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Im Winter wächst nicht nur Nüsslisalat

Im Winter kommt Schweizer Gemüse vor allem aus gekühlten Lagerräumen. Doch es gäbe auch in den Wintermonaten mehr für den Anbau im Freiland oder Folientunnel geeignete Gemüsesorten für den Frischkonsum. Der Experte erklärt, wie das geht.

Federkohl eignet sich gut für den Anbau im Freiland während den Wintermonaten.

Der österreichische Gartenbau-Ingenieur Wolfgang Palme hat sich ganz dem Winteranbau von Frischgemüse verschrieben. Dabei geht es ihm um mehr als um Nüsslisalat. Dieser sorgt jetzt im Winter auf dem Salatteller vor allem für das Grün aus Schweizer Herkunft. Es gebe aber eine Vielzahl von weiteren Gemüsearten, die sich mindestens so gut für den Anbau in den kalten Wintermonaten eigneten, so die Botschaft von Palme. «Viele Gemüse sind frosthärter als landläufig bekannt», sagt er. Asia-Salat beispielsweise überlebe Temperaturen von Minus 20 Grad. Seit vielen Jahr erprobt Wolfang Palme an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung sowie Lebensmittel- und Biotechnologie (HBLFA) in Schönbrunn alle möglichen Gemüsearten auf deren Wintertauglichkeit. Auf seinem eigenen, angepassten Winteranbauplan stehen mittlerweile 77 Gemüsearten: Von Brokkoli, Bundkarotten, Grünkohl über Rucola, Salate, Radieschen bis zu Spinat. 

Von milderen Herbsten profitieren

Wolfgang Palme teilt die «Wintergemüse» in verschiedene Kategorien ein. Eine erste Gruppe bilden Herbstgemüse wie Blumenkohl, Mangold, Brokkoli oder Kohlgemüse, die einfach bis in den Winter hinein stehen gelassen werden. «Sie tun sich mit der ersten Winterhälfte nicht besonders schwer!» Dass der Herbst eher milder und länger werde, spielten diesen zusätzlich in die Hände. Bundkarotten für die Ernte an Weihnachten müssen im Freiland Ende Juli bis Mitte August, oder im Folientunnel etwas später ausgesät werden. 

Eine weitere Kategorie sind Neuaussaaten für die Ernte ab Dezember, für die Wolfgang Palme eigene Aussaattermine ermittelt hat. Asia-Salate Anfang November im geschützten Bereich gesät, sind beispielsweise im Februar erntereif. Oder Radieschen: Sie liefern mit bis zu vier Sätzen mit einer ersten Aussaat Ende September über den ganzen Winter frische Ware. Als die hohe Kunst des Wintergärtners bezeichnet der Gartenbauexperte überwinternde Gemüse wie beispielsweise Salate oder Frischkräuter. Sie werden etwas später als üblich gepflanzt und nach einer Wachstumspause zum Jahresanfang mit den ersten Sonnenstrahlen im März erntereif. 

Luftfeuchtigkeit ist das grösste Problem

Viele Gemüsearten wie beispielsweise Lauch, Grünkohl, Pak Choi, Spinat, Zwiebeln oder Stielmangold eignen sich für den Winteranbau im Freiland. Blätter und Stängel sind dabei frosthärter als Wurzeln und Knollen. Wolfang Palme empfiehlt im Winter grundsätzlich den sparsamen Umgang mit Stickstoff, weil diese das Pflanzengewebe schwächten. Das grössere Problem als der Frost sei für die Pflanze die Eisbildung, erklärt er. «Deshalb dürfen gefrorene Pflanzen nicht berührt werden, weil die Eiskristalle sonst mechanisch eindringen.» Vor allem der Wind kann dabei zum Problem werden, hier hilft der Anbau im Folientunnel. Dort sorgen zudem die in der kalten Jahreszeit spärlich vorhandenen Sonnenstrahlen schnell für etwas höhere Temperaturen. Und: Mehr Kulturen gehen an Pilzkrankheiten zugrunde als durch erfrieren, sagt er. «Luft- und Bodenfeuchtigkeit entscheiden über Leben und Tod!» Es müsse deshalb alles getan werden, um Kondenswasser zu verhindern.

Mit seiner Arbeit möchte Wolfgang Palme den Gemüsegärtnerinnen und -gärtnern praxisnah aufzeigen, wie sie ihr Wintersortiment mit relativ wenig Aufwand mit eigenem frischem Gemüse erweitern können. 

Wolfgang Palme hielt am Erfahrungsaustausch Biogemüse im November in Valeyres-sous-Montagny ein Referat. Mehr Informationen finden Sie in seinem Buch «Frisches Gemüse im Winter ernten» (ISBN 978-3-7066-2592-0). 

Veröffentlicht in Blog

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