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Hosberg AG: 200’000 Bio-Hühner unter Vertrag

Bauer Alfred Reinhard verkaufte einst Bio-Eier ab seinem Hof. Mit der Hosberg AG ist er heute der grösste Bio-Eierhändler in der Schweiz und beliefert die Lebensmittelindustrie mit Rohprodukten aus Bio-Eiern. Weltweit Marktführer ist er beim Bio-Eierschalenpulver.

Bill Gates begann einst in einer Garage und wurde später mit seiner Software Milliardär. Bei Bioeierhändler Alfred Reinhard stand am Anfang vor bald 30 Jahren ein Hühnerstall auf seinem Bauernhof im Zürcher Oberland. Heute ist er Multi-Millionär – nicht etwa in Franken sondern in Eiern. In Bio-Eiern genau gesagt. 58 Millionen davon laufen heute jährlich über die Laufbänder seiner Eierhandelsfirma Hosberg AG in Rüti ZH. Und immer noch werden es jedes Jahr mehr. Über zehn Prozent der Eier aus der Schweiz sind mittlerweile «Bio» und erzielen fast 20 Prozent des Eier-Umsatzes. Dieser Erfolg hat viel mit dem Engagement der Firma aus Rüti zu tun hat. Die anderen grossen Eierhändler sind längstens auf den Bio-Zug aufgesprungen. Mit einem Schweizer Marktanteil von zwei Dritteln ist Hosberg aber klar der Klassenprimus bei den Bio-Eiern.

Seinen Prinzipien ist Pionier Reinhard treu geblieben: Die Hosberg-Legehennen müssen ein Leben nach den Regeln des biologischen Landbaus führen. Das heisst: Maximale Herdengrössen von 500 Tieren, täglicher Auslauf ins Freie sowie hundert Prozent biozertifiziertes Futter. Aus der einstigen bäuerlichen Direktvermarktung auf dem Hof Hosberg ist eine Firma mit dem gleichen Namen aber mit 60 Mitarbeitenden und modernen Gebäuden und technischen Anlagen in der Industriezone von Rüti geworden. Das Unternehmen erzielte im letzten Jahr 30 Millionen Franken Umsatz. Unter Vertrag sind 200’000 Legehennen bei 127 Produzenten in der ganzen Schweiz, von Martigny bis ins Engadin.

Bio-Eigelb in Flaschen

Vor 15 Jahren gründete Reinhard zusammen mit seiner Frau Esther die Hosberg AG. Den Bauernhof führt mittlerweile einer der Söhne. Das Geschäft mit den Bio-Eiern geht seither stetig aufwärts. Deshalb ist Reinhard eigentlich permanent auf der Suche nach neuen Eierproduzenten. Doch die Eier verlassen das Haus mittlerweile längstens nicht mehr nur als Konsum-Ei in den traditionellen Eierkartons. Sondern beispielsweise verarbeitet als pasteurisiertes Flüssigei in Literflaschen oder als getrocknetes Volleipulver. Zwanzig Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen mit Halbfertigprodukten für die Lebensmittelindustrie. Abnehmer sind zum Beispiel Bäckereien, Teigwarenproduzenten oder Saucenhersteller. Um die Pasteurisierungs- und Abfüllmaschinen besser auszulasten, werden zunehmend auch andere Lebensmittel wie Tee oder Säfte verarbeitet.

Standbein in Deutschland

Die Firma Hosberg profitiert vom Bio-Boom, der auch bei verarbeiteten Produkten anhält: «Wenn auf einer Guetsli-Packung Bio draufsteht muss auch Bio drin sein», sagt Reinhard. Der Preisdruck sei allerdings relativ gross. Überall werde versucht zu sparen: «Früher verwendete man für 1 Kilogramm Teigwaren fünf Eier, heute sind es noch drei.» Neben der schweizerischen bietet er auch deshalb die günstigere EU-Bio-Qualität an. Dort sind die Vorschriften weniger streng als in der Schweiz: «Anstatt 500 Tiere sind beispielsweise 3000 Tiere pro Herde erlaubt.» Vor allem aber sind die Produktionskosten in der EU tiefer als in der Schweiz. Reinhard weiss das aus eigener Erfahrung. Denn seit sechs Jahren besitzt Hosberg im süddeutschen Salgen mit der eigenen Tochterfirma Biovum gmbh ein Standbein in der EU. «Das Futter ist günstiger und die Löhne sind tiefer», sagt Reinhard. Ein Bio-Ei aus der Schweiz koste in der Herstellung rund ein Drittel mehr als in Deutschland. Die deutsche Tochter entwickelt sich gut: «Im Süddeutschen Raum sind wir bereits eine wichtige Grösse», sagt Reinhard. Von dort aus beliefert das Unternehmen vor allem Abnehmer in Europa. Doch auch Exoten seien darunter: «Per Schiff liefern wir jeden Monat über 40’000 Bio-Eier in die Vereinigten Arabischen Emirate.»

Veredlungsverkehr

Um die Verarbeitungsanlagen in Rüti besser auszulasten, betreibt das Unternehmen Hosberg einen Veredlungsverkehr über die Tochterfirma in Deutschland. Eier für die Verarbeitung kommen dabei über die Grenze nach Rüti, werden dort zu Halbfertigeiprodukten weiterverarbeitet und wieder zurückgefahren und vermarktet. Ganz wohl ist es Reinhard jeweils nicht, wenn eine Palette mit zugekauften europäischen Bio-Eiern aus dem freien Markt bei ihm ankommt: «Obwohl biozertifiziert, weiss man in solchen Fällen nie ganz sicher, wie solche Eier wirklich produziert worden sind.» In der Schweiz kennt er die Produzenten persönlich und hat vom Küken-Elterntier bis zum Suppenhuhn alles unter Kontrolle. Zusammen mit der Partnerfirma Bibro AG in Sursee hat er eine eigene Brüterei gegründet und betreibt eigene Aufzucht- und sogar Elternbetriebe. Im Ausland ist das aber schwieriger. Dort gehe es vor allem darum, persönliche Beziehungen zu den Lieferanten aufzubauen und sie vertraglich zu binden, so Reinhard. Er selbst besitzt einen eigenen Biobetrieb im ungarischen Tornyiszentmiklós, wo neben Eiern und Poulets auch Futter produziert wird. «Mir ist es wichtig, dass ich weiss, wie die Soja oder der Weizen produziert wird». Letztlich geht es hier vor allem um Rückverfolgbarkeit und Qualitätssicherung.

Weltmarktführer für Bio-Eierschalenpulver

Vor Jahren erkundigte sich ein Südkoreanischer Abnehmer nach Eierschalenpulver in Bioqualität als Nahrungsergänzungsmittel für die menschliche Ernährung. Das Verfahren, um das feine Pulver in Rüti herzustellen, musste zuerst entwickelt werden: «Bei keinem Projekt hatte ich so viele schlaflose Nächte», sagt Reinhard. Heute ist er weltweit Marktführer für Bio-Eierschalenpulver. Ein Teil gehe immer noch nach Südkorea, das meiste mittlerweile aber nach Deutschland. Für Reinhard geht auch hier die Rechnung auf: «Müsste ich die Eierschalen entsorgen, würde mich das kosten, nun verdienen wir etwas Geld damit».

www.hosberg.ch

Veröffentlicht in Blog

Ein Kommentar

  1. Nicolas Oppliger Nicolas Oppliger

    Chapeau Monsieur Reinhard le marché de l’œuf bio vous doit tout et les producteur aussi ainsi on vous dit merci et grande reconnaissance pour votre immense travail de pionnier.

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