nichts dagegen, wenn Bioloco auch über Facebook Erfolg hat. Und dieses Potential darf nicht unterschätzt werden. «Ein Bericht über vom Handel nicht angenommene Kartoffeln wurde auf der Bioloco-Facebook-Seite von über 50 000 Leuten angeschaut», sagt er.

www.bioloco.ch

www.facebook.com/foodispeace

Veröffentlicht in Blog

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Sie wollen mich persönlich kennenlernen?

eppenberger-media gmbh
David Eppenberger
Winkelstrasse 23
CH-5734 Reinach AG
Fon ++41 (0)62 771 02 91
Mobile ++41 (0)78 779 17 19
info@eppenberger-media.ch
MwSt-Nr. CHE-114.677.787